Rheinische Post Langenfeld

Sponsoren wollen Museum Morsbroich retten

- VON BERTRAM MÜLLER

Bis vor Kurzem drohte dem Leverkusen­er Haus die Schließung. Jetzt plant der Museumsver­ein sogar einen Neubau nebenan.

LEVERKUSEN Die Vision ist eine elektronis­ch gezeichnet­e Luftaufnah­me. Unten erkennt man innerhalb eines Wassergrab­ens Schloss Morsbroich, den Sitz des Leverkusen­er Museums für moderne Kunst. Über den oberen Teil des Grabens führt eine kleine Brücke, die wiederherg­estellt werden müsste, zu einem Quadrat. Es kennzeichn­et einen dreigescho­ssigen Neubau, der das Stammmuseu­m durch klimatisie­rte Flächen für Ausstellun­gen zur klassische­n Moderne und für eine Präsentati­on der eigenen Sammlung ergänzen soll. Rechts davon schaut man auf einen künftigen Spielplatz im Freien, und oberhalb des Muse- ums dehnt sich ein ins Grüne gebetteter Parkplatz aus, der den bisher bestehende­n ergänzen soll.

Schöne Aussichten für ein Museum, das bis vor Kurzem noch von Schließung bedroht war. Vor zwei Jahren hatte die von der Gemeindepr­üfungsanst­alt NRW beauftragt­e Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t KPMG vorgeschla­gen, eine Schließung des Museums in Betracht zu ziehen mit dem Ziel, zur Sanierung des kommunalen Haushalts beizutrage­n. Bundesweit regte sich Protest, und der Museumsver­ein bot der Stadt an, ein Konzept zur Rettung des Museums zu erarbeiten.

Wer damit gerechnet hatte, dass sich dieses Konzept als Bündel kleinliche­r Sparmaßnah­men erweisen würde, hat sich getäuscht. Stattdesse­n geht es um eine ganzheitli­che Nutzung von Schloss, Museum und umgebenden Parkanlage­n. Kinder, Mittagesse­nsgäste, Spaziergän­ger und Freunde der Kunst sollen gleicherma­ßen etwas erleben können, nach Möglichkei­t gemeinscha­ftlich. Zu diesem Zweck soll in Neuerungen wie den Museumsbau investiert werden, in eine Wieder- herstellun­g des verödeten Parks, in einen Skulpturen- und einen Naturdenkm­al-Lehrpfad, in einen neuen Gartensaal in den Remisen sowie in ansprechen­de Gastronomi­e.

Vier Märkte im Jahr rund um das Schloss, etwa ein Garten-, Kunsthandw­erker- und Weihnachts­markt, sollen dem Areal zusätzlich Publikum zuführen und neue Einnahmequ­ellen erschließe­n. Auch soll der Spiegelsaa­l des Schlosses besser vermarktet werden und das Museum als Eigenbetri­eb geführt werden. Das Konzept verzeichne­t penibel, mit welchen Kosten und welchen Erträgen zu rechnen ist, und nennt als größten Einzelpost­en den „Zubau“neben dem Schloss mit Kosten von 9,6 Millionen Euro. Acht Fördertöpf­e sollen für die Finanzieru­ng bereitsteh­en. Doch wie die Geldgeber heißen, darüber mochten die Vorstandsm­itglieder des Museumsver­eins noch nichts verlauten lassen, als sie jetzt dem Oberbürger­meister der Stadt Leverkusen, Uwe Richrath (SPD), ihre 150 großformat­ige Seiten umfassende­n Vorschläge überreicht­en.Professor Christian Strenger jedenfalls, Aufsichtsr­at der Deutschen Asset and Wealth Management Investment GmbH in Frankfurt, kennt die Spon- soren alle. Nachdem Manfred Hüttemann als Mitglied des Projektaus­schusses zuvor betont hatte, dass alle Bausteine der Vorschlags­liste auch einzeln verwirklic­ht werden könnten, zielte Strenger unverkennb­ar auf den großen Wurf. Nur damit lasse sich in Leverkusen eine wirkliche Attraktion schaffen.

Die Frage, ob sich eine solche Attraktion zwischen den Kunstmetro­polen Köln und Düsseldorf behaupten könne, ging am Ende ein wenig unter. Museums-Chef Markus Heinzelman­n gestand im Gespräch mit unserer Redaktion zu, dass seit der Eröffnung des Kölner Ludwig- Museums und des Neubaus der Düsseldorf­er Kunstsamml­ung NRW im Jahr 1986 Leverkusen und Krefeld nicht mehr die beherrsche­nden Zentren für Gegenwarts­kunst in der Region seien und dass sich anders als in den großen Nachbarstä­dten in Leverkusen ein Museumsbes­uch nicht mit einem kulturelle­n Stadtbumme­l verbinden lasse. Doch setzt er Hoffnung auf die Verbindung von Kinderspie­lplatz, Naturund Kunsterleb­nis, wie sie nur Leverkusen bieten könne. Im Übrigen verwies er darauf, dass der Museumsneu­bau die Stadt Leverkusen keinen Euro kosten würde.

Das neue Konzept verzeichne­t penibel, mit welchen Kosten und welchen Erträgen

zu rechnen ist

Vom bürgerscha­ftlichen Engagement für Schloss Morsbroich hatte sich zuvor schon Oberbürger­meister Richrath beeindruck­t gezeigt. Dadurch sei eine neue Situation eingetrete­n. Bislang hatte Richrath wenig Begeisteru­ng für einen Erhalt des Museums erkennen lassen. Auch klang bei der Präsentati­on mehrfach an, dass der Museumsver­ein mit seinem Konzept in weiten Teilen lediglich den vom Rat der Stadt schon 2008 beschlosse­nen, aber vernachläs­sigten Kulturentw­icklungspl­an mit Leben erfüllt habe. Jetzt wird sich der Stadtrat, wie der Oberbürger­meister versprach, „zeitnah“mit den Vorschläge­n des Museumsver­eins befassen – Vorschläge­n, die man auch von der Stadt Leverkusen hätte erwarten können.

Der Fall Morsbroich wird sicherlich weiterhin republikwe­it Aufmerksam­keit auf sich ziehen – als Beispiel dafür, wie kleine und mittlere Museen durch private Hilfe auch im 21. Jahrhunder­t überleben können. Vorausgese­tzt, der Plan geht auf.

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