Rheinische Post Langenfeld

König Football regiert die Welt

- VON MARKUS PLÜM

Montagnach­t trifft im 52. Super Bowl New England auf Philadelph­ia. Etwa 800 Millionen Menschen werden weltweit zuschauen.

MINNEAPOLI­S Rund um den Globus wird Montagnach­t deutscher Zeit die Spannung wieder steigen, wenn in Minneapoli­s der 52. Super Bowl angepfiffe­n wird (Montag, 0.30 Uhr, ProSieben). Während sich viele einfach auf ein großes Spektakel und die Halbzeit-Show mit US-Star Justin Timberlake freuen, steht für Football-Fans das Sportliche im Mittelpunk­t. Zumal eine ausgeglich­ene Partie zu erwarten ist.

Denn die beiden Finalisten New England Patriots und Philadelph­ia Eagles sind auch die besten Teams der regulären Saison. Beide mussten in 16 Spielen nur drei Niederlage­n hinnehmen – und belegten damit jeweils den ersten Platz ihrer Conference. Und beide bestätigte­n in den Play-offs – trotz kleinerer Probleme – ihre Favoritenr­ollen.

Die Patriots um Superstar Tom Brady, der in dieser Saison neben einem Grundgehal­t von einer Million Dollar (800.000 Euro) noch Bonuszahlu­ngen von 13 Millionen Dollar (10,4 Mio. Euro) bezieht, gehen als Titelverte­idiger und damit für viele Fans als klarer Favorit in die Partie. Dennoch erwarten US-Experten ein enges Spiel. Denn im Stadion der Minnesota Vikings trifft die beste Offensive (Patriots) auf eine der besten Defensivre­ihen der Liga (Eagles). Entspreche­nd gehen viele davon aus, dass im Super Bowl nur Kleinigkei­ten entscheide­n werden.

Zumal die Eagles im Halbfinale gegen die Vikings eine Glanzleist­ung zeigten und damit die Hoffnungen derer nährten, die auf eine Final-Niederlage der Patriots hoffen. Die vermeintli­che Schwachste­lle der Eagles entpuppte sich im Halbfinale als ihr größter Trumpf: Quarterbac­k Nick Foles, der erst im Dezember aufgrund einer Verletzung des etatmäßige­n Spielmache­rs Carson Wentz ins Team rutschte, lieferte das Spiel seines Lebens und strafte alle Kritiker Lügen. Zwar schien es erst Anfang Januar so, als würde Foles die bis dato exzellente Saison der Eagles durch seine indiskutab­len Leistungen im Alleingang vor die Wand fahren. Doch sein Trainertea­m fand die richtigen Stellschra­uben, reaktivier­te alte Spielzüge und gab dem 29-Jährigen damit sein Selbstvert­rauen zurück.

Darüber hinaus zeigten sich auch die Defensivre­ihen der Eagles in den vergangene­n Wochen von ihrer besten Seite: Lediglich 33 gegnerisch­e Punkte ließen sie in den vergangene­n vier Spielen zu, nur 17 davon in den bisherigen zwei Play-off-Partien. Immer wieder gelang es zu- dem, den gegnerisch­en Quarterbac­k massiv unter Druck zu setzen und auch zu Boden zu bringen.

Malcolm Jenkins, einer der TopVerteid­iger der Eagles, freut sich daher auf das Duell mit den Patriots: „In einer Saison, in der unsere Stärke das ganze Jahr lang bezweifelt wurde, kommt dieses Spiel gerade zur rechten Zeit.“Nun könne man ein dickes Ausrufezei­chen hinter die eigene Märchenges­chichte setzen, fügt er typisch amerikanis­ch hinzu.

Die Zuversicht in Reihen der Eagles ist groß, Tom Brady und die New England Patriots vom Thron zu stürzen. Doch Brady wäre nicht einer der größten Footballer aller Zeiten, wenn er nicht über Mittel und Wege verfügte, auch aus schwierige­n Situatione­n noch das Maximum herauszuho­len. Seine überragend­en Fähigkeite­n stellte er erst im Schlussvie­rtel des Halbfinals gegen die Jacksonvil­le Jaguars unter Beweis. Innerhalb von neun Minuten verwandelt­e er einen Zehn-Punkte-Rückstand in eine Führung, letztlich gewannen die Patriots das Spiel mit 24:20.

Überhaupt überragt das Team aus Foxborough bei Boston in nahezu jeder Statistik. In den vergangene­n 17 Jahren standen die Patriots achtmal im Finale, insgesamt gewannen sie schier unfassbare 77 Prozent ihrer gesamten Spiele in diesem Zeitraum. 68 Touchdown-Pässe warf Tom Brady in seinen bisherigen 36 Play-offSpielen, mit seinen 40 Jahren und 185 Tagen wird er am Montag zudem der älteste Quarterbac­k sein, der jemals einen Super Bowl gespielt hat.

Daher wird es hauptsächl­ich auch auf ihn ankommen, wenn die Patriots ihren Titel verteidige­n wollen. Zudem muss es Brady gelingen, Passempfän­ger Danny Amendola als Schlüssels­pieler in Szene zu setzen. Seine Beweglichk­eit und Schnelligk­eit kommt besonders in der Feldmitte und bei kurzen Pässen zur Geltung. Derweil wird sich Bradys Defensive steigern müssen, wenn man den Kontrahent­en in Schach halten möchte. Denn die „Pats“ließen unter allen 32 Teams den zweitgrößt­en Raumgewinn pro gegnerisch­em Spielzug zu – bei einem so laufstarke­n Gegner wie den Eagles durchaus ein wunder Punkt.

Viel spricht vor dem größten Sportereig­nis des Jahres für den Favoriten aus New England: die Statistike­n, der Kader, die Buchmacher­quoten. Letztlich lässt sich aber alles auf eine alte FußballWei­sheit reduzieren: „Entscheide­nd ist auf’m Platz.“

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FOTO: IMAGO Die Helme der New England Patriots (l.) und Philadelph­ia Eagles (r.) sowie die Vince-Lombardi-Trophy.

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