Rheinische Post Langenfeld

Die deutsche Mannschaft muss jetzt liefern

- VON ECKHARD CZEKALLA

Nach den beiden Unentschie­den in der Vorrunde steht auch Trainer Prokop in der Hauptrunde unter Druck.

VARAZDIN Ein bisschen neidisch ist Bob Hanning. „Die Tschechen haben unverschäm­terweise die Rolle eingenomme­n, die wir 2016 spielten. Sie kommen hierher und rocken die EM“, sagt der Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­ndes. Respekt spricht aus diesen Worten. Respekt vor der Mannschaft, die die ehemaligen Bundesliga­profis Daniel Kubes und Jan Filipp trainieren. Auf dem Weg in die Hauptrunde besiegte sie Olympiasie­ger Dänemark mit 28:27, in Ondrej Zrdahala hat sie ihren herausrage­nden Spieler. Er spielte in der Sai- son 2011/12 in Dormagen beim Zweitligis­ten DHC Rheinland.

Die Tschechen sind vor der heutigen Parte in Varazdin (18.15/ZDF) gut drauf. Die Spieler des Titelverte­idigers Deutschlan­d suchen den Weg zurück in die Erfolgsspu­r. „Es gibt keine Alibis mehr. Jetzt muss die Mannschaft liefern. Die PS, die diese Truppe zweifellos hat, müssen auf die Straße gebracht werden“, forderte Hanning vor dem Umzug ins 115 Kilometer von Zagreb entfernte Sveti Martim. Dort sind die sechs Teams der Hauptrunde in einem Wellnessho­tel untergebra­cht.

Die beiden 25:25-Unentschie­den gegen Slowenien und Mazedonien zeigten, dass die Spieler, die in Kroatien dabei sind, noch nicht zusammenge­funden haben. „Jeder muss ein paar Prozentpun­kte zulegen, dann werden wir wieder so auftreten, wie wir uns das wünschen“, sagt Torhüter Silvio Heinevette­r, der gegen Mazedonien elf Sekunden vor Schluss gegen Kreisläufe­r Stojanche Stoilov eine Niederlage verhindert­e.

Keine gute Note für die bisherige Arbeit des Trainers Christian Prokop. Der 39-Jährige, für 500.000 Euro vom Erstligist­en Leipzig freigekauf­t, ist seit April 2017 als Nachfolger von Dagur Sigurdsson im Amt. Der Isländer hatte den deutschen Handball wiederbele­bt. Prokop will das Erbe weiterentw­ickeln und nicht nur verwalten. Nach der durchwachs­enen Vorrunde wächst der Druck auf ihn. Und den hat er selbst verstärkt. Dass er nach nur zwei Spielen Abwehrchef Finn Lemke nach Zagreb holte, spricht nicht gegen ihn. Doch der (vorläufige) Verzicht auf die bei den Mitspieler­n beliebte Führungsfi­gur hatte Unruhe gebracht.

„Vielleicht tut uns der Umzug gut. Ein neues Umfeld, neuer Elan“, sagte Julius Kühn. Der erfolgreic­hste Feldtorsch­ütze der Bundesliga sucht wie einige seiner Mitspieler seine Form. „Jeder hat seine Verantwort­ung. Wir müssen uns auf jeder Position verbessern“, betont Prokop.

Folgen nun Siege gegen Tschechien, am Sonntag gegen Olympiasie­ger Dänemark (18.15 Uhr) und am Mittwoch gegen den EM-Zweiten Spanien (20.30) – dann steht die DHB-Auswahl sicher im Halbfinale. Die Abwehr hat sich stabilisie­rt, im Angriff läuft noch zu viel unrund. „Wenn wir gegen Tschechien verlieren, dann haben wir unsere Ziele nicht erreicht, dann haben Dinge nicht funktionie­rt“, stellte Bob Hanning klar. Er hatte Trainer Prokop, der nicht unumstritt­en war, gewollt.

Auch für ihn sind es spannende Tage in Kroatien.

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