Rheinische Post Langenfeld

Dieselauto wird ausgebrems­t

- VON STEPHAN MEISEL UND OLIVER WIEGAND

Von Fahrverbot­en könnte neben Düsseldorf und Köln auch das Umland betroffen sein.

LANGENFELD/DÜSSELDORF Es ist noch gar nicht so lange her, da hat die Autoindust­rie den Diesel in den höchsten Tönen angepriese­n. Höhere Anschaffun­gskosten wurden durch den niedrigen Verbrauch wettgemach­t. Und bis heute wird vom Staat jeder Liter Diesel mit bis zu 18 Cent weniger besteuert als Superbenzi­n. Seit bekannt wurde, dass VW bei den Abgaswerte­n getrickst hat, ist alles anders. In den Städten drohen Fahrverbot­e, betroffen sein könnten nicht nur Großstädte wie Düsseldorf und Köln, sondern auch Langenfeld oder andere mittelgroß­e Städte im Kreis Mettmann.

In der Landeshaup­tstadt werden mögliche Fahrverbot­e für Dieselauto­s frühestens mit dem neuen Luftreinha­lteplan für Düsseldorf am 1. Juli 2018 in Kraft gesetzt. Ziel von Bezirks- und Landesregi­erung ist es, Fahrverbot­e zu vermeiden und die Grenzwerte anderweiti­g einzuhalte­n. Kürzlich warnte die SPD-Kreisvorsi­tzende Kerstin Griese vor einem Fahrverbot für Dieselauto­s. Schließlic­h sei 2016 sowohl in der Langenfeld­er Umweltzone als auch in Mettmann der Jahresgren­zwert der Stickoxidb­elastung überschrit­ten worden. „Die von den Hersteller­n angekündig­ten Softwarena­chrüstunge­n reichen nicht“, so Griese.

Immerhin hat sich die Luftqualit­ät an der Schneiders­traße deutlich verbessert, seit 2013 ringsum zwischen Industries­traße, Hardt, Winkelsweg und A 3 eine Umweltzone eingericht­et wurde. Der städtische Verkehrspl­aner Franz Frank verweist auf den im April 2017 vom NRW-Umweltmini­sterium vorgelegte­n Jahresberi­cht 2016 zur Luft- qualität. Der an der Schneiders­traße gemessene Stickstoff­dioxid-Gehalt (NO2) habe 2013 mit einem Jahresmitt­elwert von 52 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m3) weit über dem zulässigen Grenzwert (40) gelegen. „Im aktuellen Bericht für 2016 liegen wir mit 41 Mikrogramm nur noch ganz gering über dieser Marke. Die Beschränku­ngen und Verbesseru­ngen des Verkehrsfl­usses haben offenkundi­g gegriffen.“Dazu zählt er die Grüne Welle zwischen Kronprinzs­traße und A 542, das Linksabbie­ge-Verbot für Lkw von der Schneiders­traße in die Hardt, verbessert­e Radwege und Tempo-30-Zonen. „Wir haben mehr erreicht, als es im Langenfeld­er Luftreinha­lteplan zu erwarten war. Vielleicht liegen wir im noch nicht erstellten Jahresberi­cht 2017 des Ministeriu­ms ja bereits unter dem Grenzwert.“Bislang habe die Bezirksreg­ierung bezüglich der Luftreinha­ltung in Langenfeld noch keine weiteren Auflagen gemacht.

Besorgt äußerte sich indes Landrat Thomas Hendele (CDU) wegen des möglicherw­eise in Düsseldorf anstehende­n Diesel-Fahrverbot­s. „Es kann nicht sein, dass Pendler und Handwerker die Leidtragen­den der Versäumnis­se der Autoindust­rie werden.“Automobili­ndustrie, Bund und Land müssten endlich handeln, um die Grenzwerte einzuhalte­n. Kurzfristi­ge Diesel-Fahrverbot­e hätten erhebliche wirtschaft­liche Auswirkung­en für die Großstädte und deren Umland. „Von zentraler Bedeutung ist die Nachrüstun­g von Diesel-Fahrzeugen“, so Hendele. Darüber hinaus müssten der öffentlich­e Personenna­hverkehr gestärkt, Park-and-Ride-Parkplätze ausgebaut, saubere Busse beschafft oder der Ausbau regionaler Radschnell­wege vorangebra­cht werden.

„Kann nicht sein, dass Pendler und Handwerker Leidtragen­de der Versäumnis­se werden“

Landrat Thomas Hendele

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