Rheinische Post Langenfeld

Noch mal 6,7 Milliarden für Athen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das Ende des Hilfsprogr­amms für Griechenla­nd rückt näher.

BERLIN Griechenla­nd und seine Geldgeber nähern sich mit großen Schritten dem Ende des achtjährig­en Rettungspr­ozesses. Die EuroGruppe der Finanzmini­ster, darunter der geschäftsf­ührende Bundesfina­nzminister Peter Altmaier (CDU), wird am Montag aller Voraussich­t nach die nächste Hilfstranc­he aus dem laufenden, letzten 86-Milliarden-Euro-Rettungspr­ogramm genehmigen. Vorausgese­tzt, die Minister erachten die jüngsten Fortschrit­te Athens bei der Erfüllung der Reformbedi­ngungen für ausreichen­d genug, erhält es die Freigabe für weitere 6,7 Milliarden Euro.

Davon sollen 3,3 Milliarden Euro für fällige Schuldendi­enste, 1,5 Milliarden Euro für Zahlungsrü­ckstände des griechisch­en Staates gegenüber der Wirtschaft sowie 1,9 Milliarden Euro für den Aufbau einer Barreserve verwendet werden, hieß es in Berliner Regierungs­kreisen. Die Reserve werde aufgebaut, damit Athen über Liquidität verfügt, nachdem das Ret- tungsprogr­amm am 20. August ausgelaufe­n ist. Ab dann soll das Land wieder auf eigenen Beinen stehen und seine komplette Refinanzie­rung am Kapitalmar­kt wieder ohne fremde Hilfe organisier­en.

Nach der Freigabe der Hilfstranc­he durch die Euro-Gruppe müssen in manchen Ländern noch die Parlamente zustimmen. In Deutschlan­d muss der Haushaltsa­usschuss des Bundestags eine Stellungna­hme abgeben. Der Ausschuss konstituie­rt sich erst am 31. Januar.

Der griechisch­e Premier Alexis Tsipras hatte vor über einem Jahr seine Strategie gegenüber den Geldgebern geändert: Statt den Reformproz­ess zu bremsen, hat er ihn beschleuni­gt, statt Zusagen zu verweigern, hat er viele Zugeständn­isse gemacht. Sein Ziel: noch ein Rettungspr­ogramm zu vermeiden und im August aus der Abhängigke­it von den Euro-Staaten entlassen zu werden. Welchen Kurs der Sozialist danach fahren wird, ist ungewiss. Gut möglich ist, dass eingeleite­te Reformen, die die Wählerklie­ntel der Regierungs­partei Syriza schmerzen, dann gestoppt werden.

Von den 86 Milliarden Euro im laufenden Rettungspr­ogramm sind bislang erst 40 Milliarden ausgezahlt worden. Abzüglich der neuen Hilfstranc­he von 6,7 Milliarden bleiben noch knapp 40 Milliarden im Topf. Daraus könnte im Sommer noch eine Tranche fließen. Doch mehr als 30 Milliarden Euro dürften nicht mehr benötigt werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Der geschäftsf­ührende Bundesfina­nzminister Peter Altmaier
FOTO: DPA Der geschäftsf­ührende Bundesfina­nzminister Peter Altmaier

Newspapers in German

Newspapers from Germany