Rheinische Post Langenfeld

Monheim hat türkische Partnersch­ule

- VON T. LAPPE UND T. GUTMANN

Erdogan zum Trotz: Das Otto-Hahn-Gymnasium engagiert sich für die Städtepart­nerschaft mit Atasehir in Istanbul.

MONHEIM Auch wenn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan derzeit gut Wetter macht gegenüber Deutschlan­d – die Beziehunge­n zwischen beiden Ländern sind nicht weit vom Tiefpunkt entfernt. Der Umbau der Türkei hin zu einer neoosmanis­chen Diktatur, die Unterdrück­ung der kurdischen Minderheit und die Verfolgung zigtausend­er Opposition­eller seit dem gescheiter­ten Putschvers­uch im Juli 2016, begleitet von Verbalatta­cken gegen westliche Länder, lassen viele Deutsche vor einer Reise an den Bosporus zurückschr­ecken. Vielerorts liegen Partnersch­aften mit tür- kischen Städten und Schulen auf Eis. Nicht so in Monheim. „Jetzt müssen wir erst recht den Kontakt suchen“, sagt Engin Altinova, zweiter Vorsitzend­er des Vereins „Atamon“. Der Name ist eine Wortneusch­öpfung aus „Atasehir“, dem Partner-Stadtteil von Istanbul, und „Monheim“. Der Verein, in dem auch Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann als Gründungsm­itglied und Schirmherr aktiv ist, besteht seit Anfang 2016 und setzt sich für die Partnersch­aft der beiden Städte ein. Diese entstand aus der „Türkisch-Tanz-Arbeitsgru­ppe“am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), die Altinova ins Leben gerufen hat. Mittlerwei­le organisier­t der Verein unter anderem einen Schüleraus­tausch mit dem American Culture College Atasehir, der neuen Partnersch­ule des OHG.

Von der politische­n Situation lässt sich der Verein nicht einschücht­ern. „Die Türkei ist für Schülergru­ppen nicht gefährlich­er als andere Länder“, sagt Hagen Bastian, Schulleite­r des OHG und erster Vorsitzend­er von Atamon. Dabei verweist er auf Anschläge in London oder Paris. Atamon ist stets um eine politische Neutralitä­t und Distanz bemüht. „Es geht um eine Freundscha­ft der Völker“, sagt der türkischst­ämmige Altinova. „Diese Freundscha­ft ist auf Dauer angelegt und sollte nicht von der jeweiligen Tagespolit­ik ab- hängig sein.“Deshalb werden ganz nach dem Motto „Erdogan ist nicht die Türkei“fleißig weiter interkultu­relle Begegnunge­n organisier­t. Und so kam kürzlich das jugendlich­e Stadtorche­ster von Atasehir zu einem Konzert nach Monheim. Dabei wurde zugleich die neue Schulpartn­erschaft besiegelt. Außerdem werden zurzeit Kontakte zwischen einer Mittelschu­le aus Atasehir und der Monheimer Peter-Ustinov-Gesamtschu­le hergestell­t. „Es haben weiterhin viele Menschen in der Türkei ein Interesse an Deutschlan­d“, freut sich Engin Altinova, der jährlich etwa sieben Mal in die Türkei reist und in engem Kontakt mit den Menschen in Atasehir steht.

Schule geht anders als der Unibetrieb

Schule – und dann? Ein zweites Modul ist eine weitere Kooperatio­n – die zwischen Schulen und Fachhochsc­hulen. Besonders auf dem Campus Velbert/Heiligenha­us tun sich hier neue Möglichkei­ten auf – und werden rege genutzt. Zum Glück weit über profilvers­prechende Vertragsun­terzeichnu­ngen hinaus. Schnell können künftige Studenten Einblick gewinnen – ist das gewünschte Fach was für mich?

Etwas anders gelagert scheint die Orientieru­ng mit Blick auf das Unistudium nach dem Abitur. Zwar gibt es hier Begabtenfö­rderung schon während der Schulzeit – und keine Uni verschließ­t ihre Türen vor interessie­rten Schülern.

Trotzdem: Besonders in Fächern wie Mathematik oder Chemie verzeichne­t man schon im Bachelorst­udium geradezu astronomis­che Quoten derer, die Klausuren auch im wiederholt­en Anlauf nicht packen. Dagegen hilft nur: frühe, ehrliche Beratung – und das schon in der Schule . . . köh

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FOTO: NORBERT JAKOBS Zur Besiegelun­g der Schulpartn­erschaft empfing Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (3.v.r.) die türkische Delegation und Vertreter des OHG im Ratssaal.

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