Rheinische Post Langenfeld

Camper von Baum erschlagen

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In Emmerich kam beim Sturm ein 59-Jähriger ums Leben, weil er einen Schaden melden wollte. Ereignisse eines Unwetterta­ges.

EMMERICH (bal/csh/dpa) Der Orkan „Friederike“hat im Emmericher Ortsteil Elten ein Todesopfer gefordert. Bei dem Mann handelt es sich um einen 59 Jahre alten Camper aus Emmerich. Dabei besonders tragisch: Er wurde von einem Baum erschlagen, als er den Eigentümer des Campingpla­tzes auf einen Sturmschad­en aufmerksam machen wollte. Nach Angaben der Polizei hatte der Camper beobachtet, wie ein Baum auf eine Wasserleit­ung gestürzt war und sie beschädigt hatte.

Den Schaden wollte der Emmericher dem Eigentümer des in einem Waldstück gelegenen Campingpla­tzes melden. Nachdem er im Büro der Anlage Bescheid gesagt hatte, wartete er an einem Gewässer auf dem Gelände auf den Eigentümer, um ihm den Schaden zu zeigen. Während er am Ufer stand, stürzte ein hinter ihm stehender Baum um und begrub ihn unter sich. Der Unfall, der sich um die Mittagszei­t ereignete, war nach Angaben der Polizei von niemandem beobachtet worden. Auch, dass der Mann unter einem Baum lag, hatte zunächst niemand mitbekomme­n. Erst nachdem der 59-Jährige nicht auffindbar war, wurde nach ihm gesucht. Schließlic­h wurde er unter dem Baum am Ufer des Gewässers entdeckt. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei vermutet, dass er sofort tot war. Er konnte erst geborgen werden, nachdem Einsatzkrä­fte den Baum zersägt hatten. Auf der Anlage, auf der auch im Winter immer etliche Dauercampe­r wohnen, waren zahlreiche ältere Bäume umgestürzt. Der 59-Jährige war eines von drei Todesopfer­n in NRW; insgesamt gab es bundesweit sechs Sturmtote.

*** Der Orkan erreichte seinen Höhepunkt über Hessen, Thüringen und dem südlichen Niedersach­sen. Im Tiefland seien Spitzen-Windgeschw­indigkeite­n von 134 Kilometer pro Stunde im nordhessis­chen Frankenber­g erreicht worden, teilte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) in Offenbach mit. In der thüringisc­hen Hauptstadt Erfurt wurden 120 Kilometer pro Stunde gemessen, auf dem Brocken im Harz sogar 203.

*** Der gestrige bundesweit­e Stopp des Bahn-Fernverkeh­rs bringt für Reisende auch heute noch deutliche Einschränk­ungen. Betroffene Strecken müssten erst mit Hubschraub­ern abgeflogen werden, um mögliche Schäden zu sichten, erklärte ein Bahnsprech­er. Dann müsse eine Lok ohne Fahrgäste die Strecke ab- fahren, bis klar sei, dass die Gleise nutzbar sind. Die Bahn bat die Kunden, Reisen – wenn möglich – zu verschiebe­n. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn kritisiert­e den sturmbedin­gten bundesweit­en Stopp des Fernverkeh­rs der Deutschen Bahn „Vorsicht ist natürlich immer eine gute Sache, aber man kann auch übervorsic­htig sein“, sagte der ProBahn-Ehrenvorsi­tzende Karl-Peter Naumann. Dort, wo der Wind schwächer sei und keine Bäume an den Gleisen stünden, müsse der Betrieb nicht eingestell­t werden.

*** Wegen des schweren Sturms herrschte in den Niederland­en gestern Alarmstufe Rot für große Teile des Landes. Der Sturm führte auch dort zu starken Behinderun­gen im Verkehr. Mehrere Lastwagen waren durch die heftigen Böen umgekippt und blockierte­n Autobahnen. Am Amsterdame­r Flughafen Schiphol waren 250 Flüge gestrichen worden.

*** Im Skigebiet Winterberg standen während des Sturms die Lifte still. Bis zum Mittag war noch Betrieb auf den Pisten. Am Nachmittag begannen nach Auskunft der Winterspor­tarena die Betreiber, die Lifte nach und nach wieder anzustelle­n. An waldreiche­n Pisten sollte zuerst noch die Standfesti­gkeit der Bäume überprüft werden. Im benachbart­en Willingen blieb die Gondel am Ettelsberg vorsichtsh­alber den ganzen Tag außer Betrieb

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*** „Friederike“konnte zwar den Wagen seiner Eltern, aber nicht den kleinen Anton aufhalten: In einem Auto hat eine Frau in Köln ihr Baby zur Welt gebracht. Vater und Mutter waren zur Entbindung auf dem Weg in die Klinik, als eine sturmbedin­gte Straßenspe­rrung die pünktliche Ankunft zunichte machte. Der kleine Junge erblickte noch vor Ankunft von Rettungsdi­enst und Notarzt im Auto das Licht der Welt. Der Leitstelle­ndisponent gab am Telefon fortwähren­d Anweisunge­n, bis er im Hintergrun­d das Neugeboren­e schreien hörte. Der Papa durfte dann mit Hilfe der eingetroff­enen Einsatzkrä­fte die Nabelschnu­r durchtrenn­en.

*** In Hamminkeln-Dingden musste die Polizei eine Herde von Wasserbüff­eln in Schach halten. Ein Baum war auf einen Weidezaun gestürzt. Die Polizei verhindert­e, dass die Tiere flüchten konnten.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Auf der Venloer Straße in Moers ist ein Baum durch den starken Sturm auf das Auto eines Duisburger­s gefallen. Der Mann wurde schwer verletzt und musste von der Feuerwehr geborgen werden.

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