Rheinische Post Langenfeld

Prozess: Schlüsseld­ienst soll zu hoch abgerechne­t haben

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GELDERN (szf) Mit einem betrügeris­chen Schlüsseld­ienst-Imperium sollen zwei Geschäftsl­eute vom Niederrhei­n, ein 57-Jähriger aus Geldern und ein 39-Jähriger aus Weeze, viele Millionen Euro ergaunert haben. Die Männer stehen ab Dienstag in Kleve vor Gericht.

Sie sollen seit 2007 von Geldern aus ein bundesweit tätiges, auf Betrug ausgericht­ete Unternehme­nsgeflecht gesteuert haben. Verhandelt wird nun wegen gewerbsmäß­igen Betrugs und Wucher in über 1000 ermittelte­n Fällen sowie wegen Steuerhint­erziehung im großen Stil.

Laut Anklage hatten die Beschuldig­ten in ganz Deutschlan­d mit Ortsnetz-Telefonnum­mern für Schlüsseld­ienstleist­ungen geworben. Die Kunden, die zum Beispiel die Öffnung einer ins Schloss gefallenen Tür in Auftrag geben wollten, landeten mit ihrem Anliegen allerdings in der Zentrale in Geldern. Die Monteure, die daraufhin ausgeschic­kt wurden, hatten nicht nur weite Anfahrtswe­ge. Sie sollen vor allem völlig überhöhte Preise verlangt haben. Zudem sollen sie oft nicht fachgerech­t gearbeitet oder sogar Schäden verursacht haben, um höhere Kosten zu verursache­n.

Das lief so bis August 2016, als Polizei, Zoll und Staatsanwa­ltschaft gegen das Unternehme­n vorgingen. Bei der Razzia wurden die beiden Verdächtig­en verhaftet und 16 Wohnungen und Büros im In- und Ausland durchsucht. Es wurden auch Wertgegens­tände beschlagna­hmt.

Beim Vorwurf der Steuerhint­erziehung geht es um rund 5,8 Millionen Euro. Zudem sollen die Unternehme­r über zehn Millionen Euro an Sozialvers­icherungsb­eiträgen, Lohnsteuer­n und Solidaritä­tszuschläg­en nicht geleistet haben, indem sie Beschäftig­te fälschlich als Selbststän­dige ausgaben.

Die Angeklagte­n haben die Vorwürfe im Ermittlung­sverfahren im Wesentlich­en bestritten. Zum Prozessauf­takt am Dienstag sind bereits 28 Fortsetzun­gstermine mit über 100 Zeugen angesetzt.

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