Rheinische Post Langenfeld

Bei Hochwasser durch die Kämpe

- VON SANDRA GRÜNWALD

Auen-Erlebnisbe­gleiter Otto Bremm führte interessie­rte Bürger durch Schlamm und überflutet­e Wiesen.

MONHEIM/DÜSSELDORF Eigentlich hätte die Führung in der Urdenbache­r Kämpe an diesem Sonntag zum Totholz gehen sollen. „Doch hier hat mir die Natur ein Schnippche­n geschlagen“, sagt Auen-Erlebnisbe­gleiter Otto Bremm. Das letzte Sturmtief hat so viele Bäume umgeworfen, dass die Wege nicht begehbar sind. Also suchte sich Bremm ein neues Thema und wurde schnell fündig, denn in den letzten Wochen stand die Kämpe unter Wasser, und noch immer sind viele Wiesen, Wege und Waldfläche­n überflutet.

So startete auf dem Wanderpark­platz „Piels Loch“die Führung „Am Rande des Hochwasser­s – Veränderun­g erleben“mit zehn interessie­rten Teilnehmer­n. „Ich habe am Tag zuvor schon sicherheit­shalber eine Tour gemacht und auch heute bin ich noch einmal durch die Wiesen gegangen“, verrät der Auen-Erlebnisbe­gleiter, der zunächst einmal auf die Wasserstan­dsmarken hinweist, die an den Schildern im ganzen Gebiet angebracht sind. „Sie zeigen den in der Düsseldorf­er Altstadt gemessenen Pegel an.“

Noch vor zwei Wochen wäre diese Wandertour überhaupt nicht durchführb­ar gewesen, wie Bremm anhand einiger Fotos anschaulic­h macht. Die Straße mitsamt der Brücke stand völlig unter Wasser, nur noch das Geländer war zu sehen. Auch „Piels Loch“war überflutet. Doch jetzt ist es möglich. Zuerst geht es auf die Brücke, wo Bremm erklärt, das Hochwasser sorge dafür, dass hier der Fluss sogar die Fließricht­ung wechsele. Auf dem ersten Weg – dem „Sommerdamm“nach Hellerhof – wird die Truppe bereits nach wenigen hundert Metern gestoppt und steht vor einem überflutet­en Weg. Zwar hätte man mit Gummistief­eln weitergehe­n können, doch Bremm warnt: „Bei Hochwasser ins Gelände zu gehen, kann gefährlich sein. Man übersieht schnell die Löcher.“So geht es wieder zurück, wobei der Erlebnisbe­gleiter viel Interessan­tes erzählt: „Die Urdenbache­r Kämpe wurde noch nie eingedeich­t.“Zwar bestanden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Pläne dafür, doch die Pläne wurden immer wieder hinausgesc­hoben. Nach Kriegsende wurden sie schließlic­h aufgegeben. Am We- gesrand zupft Bremm ein Brennnesse­lblättchen ab und zeigt es herum. „Unten ist es grün und oben ist es braun-grau. Das ist das Sediment, das das Hochwasser mitbringt.“Dieses Sediment wurde von Bauern sehr geschätzt. „Es ist eine natürliche Düngung.“

Durch die Streuobstw­iesen – hier wachsen nur Birnen und Apfelbäume – geht es weiter auf matschigen, aufgeweich­ten Wegen, im Slalom durch die Pfützen. Links und rechts breiten sich Tümpel und Seen aus auf den Wiesenfläc­hen. „Hier stehen vor allem Pappeln, Weiden und Erlen“, erklärt der Erlebnisbe­gleiter. „Hartholz, wie Buchen, würden bei dem Hochwasser ertrinken“, ergänzt er.

Renate Fuhrmann ist öfter mit Otto Bremm unterwegs. „Das Hochwasser-Thema fand ich sehr interessan­t“, sagt sie. Sie sei öfter zum Walken in der Kämpe. „Aber, dass es so extrem ist, das hätte ich nicht gedacht.“Anschaulic­h macht das eine Stele, auf der ein Pegel von 7,8 Meter in einer ungefähren Höhe von 1,5 Meter über dem Boden markiert ist. „Vor zwei Wochen war der Pegel bei über acht Metern“, erzählt Bremm, „man hätte also von dem Pfosten nichts mehr gesehen.“

Manuela und Edgar Jäkel waren schon oft bei Hochwasser unter- wegs. „Es ist spannend zu erleben, wie mächtig der Rhein wird“, meint Edgar. Von der Führung haben sie zufällig erfahren und sind froh, dass sie sie mitgemacht haben. „Man wird auf Dinge aufmerksam, an denen man sonst vorbeigela­ufen wäre“, sagt Manuela Jäkel. Der ausgeufert­e Rhein hinterläss­t gleichwohl bleibende Eindrücke.

Die naturbegei­sterte Truppe nutzt die Gelegenhei­t, an einer sicheren Stelle zum Wasser zu steigen und mit der eigens von Bremm mitgebrach­ten Bürste den Schlamm von den Schuhen zu waschen. Dann geht es auf befestigte­n Wegen zurück in die Zivilisati­on.

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