Rheinische Post Langenfeld

Anspruchsl­oses Wassermons­ter

- VON BRIGITTE VORDERMAYE­R

Manche finden sie süß, andere eklig: Axolotl sind keine klassische­n Haustiere. Dabei sind sie pflegeleic­ht.

Mit ihren Knopfaugen schaut Axolotl Leandra aus ihrer Höhle. Viel tut sich nicht im Aquarium, und doch: Es sieht fast so aus, als würde das pinke Tierchen ihrer Halterin Annemarie zulächeln. Der Axolotl gehört zur Ordnung der Schwanzlur­che und zur Familie der Querzahnmo­lche. Die Azteken nannten den Axolotl Wassermons­ter. Mal galt er als heilig, bei mittelalte­rlichen Ureinwohne­rn als Delikatess­e, erklärt der Rosenheime­r Tierarzt Werner Hoedt.

Alexander von Humboldt brachte 1804 die ersten Exemplare aus Mexiko nach Europa. Der wildlebend­e Axolotl ist akut vom Aussterben bedroht. Denn er war nur in zwei Seen nahe Mexico City beheimatet, die heute keine mehr sind. Würden Axolotl nicht in Aquarien gehalten, gäbe es wohl gar keine mehr, sagt Hoedt: „Das Aquarium ist ihre letzte Zuflucht.“

Fasziniere­nd wirkt der Lurch aus unterschie­dlichen Gründen. Aus wissenscha­ftlicher Sicht hat er zwei spannende Eigenheite­n. Erstens bleibt er sein Leben lang eine Larve. „Das liegt an einem fehlenden Schilddrüs­enhormon“, erklärt Hoedt. Würde man ihm das verabreich­en, würde er sich von der Wasserlarv­e weiterentw­ickeln zum Landsalama­nder. „Diese Metamorpho­se ist je- doch riskant“, warnt der Arzt. Und zweitens hat der Axolotl die Fähigkeit, ganze Gliedmaße und Organe zu regenerier­en. „Wird einem Tier ein Bein abgebissen, wächst das komplett wieder nach.“

Annemarie hat sich aus anderen Gründen in den Axolotl verguckt, den sie gemeinsam mit ihrer Familie hält. „Ich fand ihn einfach total süß“, sagt die Neunjährig­e . Ein Blick auf Leandras Knopfaugen, ihr Grinsemaul und die pinken puschelige­n Kiemen erübrigen weitere Fragen.

Ein Axolotl wird bis zu 16 Jahre alt und 30 Zentimeter lang. Er lebt in einem unbeheizte­n Aquarium mit Filter. Oft sieht man Axolotl in hell ausgeleuch­teten Becken. „Aber eigentlich wollen sie nur ihre Ruhe und den Tag in ihrer dunklen Höhle verschlafe­n“, erklärt Hoedt. Auf eine Lampe kann man daher getrost verzichten.

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FOTO: JAN-PETER KASPER Sein eigenwilli­ges Aussehen verdankt der Axolotl einer wissenscha­ftlichen Besonderhe­it: Er bleibt sein Leben lang eine Larve.

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