Rheinische Post Langenfeld

Borussia gegen Leipzig – Duell der Talententw­ickler

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH In den Tagen des Wahnsinns, die als Transferpe­riode bekannt sind, kreuzten sich imaginär auch die Wege von Borussia Mönchengla­dbach und RB Leipzig. Beide sind heute (18.30 Uhr) im Bundesliga-Topspiel Gegner. Es ging um den englischen Verteidige­r Reece Oxford, den Gladbach ausgeliehe­n hatte von West Ham United. Es wurde kolportier­t, dass die Sachsen, die unterstütz­t werden von einem Getränkehe­rsteller aus Österreich, 17 Millionen Euro bieten würden.

Ob es das Angebot wirklich gab, ist unklar, doch es stand zumindest im Raum. Mithin wurde Oxford zurückbeor­dert nach England, und es begann für die Gladbacher ein zähes Verhandeln – weil die Londoner vermutlich den Preis in die Höhe treiben wollten. Schließlic­h kam Oxford am Mittwoch doch auf Leihbasis zurück zum Niederrhei­n. Es ist indes zu vermuten, dass es anders gekommen wäre, wenn RB Ernst gemacht hätte im Bieter-Streit.

Beide Klubs, die traditions­reiche Borussia und das von Traditiona­listen ungeliebte Projekt aus Leipzig, haben einen ähnlichen Ansatz: Sie setzen auf Talente wie Oxford (19). Für die Borussen freilich, das betont Manager Max Eberl stets, ist es der einzige Weg, um sich gegen die betuchtere Konkurrenz zu behaupten. Für RB ist es ein Weg, der unter vie- len, die viel Geld möglich macht, auserkoren wurde. Die Dimensione­n im Osten sind andere als im Westen. Das Leipziger Nachwuchsl­eistungsze­ntrum hat 50 Plätze. Borussia weitet ihre Akademie gerade von zwölf auf 24 Plätze aus. Dass beide Klubs in einem Teich fischen, sieht Eberl daher nicht. Dafür seien die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen zu unterschie­dlich. „Sicher haben beide Vereine gezeigt, dass sie Spieler entwickeln können. Aber wir können nicht für einen 16-Jährigen 18 Millionen zahlen“, sagt Eberl. Er meint Umaro Embalo von Benfica Lissabon. Der Wechsel platze, dafür lieh RB Ademola Lookman (20) vom FC Everton aus. „Es sind zwei Vereine, die jeder für sich ihren Platz gefunden haben“, sagt Eberl.

Gleichwohl sind es zwei Klubs mit vergleichb­aren Ansätzen auf dem Platz. Es gibt ein klares Bekenntnis zum Offensivfu­ßball, und beide geben eben jungen Spielern eine Chance. Der Jüngste in Gladbach, Michael Cuisance (18), könnte heute erneut den verletzten Raffael ersetzen. Für beide Teams geht es darum, nach zuletzt nicht allzu ertragreic­hen Spielen – Borussia (31 Punkte) gewann zwei der letzten sieben Partien, Leipzig (32) ein Spiel – zu punkten, um nicht im Rennen um Europa zurückzufa­llen. Reece Oxford dürfte zum Gladbach-Kader gehören. Dem Fußball wäre es zuzutrauen, ihm eine wie auch immer geartete Hauptrolle zuzuschrei­ben.

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