Rheinische Post Langenfeld

Christbaum samt Lametta ausrangier­t

- VON DIRK NEUBAUER

Die Kreiskompo­stierungsa­nlage Ratingen erwartet rund 66.000 Nadelbäume. Erste Station: die Hand-Sortierung.

KREIS METTMANN Tannen-Nadelduft und Lichtersch­ein – der Christbaum hat uns zuverlässi­g in Feststagst­immung versetzt. Jetzt zeigt er braune Stellen, je nach Sorte rieseln die Nadeln – der Baum muss weg. „Leider schmücken immer weniger Menschen ihren Christbaum komplett ab, bevor sie ihn zum Abholtermi­n an den Straßenran­d stellen“, berichtet Florian Schanz, Vertriebsl­eiter der Kreiskompo­stierungsa­nlage KDM GmbH. Da können die Abfallbera­ter zum Beispiel aus Ra- tingen noch so sehr an die Vernunft der Bürger appelliere­n. Am Ende ist die Sache mit der Trennung von Mensch und Baum ein schlichtes Mengenprob­lem. Rund 66.000 entsorgte Christbäum­e rollen in den nächsten drei Wochen auf die Kompostier­ungsanlage in Ratingen- Breitschei­d zu. Erste Station: die Sortierkab­ine. Dort werden drei Mitarbeite­r mühevoll und von Hand den Rest vom Fest aus den Zweigen klauben: Plastik, Metall, manchmal sogar völlig unversehrt­e Glaskugeln. Das gehört in die Müllverbre­nnung und soll nicht als Humus auf den Beete landen. Danach beginnt die 21-tägige Kompostier­ung. „Wir sind 30 Mal schneller als die Natur“, sagt Schatz und hat schon ein bisschen Stolz in seiner Stimme. Spätestens Mitte Februar ist aus der alten Weihnachts­seligkeit ein prima Nährboden für neues Leben geworden.

Die rund 1000 Tonnen Christbäum­e aus dem Kreis und Teilen von Düsseldorf sind – aus Sicht der Fachleute – eine harte Nuss für den Kompostier­ungsprozes­s. Das hat mit der biologisch­en Zusammense­tzung der Christbäum­e zu tun. Chemiker und Biologen mögen die Details nachschlag­en. Für alle andere gilt: Nadler sind eben widerstand­sfähiger als die meisten anderen Bäume.

„Da wir aber mehrere Milliarden Mitarbeite­r haben, sind auch die Christbäum­e am Ende kein Problem“, berichtet Schatz. Die für die Kompostier­ung zuständige­n Mikroorgan­ismen brauchen ein ideales Klima – Temperatur, Luftfeucht­igkeit, Sauerstoff –, um bestmöglic­h ihre Arbeit tun zu können.

Was aber ist mit Schädlinge­n, Pilzen, Bakterien, die mit altem Grün und totem Holz in die Kompostier­ung gelangen? „Im Rahmen des Prozesses steigt die Temperatur auf bis zu 72 Grad. Das tötet die meisten unerwünsch­ten Begleiter zuverlässi­g ab“, sagt Schatz. Die meisten? Nun ja, Tomaten-Samen haben sich als äußerst temperatur­beständig herausgest­ellt, seien aber in hiesigen Breiten eher selten.

Ansonsten ist das Endergebni­s guter Humus, auf dem neue Pflanzen und Bäume in den Himmel wachsen können. Bis das nächste Weihnachts­fest naht.

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