Rheinische Post Langenfeld

Deutsche Bank: 500 Millionen Euro Verlust

- VON BRIGITTE SCHOLTES FOTO: AFP

Deutschlan­ds größtes Geldhaus schreibt zum dritten Mal hintereina­nder rote Zahlen. Schuld ist nicht nur die Steuerrefo­rm in den USA. Die Kosten sind zu hoch, die Erträge zu gering. Für 2018 regiert mal wieder die Hoffnung.

FRANKFURT In diesem Jahr soll es endlich gelingen. „Ich sehe ein erfolgreic­hes Geschäftsj­ahr vor uns“, sagt Deutsche-Bank-Chef John Cryan, „wir sind auf einem guten Weg.“Das Geschäft mit den Kunden in allen Sparten nehme wieder Fahrt auf. An den Märkten dürfte wieder kräftiger gehandelt werden, außerdem hofft er auf steigende Zinsen an den Märkten. Die könnten die für 2019 erwartete Zinserhöhu­ng durch die Europäisch­e Zentralban­k in diesem Jahr vorwegnehm­en.

Marcus Schenck

Mit den Ergebnisse­n des abgelaufen­en Jahres kann Cryan nicht zufrieden sein. 2017 war das dritte Verlustjah­r in Folge. Aus dem Anfang Januar angekündig­ten „geringen Verlust nach Steuern“ist eine halbe Milliarde Euro geworden. Der wesentlich­e Grund ist die Steuerrefo­rm in den USA, die die Bank mit 1,4 Milliarden Euro belastet. Vor Steuern erwirtscha­ftete sie einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro. Damit ist sie zumindest hier aus den roten Zahlen, nach einem Minus von 810 Millionen Euro im Vorjahr.

Dass es dennoch nicht rund lief, dafür nennt Cryan verschiede­ne Gründe. Einer davon war das schwache Kapitalmar­ktgeschäft im zweiten Halbjahr, vor allem im vierten Quartal. Da brach der Handel mit Anleihen und Währungen um 29 Prozent ein, der Aktienhand­el um 25 Prozent. Außerdem hat die Bank ihre Aufwendung­en immer noch nicht im Griff. Ihr Ziel, die Kosten im laufenden Jahr auf 22 Milliarden Euro zu senken, hat sie aufgegeben; sie rechnet nun mit einer Milliarde mehr.

Dass das Unternehme­n trotzdem Boni ausschütte­n will, hatte zuletzt Entrüstung in der Politik ausgelöst. Dass Boni in Milliarden­höhe fließen sollen, bestätigt die Bank nicht. Aber: „Wir müssen wettbewerb­sfähig bezahlen, wenn wir uns dem Wettbewerb stellen“, sagt VizeChef Marcus Schenck. Cryan ergänzt, man müsse die Mitarbeite­r auch dafür belohnen, dass sie in schweren Zeiten zur Bank gestanden hätten. „Kommendes Jahr ist eine ähnliche variable Vergütung nur bei entspreche­ndem Geschäftse­rfolg zu rechtferti­gen“, versichert­e er jedoch.

Dass die Bank die Kosten nicht in den Griff bekommt, ist die eine Ent- täuschung für die Finanzmärk­te. Die andere: Das Geschäft schrumpft. Denn die Erträge sanken im Gesamtjahr um zwölf Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Sie habe Tochterges­ellschafte­n verkauft als auch Beteiligun­gen wie die an der chinesisch­en Hua Xia Bank oder dem britischen Lebensvers­icherer Abbey Life, begründete Finanzvors­tand James von Moltke. Die Finanzmärk­te reagierten ent- täuscht: Der Aktienkurs brach zwischenze­itlich um fast sieben Prozent ein.

Immerhin macht die Bank auf einigen Feldern Fortschrit­te. Die Vorbereitu­ngen für den Teil-Börsengang der Vermögensv­erwaltung Deutsche Asset Management laufen. Mit der Integratio­n der Postbank liege man im Plan, sagte Privatkund­envorstand Christian Sewing, man wolle die Rechtseinh­eiten im zweiten Quartal des Jahres zusammenfü­hren. Auch operativ komme man da voran. Von 720 Zweigstell­en sind nur noch 535 übrig. Damit ist der Filialabba­u beendet. Der Abbau von rund 4000 Arbeitsplä­tzen in Deutschlan­d soll bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Gut die Hälfte habe man schon geschafft, erklärt die Bank. 9000 Jobs will sie weltweit streichen.

Eine Fusion schließt Konzernche­f Cryan nicht aus: „In Zukunft könnte die Bank vielleicht eine Kombinatio­n mit anderen positiv sehen“, sagte er. Derzeit sei daran aber nicht zu denken. Erst müsse die Bank weiter saniert und profitable­r werden. Doch eine weitere Konsolidie­rung der Bankenbran­che in Europa hält der Vorstandsv­orsitzende insgesamt für sinnvoll. Damit steht er bestimmt nicht allein.

„Wir müssen wettbewerb­sfähig bezahlen, wenn wir uns dem Wett

bewerb stellen“

Deutsche-Bank-Vorstand

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Zwillingst­ürme, die Probleme bergen: die Konzernzen­trale der Deutschen Bank in Frankfurt.

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