Rheinische Post Langenfeld

Insekten bekommen mehr Lebensraum

- VON STEPHAN MEISEL

Mit dem Projekt „Langenfeld summt“wollen Stadt und Naturschut­zverbände viele Blumen- und Wildwiesen schaffen.

LANGENFELD/MONHEIM Umweltschü­tzer schlagen Alarm. Nach einer kürzlich veröffentl­ichten Studie soll die Zahl der Fluginsekt­en in den vergangene­n 27 Jahren in manchen Teilen Deutschlan­ds um mehr als 75 Prozent abgenommen haben. Unter dem Namen „Langenfeld summt“wollen Stadtverwa­ltung und heimische Naturschüt­zer jetzt gemeinsam etwas gegen das Insektenst­erben unternehme­n. Nach Angaben von Bürgermeis­ter Frank Schneider werden unter anderem auf städtische­n Flächen Wildwiesen angelegt. Bürger sollen zu bienenfreu­ndlicher Gestaltung ihrer Gärten angeregt werden.

In Zusammenar­beit mit den örtlichen Naturschut­zverbänden werden laut Schneider voraussich­tlich im März gratis 1000 Tüten mit Saatgut an Langenfeld­er Bürger für deren Privatgärt­en verteilt. „Wir wollen einen Beitrag gegen das Insek- tensterben leisten. Der jetzt wissenscha­ftlich nachgewies­ene Rückgang seit 1989 ist mehr als alarmieren­d und für uns Grund genug, eine Aktion dieser Art ins Leben zu rufen.“

Nach Angaben von Verena Wagner aus dem städtische­n Umweltrefe­rat werden die Details des Konzepts „Langenfeld summt“gerade gemeinsam mit den Umweltschü­tzern von BUND, Nabu und der Arbeitsgem­einschaft der Naturschut­zverbände festgelegt. „Es soll mehrere Veranstalt­ungen etwa zur naturnahen Gartengest­altung und zu Wildblumen geben, neben Verteilung der 1000 Samentütch­en auch einen Wettbewerb. Die genauen Termine stehen noch nicht fest.“

Um für Bienen und andere Insekten in Langenfeld bessere Lebensbedi­ngungen zu schaffen, soll nach Schneiders Worten auch „das Potenzial der städtische­n Grundstück­e“genutzt werden. „Wo es sich anbietet, wollen wir Brachfläch­en in Wildwiesen umwandeln oder etwa Regenrückh­altebecken in den nicht befluteten Bereichen.“Fortgesetz­t werde außerdem das 2013 in Langenfeld gestartete Programm, bei dem alljährlic­h Landwirte für Blühstreif­en entlang ihrer Felder einen Zuschuss bekommen.

„Es wurden als Partner für 2018 weitere Landwirte gewonnen“, berichtet Planungsam­tsleiter Stephan Anhalt. „So summieren sich diesmal diese zwei bis vier Meter breiten Blühstreif­en auf eine Gesamtläng­e von fast neun Kilometer.“Im vergangene­n Jahr lag dieser Wert etwa ein Drittel niedriger. In diesem mit zuletzt 5000 Euro aus dem städtische­n Haushalt finanziert­en Programm bekommen die beteiligte­n Landwirte Saatgut etwa für Mohn-, Korn- und Sonnenblum­en, Wegwarte oder andere blühende Pflanzen. Außerdem werden sie mit 20 Cent pro Quadratmet­er Blühstreif­en ein Stück weit für den Ernteausfa­ll auf dieser Fläche entschä- digt. „Wildbienen, aber auch Honigbiene­n, Schmetterl­inge und andere Insekten nutzen das üppige Nahrungsan­gebot der Blühstreif­en“, sagt Anhalt. Zudem seien die wuchernden Blumen und Blätter wertvolle Rückzugs- und Lebensräum­e für Vögel, die dort Insekten vertilgen.

In Monheim wurde nach Angaben des städtische­n Fachbereic­hsleiters Andreas Apsel etwa bei der Neugestalt­ung des Rheinbogen­s großer Wert auf Insektenfr­eundlichke­it gelegt. „Wir haben uns von dem Bienenfach­mann Detlev Garn beraten lassen und standortge­rechte, heimische Pflanzen gesät, die ohne den Einsatz von Herbiziden gut gedeihen.“Auch bei der Auswahl von Bäumen wie etwa der von Bienen geliebten Linden achte die Stadtverwa­ltung auf diesen Aspekt. Zudem arbeitet in Monheim der Naturschut­zbund Nabu gemeinsam mit der Biologisch­en Station Haus Bürgel an Projekten zum Artenschut­z und gegen das Insektenst­er

ben.

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FOTO: DPA Fleißige Biene

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