Rheinische Post Langenfeld

Karneval ist ein teures Geschäft

- VON HEIKE SCHOOG

Für viele aktive Jecke beginnt die fünfte Jahreszeit schon im Juni. Da falle Weihnachte­n schon einmal aus.

LANGENFELD/MONHEIM Das verschmitz­te Grinsen ist durch den Telefonhör­er zu „sehen“. Was der Karneval kostet? „Das ist das am besten gehütete Geheimnis der Karnevalis­ten“, sagt Dirk Heinrichs, Geschäftsf­ührer des Festkomite­es Langenfeld­er Karneval. Warum? „Ganz einfach“, so Heinrichs. „Weil sich in jedem Jahr etwas ändert“, sagt er. Und das sei nach außen nur schwer zu vermitteln. Allein durch die immer strenger werdenden Sicherheit­sbestimmun­gen stiegen die Kosten für Veranstalt­er, also in Langenfeld für Festkomite­e und Vereine. Doch er lässt durchblick­en, dass das FLK so um die 50.000 Euro für Prinzenpro­klamation und Rosenmonta­gszug auf den Tisch legt – einen mittleren fünfstelli­ger Betrag.

Woher das Geld kommt? Vor allem die 80 Ehrensenat­oren, zu denen auch Bürgermeis­ter Frank Schneider gehört, greifen gern und tief in die Tasche, wenn es darum geht, das winterlich­e Brauchtum zu unterstütz­en. „Und das Prinzenpaa­r spendet bei uns natürlich auch“, so Heinrichs, der mit drei weiteren Karnevalis­ten zum FLK-Vorstand gehört. Darüber hinaus gebe es auch einen Zuschuss von der Stadt.

Das alles seien jedoch Beträge, mit denen man nicht wirklich kalkuliere­n könne. „Spenden sind freiwillig“, so Heinrichs. „Wir sind nicht auf Rosen gebettet“, sagt der für die Finanzen zuständige Jeck. Denn auch die Kosten für die Interprete­n, die der Proklamati

zung für ein etwa bei ons-Sit- gelungenes Programm sorgen sollen, würden ständig höher.

„Karneval ist ein teures Geschäft“, so Heinrichs, der froh ist, dass sich immer noch viele ehrenamtli­ch engagieren und sich in Langenfeld immer wieder ein Prinzenpaa­r findet. „Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it mehr“, sagt Heinrichs. Für die majes- tätischen Jecken beginnt bereits im Juni die Session. Dann startet die Sponsorens­uche, das Ornat muss ausgewählt und bestellt werden, Orden entworfen, produziert und finanziert werden. Bei alldem geht viel Zeit drauf. Da fällt Weihnachte­n schon einmal aus.“Das weiß auch Lars van der Bijl. Er ist Sprecher der Gromoka, die ein etwas anderes Modell fährt und grob davon spricht, dass die „Große Monheimer Karnevalsg­esellschaf­t“während de Session einen eher sechstelig­en Betrag umsetzt. „Wir haben feste Sponsoren und der Vorstand beteiligt sich finanziell an den Projekten“, so von der Bijl. Allein mit dem Beitrag der 394 Mitglieder sei das Programm aus etlichen Karnevalss­itzungen und Rosenmonta­gszug nicht zu machen. Für die Akquise sei der Vorstand zuständig. Und der trägt auch das finanziell­e Risiko, wenn es darum geht, für die Sitzungen attraktive Entertaine­r zu buchen und dann auch genügend Karten zu verkaufen, so dass sich das unter dem Strich halbwegs rechnet. Bei der Damensitzu­ng ist das kein Problem. Die ist ausverkauf­t. Ob das bei der heute (Samstag) steigenden Prunksitzu­ng im Festzelt am Rhein auch so sein wird, ist offen. Gebucht sind auf jeden Fall Kölner Karnevalsg­rößen wie Thomas Cüpper, Cool and the Gang, Knacki Deuser, Wicky Junggeburt­h und andere. „Die sind teuer“, so Gromoka. Je nachdem, wie viele Karten verkauft werden, bleibe unter dem Strich ein Minus, das die Damensitzu­ng dann rausreißen muss. Denn bei 2000 bis 2100 Besucherin­nen, die zwischen 28 und 36 Euro für die Karte bezahlen, kommt dabei zumindest ein ordentlich­er Betrag zusammen – im höheren fünfstelli­gen Bereich. Doch der ist nötig: Das Zelt kostet Leihgebühr­en und braucht einen Sicherheit­sdienst. Bühnenbild und Dekoration sowie ein Caterer schlagen in der Bilanz negativ zu Buche. Die Wartung des Rosenmonta­gswagens, die Absicherun­g des Zuges mit Wagenengel­n, der Sicherheit­sCheck für die Aufbauten, das alles hat die Gromoka als Veranstalt­er zu regeln. „Da kommt einiges zusammen, das ohne viele Ehrenamtli­che nicht möglich wäre“, so van der Bijl.

Umso glückliche­r ist er, dass die Stadt Monheim die Kosten für die Umsetzung des Sicherheit­skonzeptes übernimmt.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Der Aufbau der Bühnendeko­ration im Festzelt an der Kapellenst­raße erfordert alle Muskelkraf­t, die die Gromoka aufzubiete­n hat. Lars van der Bijl (2. v.re.) koordinier­t die Aktion.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Der Aufbau der Bühnendeko­ration im Festzelt an der Kapellenst­raße erfordert alle Muskelkraf­t, die die Gromoka aufzubiete­n hat. Lars van der Bijl (2. v.re.) koordinier­t die Aktion.

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