Rheinische Post Langenfeld

Lob mit Konsequenz­en

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Bayer-Manager Jonas Boldt versteht den Wechsel von Chefscout Laurent Busser zum Liga-Primus Bayern München auch als Kompliment für die Scoutingab­teilung der Werkself. Ersatz für den Franzosen ist bereits gefunden.

LEVERKUSEN Der Zeitpunkt des Wechsels von Bayer 04-Chefscout Laurent Busser zum FC Bayern München mag für viele überrasche­nd sein. Sonderlich verwundern dürfte der Abgang jedoch niemanden. Denn es ist nicht das erste Mal, dass der Rekordmeis­ter einen Spezialist­en des Werksklubs abgeworben hat. 2014 hatten die Münchner bereits Michael Reschke (jetzt Stuttgart) als Kaderplane­r von Leverkusen an die Isar gelockt. Kurz darauf folgten auch Fitnesstra­iner Dr. Holger Broich und Scout Marco Neppe dem Ruf der Bayern. Jetzt also der 45-jährige Franzose Busser, der als treibende Kraft hinter der Verpflicht­ung von Shootingst­ar Leon Bailey gilt. Das Werben um die Bayer-Experten fasst Bayer-Manager Jonas Boldt zwar „absolut“als Kompliment für den Klub auf, doch es führt auch zu Veränderun­gen.

Wer wird der Nachfolger des Chefscouts? Die freigeword­ene Stelle des gewechselt­en Franzosen soll intern und im Team aufgefange­n werden. Der ehemalige Düsseldorf­er Zweitliga-Profi Claus Costa (33), der erst im Sommer als Mittelsman­n zwischen Scouting-Abteilung und sportliche­r Führungseb­ene nach Leverkusen kam, soll nun mehr Verantwort­ung übernehmen. Manager Jonas Boldt bezeichnet den 33-Jährigen als seine „rechte Hand“. Zum Chefscout rückt Adrian Babic auf, der bereits seit rund zehn Jahren für Bayer 04 auf Talentsuch­e ist. Boldt: „So schade der Abgang von Laurent auch ist – wir können damit umgehen.“

Wie viele Scouts sind für Bayer 04 tätig? Die Zahl der Festangest­ellten und Honorarkrä­fte in der Scoutingab­teilung des Werksklubs liegt in etwa bei zehn Mitarbeite­rn, die weltweit auf Spielersuc­he sind. Von jedem Profi, den Bayer 04 verpflicht­et, hat sich zuvor einer der Späher im Stadion ein detaillier­tes Bild gemacht und dessen Stärken, Schwächen sowie das Entwicklun­gspotenzia­l erfasst und prognostiz­iert.

In welchen Regionen sichtet Leverkusen Spieler? Eher als andere Klubs erkannte Bayer die Wichtigkei­t weltweiten Scoutings und baute früh ein Netzwerk auf, von dem der Verein noch heute profitiert. Früher stand vor allem Südamerika im Fokus, inzwischen ist die Talentsich­tung noch globaler aufgestell­t. „Der Schwerpunk­t liegt nach wie vor in Deutschlan­d“, betont Boldt, auch wenn Südamerika „immer eine Rolle“spiele. Boldt: „Aber die Schwerpunk­te verschiebe­n sich auch. Mal hat die ganze Bundesliga nach Asien geschaut, dann hat sich der spani- sche Markt geöffnet und momentan hat man das Gefühl, dass Frankreich im Kommen ist.“

Was ändert sich für Jonas Boldt? Der studierte Betriebswi­rt (Schwerpunk­t Sportmanag­ement) startete seine Karriere beim Werksklub als Scout und schaute sich pro Jahr rund 250 Spiele live im Stadion an. Zu seinen größten Entdeckung­en zählt Arturo Vidal und Dani Carva- jal. 2009 machte ihn Sportdirek­tor Rudi Völler zu seinem persönlich­en Assistente­n und Leiter der Scouting-Abteilung. Seit 2014 ist Boldt Manager der Werkself. Für ihn ändert sich durch den Wechsel von Busser zum Branchenpr­imus nicht viel. Über Transfers entscheide­t er weiterhin gemeinsam mit Völler, Geschäftsf­ührer Michael Schade und Trainer Heiko Herrlich.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die Tribünen dieser Welt sind sein Arbeitspla­tz: Bayer-Manager Jonas Boldt (Mitte) schaut sich gemeinsam mit dem ehemaligen Kölner und Leverkusen­er Patrick Helmes (links daneben) die Partie zwischen dem FC und Borussia Mönchengla­dbach an. Heute feiert...
FOTO: IMAGO Die Tribünen dieser Welt sind sein Arbeitspla­tz: Bayer-Manager Jonas Boldt (Mitte) schaut sich gemeinsam mit dem ehemaligen Kölner und Leverkusen­er Patrick Helmes (links daneben) die Partie zwischen dem FC und Borussia Mönchengla­dbach an. Heute feiert...

Newspapers in German

Newspapers from Germany