„Friederike“bringt Tod und Chaos
Mehr als 14.500 Einsatzkräfte kämpften gestern gegen die Verwüstungen an, die der Orkan „Friederike“im Land hinterlassen hat. Drei Menschen in NRW starben, die Bahn stellte ihren Betrieb bundesweit ein.
DÜSSELDORF Auf den Tag genau elf Jahre nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“ist gestern Sturmtief „Friederike“mit schweren Böen über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Insbesondere in NRW richtete der Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern schwere Schäden an. Mindestens drei Menschen kamen in NRW ums Leben, mehr als 60 wurden verletzt. Eines der Todesopfer ist ein Feuerwehrmann. „Das ist tragisch, und unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Drei weitere Todesopfer forderte der Sturm in Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
In Emmerich wurde ein 59-Jähriger auf einem Campingplatz von einem Baum tödlich getroffen. In Lippstadt (Kreis Soest) starb ein 68jähriger Lkw-Fahrer bei einem sturmbedingten Unfall. In Moers stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer wurde schwer verletzt. Allein in der Feuerwehr-Leitstelle des Rhein-Kreises Neuss gingen mehr als 600 Notrufe ein; in Duisburg waren es rund 350. Laut NRW-Innenministerium waren mehr als 14.500 Rettungskräfte den Tag über im Einsatz.
Zumeist blieb es allerdings bei Blech- und Sachschäden. In Kleve wurde das Dach einer Berufsschule abgedeckt, in Meerbusch fiel ein Baum auf einen Kindergarten, in Kaarst musste das Einrichtungshaus Ikea geräumt werden, weil der Sturm schwere Schäden an der Fassade des Gebäudes angerichtet hatte. 120.000 Menschen in NRW und den angrenzenden Bundesländern waren zeitweilig ohne Strom, weil Bäume auf Hochspannungsmasten gestürzt waren. In vielen Städten wurde der Schulunterricht wegen des Sturms abgebrochen. Massive Auswirkungen hatte „Friederike“auch auf den Verkehr. Die Deutsche Bahn stellte aus Sicherheitsgründen den Bahnbetrieb gestern Nachmittag bundesweit vollständig ein. Betroffene sollen laut einer Bahnsprecherin mit Hotel- und Taxigutscheinen entschädigt werden. Die Sprecherin kündigte an, dass es auch heute noch wegen Aufräumarbeiten erhebliche Probleme im Bahnverkehr geben könnte.
In Essen wurden Teile des Hauptbahnhofes gesperrt, weil Gebäudeteile herabzustürzen drohten. Auch kommunale Verkehrsbetriebe wie etwa die Rheinbahn in Düsseldorf ließen zeitweise Straßenbahnen und Busse in den Depots. In vielen Städten gab es zudem wegen herunterstürzender Dachziegel und wackeliger Baugerüste Straßensperren. Auf den Autobahnen bildeten sich infolge sturmbedingter Lkw-Unfälle lange Staus. Auf einer Brücke der A 59 in Duisburg wurde ein Lastwagen von einer Böe erfasst und in die Leitplanke gedrückt. Der Fahrer erlitt schwerste Verletzungen. Am Airport Köln/Bonn musste der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt werden. Am Flughafen Düsseldorf wurden 37 Starts und Landungen annulliert.