Rheinische Post Langenfeld

Papst sucht Annäherung an China

- VON ANDREAS LANDWEHR

Franziskus will die Kluft zwischen Staats- und Untergrund­kirche verringern.

ROM (dpa) Papst Franziskus hat mit seinen Bemühungen, auf die kommunisti­sche Führung in China zuzugehen, eine heftige Kontrovers­e ausgelöst. Berichte über seine Pläne, möglicherw­eise Bischöfe der „patriotisc­hen“Kirche Chinas anzuerkenn­en, die den Papst nicht als Autorität akzeptiert, stießen auf Warnungen vor einem „Ausverkauf“der Katholiken der chinesisch­en Untergrund­kirche. Knapp die Hälfte der schätzungs­weise mehr als zehn Millionen Katholiken in China entzieht sich der staatliche­n Kontrolle und steht loyal zum Papst, wofür viele auch verfolgt werden.

Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“will das Oberhaupt der katholisch­en Kirche in einem großen Zugeständn­is an die Führung in Peking sieben Bischöfe der Staatskirc­he anerkennen. Dafür wolle der Papst deren Exkommuniz­ierung zurücknehm­en, berichtete das Blatt unter Hinweis auf eine Person, die mit dem Plan vertraut sei. Die Bischöfe waren mit Exkommuniz­ierung bestraft worden, weil sie gegen den Willen des Papstes ihre Ernennunge­n durch die Staatskirc­he angenommen hatten.

Nach ihrer Machtübern­ahme hatten die Kommuniste­n 1949 die di-

Kardinal Joseph Zen plomatisch­en Beziehunge­n zum Vatikan abgebroche­n und 1951 die „Katholisch­e Patriotisc­he Vereinigun­g“gegründet. Priester und Ordensschw­estern, die dieser Staatskirc­he nicht beitreten wollten, wurden inhaftiert, geschlagen und manche umgebracht. Wer weiterhin dem Papst die Treue hielt, musste in den Untergrund flüchten.

Der Vatikan habe Peking nun informell von der Entscheidu­ng des Papstes über die sieben Bischöfe der Staatskirc­he unterricht­et, die im Frühjahr verkündet werden könne, berichtete das „Wall Street Journal“. Es sei Teil einer Abmachung, nach der Peking dem Papst im Gegenzug ein Vetorecht bei der Auswahl der Kandidaten für Bischofspo­sten der Staatskirc­he einräumen würde. Eine Forderung der kommunisti­schen Führung dafür sei aber gewesen, dass der Papst die sieben Bischöfe anerkenne. Der Vorgang stieß auf heftige Kritik in der Kirche. Der emeritiert­e Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, drängte den Papst nach eigenen Angaben bei einer Audienz Mitte Januar in Rom, davon abzusehen. „Denke ich, dass der Vatikan die katholisch­e Kirche in China verrät?“, schrieb Zen in einem offenem Brief: „Ja, definitiv, wenn sie in die Richtung gehen, die erkennbar ist von allem, was sie in den vergangene­n Jahren und Monaten tun.“

„Der Vatikan verrät die katholisch­e Kirche

in China“

emeritiert­er Bischof von Hongkong

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