SPRECHSTUNDE
Blut im Urin In der urologischen Sprechstunde ist verfärbter Urin keine Seltenheit. Schnelle Diagnostik kann helfen, gefährliche Erkrankungen zu verhindern.
Unser Leser Rolf G. (68) aus Viersen fragt: „Vor einer Woche habe ich rot gefärbten Urin gehabt, ich hatte keine Schmerzen – und dann war alles wieder weg. Ist das schlimm?“ Peter Albers Schon Carmen Thomas schrieb: „Urin ist ein besonderer Saft!“Er kann je nach Trinkmenge und Nahrungsmittel sehr unterschiedliche Farben haben, von fast durchsichtig bei hoher Flüssigkeitszufuhr bis zu rötlicher Färbung bei Roter Bete und Heidelbeeren. Tückisch ist aber, dass ein Tropfen Blut Urin bereits rosa verfärbt, bei etwas mehr Blut sogar richtig rot. Eine solche Verfärbung ist nie ungefährlich und muss dringend abgeklärt werden. Hintergrund ist der Blasenkrebs oder der Krebs von Nierenbecken und Harnleitern. Diese Krebserkrankung ist inzwischen sehr häufig, tritt im Alter von über 60 besonders oft auf und ist für über ein Drittel der Betroffenen tödlich – eine der gefährlichsten Krebsarten überhaupt. Immer noch kommen viele Patienten mit dann letztlich unheilbarem Blasenkrebs in die Sprechstunde und berichten, dass sie vor etwa einem Jahr erstmals Blut im Urin gesehen hätten.
Sobald einmal der Urin rot war, muss dies durch eine Urinuntersuchung (Streifentest), eine Ultraschalluntersuchung von Blase und Niere und manchmal auch durch eine Spiegelung der Harnblase durch einen Urologen abgeklärt werden. Durch neueste, bewegliche und sehr dünne Spiegelungsinstrumente (Endoskope) ist diese Untersuchung im Normalfall selbst bei Männern mit einer längeren Harnröhre völlig schmerzfrei und rasch durchführbar. In frühen Stadien ist der Krebs der Harnblase heilbar.
Aber es gibt auch andere Ursachen für bräunlich-roten Urin: Nierenerkrankungen, die zum Nierenversagen mit Dialyse führen. Oft von diesen Symptomen sind Patienten betroffen, die Gerinnungshemmer einnehmen müssen. Fast zwei Millionen Menschen leiden an Vorhofflimmern und nehmen Blutverdünner. Eine Blutung auch im
Treten zeitgleich Schmerzen auf, hat
der Patient vermutlich eine bessere Prognose
Harntrakt ist dabei recht häufig – aber nie normal. Im Gegenteil, kleinere Tumore bluten unter Gerinnungshemmern früher, auch dies muss geklärt werden.
Ist Blut im Urin mit Schmerzen verbunden, sinkt das Risiko für eine Krebserkrankung, besonders für jüngere Patienten, denn hier liegen meist andere Ursachen zugrunde wie Entzündungen der Blase oder Prostata sowie Harnsteine, die abgehen wollen. Diese Erkrankungen sind durch eine Urinuntersuchung und mit Ultraschall leicht zu diagnostizieren. Fatalerweise kommen Patienten mit Schmerzen häufiger zum Urologen als Patienten ohne Schmerzen, aber Blut im Urin ohne Schmerzen deutet eben meist auf gefährlichere Erkrankungen hin.