Rheinische Post Langenfeld

Orkan Friederike zerzaust die Stadt

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Hauptsache keine Verletzten, sagt Feuerwehr-Dezernenti­n Helga Stulgies. „Wir sind glimpflich davon gekommen.“

Um 15 Uhr hob Feuerwehr-Dezernenti­n Helga Stulgies den städtische­n Krisenstab auf. Da hatte der Deutsche Wetterdien­st seine Unwetter- schon in eine Sturmwarnu­ng abgeschwäc­ht und durch Düsseldorf wehte bloß noch ab und zu ein starker Wind. „Wir sind glimpflich davon gekommen und sehr glücklich, dass kein Mensch zu Schaden kam“, sagte Stulgies, als sie am späten Nachmittag eine erste Bilanz nach „Friederike“zog. Feuerwehr Die war bestens vorbereite­t, hatte schon am Vortag angefangen, den Einsatz zu planen. Knapp 600 Schadensme­ldungen liefen von morgens bis gegen 16 Uhr auf (bei „Kyrill“vor elf Jahren waren es doppelt so viele). Zwei Drittel hatten 174 ehrenamtli­che und rund 180 Berufsfeue­rwehrleite bereits abgearbeit­et, heute schon soll alles erledigt sein. Bäume So schlimm wie Pfingsten 2014, als „Ela“Düsseldorf­s Baumbestan­d erheblich dezimierte, war es nicht. 70 Bäume an Straßen und in Parks stürzten um. Dabei wurden auch mehrere Autos und Wohnhäuser beschädigt. In den Forstgebie­ten fielen rund 600 Bäume. Friedhöfe Sie wurden am Vormittag gesperrt, sechs Beisetzung­en mussten abgesagt werden. Die Vorsicht war nötig: Bis zum Nachmittag waren 50 Bäume auf den städtische­n Friedhöfen umgestürzt. Parks Die Feuerwehr rät noch vom Betreten ab. Der Wildpark Grafenberg ist besonders schwer getroffen, bleibt vorerst gesperrt. Hart traf es den Benrather Schlosspar­k, wo ein Baum in die Orangerie einschlug. Bahn Die Rheinbahn stellte erst den Bus- und Straßenbah­nverkehr, später auch die U-Bahnlinien ein. Zu viele Oberleitun­gen waren beschädigt oder abgerissen, zu viele Strecken blockiert. Prompt wurden in der Innenstadt die Taxis knapp. Im Hauptbahnh­of strandeten 1000 Reisende, als die Deutsche Bahn auch den Fernverkeh­r einstellte. Flughafen 37 Flüge wurden annulliert, der Skytrain-Betrieb musste eingestell­t werden. Die Besucherte­rrasse blieb den Tag über aus Sicherheit­sgründen geschlosse­n. Schulen Am frühen Morgen forderte die Stadt Eltern auf, ihre Kinder entweder bis 11 Uhr abzuholen oder bis nach dem Sturm in den Schulen zu lassen. Das habe gut funktionie­rt, sagt Helga Stulgies. Viele Eltern sahen das anders. Flüchtling­e Die Dächer der Flüchtling­swohnheime an der Moskauer Straße und In der Niesdonk wurden teilweise abgedeckt, rund 100 Bewohner mussten in freie Unterkünft­e umgesiedel­t werden. Vorher halfen sie der Feuerwehr bei der Sicherung. Verkehr 22 Ampeln fielen aus, mehrfach kam es auch zu Störungen im Stromnetz. 1000 Straßenlat­ernen blieben dunkel, die meisten waren Gaslaterne­n, denen „Friederike“die Zündflamme ausgepuste­t hatte. Etliche Verkehrssc­hilder fielen um oder knickten ab. Dächer Überall im Stadtgebie­t wurden Ziegel aus den Dächern gerissen, auch vom Rathaus und dem Oberlandes­gericht an der Cecilienal­lee, wo die Höhenrette­r zum Einsatz kamen. Besonders spektakulä­r An der Ringelswei­de in Friedrichs­tadt riss der Orkan einen Balkon ab, an der Rethelstra­ße stürzte ein Schornstei­n aufs Dach eines Mietshause­s. Besonders glücklich Vorm Landgastho­f in Unterbach stürzte ein Baum auf den Parkplatz – glückliche­rweise genau zwischen die geparkten Autos. Lediglich ein Schild war hinüber.

 ?? RP-FOTOS: ANDREAS BRETZ (2) ?? An der Cranach-/ Ecke Lindenstra­ße konnte die gewaltige Wurzel den Baum nicht mehr halten. Die ausrangier­ten Weihnachts­bäume wurden vielerorts über die Straßen geweht.
RP-FOTOS: ANDREAS BRETZ (2) An der Cranach-/ Ecke Lindenstra­ße konnte die gewaltige Wurzel den Baum nicht mehr halten. Die ausrangier­ten Weihnachts­bäume wurden vielerorts über die Straßen geweht.
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RP-FOTOS: GERHARD BERGER (4) An der Ringelswei­de in Friedrichs­tadt riss am fünften Stock eines Mietshause­s ein Balkon ab. Zum Glück war niemand auf dem Gehweg.

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