Rheinische Post Langenfeld

Baumberger sind reif für die Meistersch­aft

- VON MICHAEL DEUTZMANN

MONHEIM Die Zeiten haben sich geändert beim Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB). Grundlegen­d sogar. Während früher der Kampf um den Klassenerh­alt das Leben bestimmte, befindet sich die Mannschaft derzeit auf einem atemberaub­enden sportliche­n Höhenflug. Am 16. Dezember 2017 übernahm Baumberg mit dem 3:0 bei TuRU Düsseldorf die Tabellenfü­hrung und ging zum ersten Mal in der Vereinsges­chichte als Spitzenrei­ter der höchsten Klasse am Niederrhei­n in die Winterpaus­e. Sieben Wochen später eröffnete das Team von Trainer Salah El Halimi das Jahr 2018

Ivan Pusic jetzt mit dem 2:1 über den VfB Homberg. Die Partie war keine Gala, an die sich die Beteiligte­n lange erinnern werden. Baumberg, sonst immer bekannt für hohe fußballeri­sche Qualität, zeigte eher Biss, Laufstärke und Aggressivi­tät in den Zweikämpfe­n. Aus allem zusammen ergibt sich fast zwangsläuf­ig: Baumberg ist in dieser Saison reif für die Meistersch­aft.

Nach dem 1:1 vom 14. Oktober 2017 gegen den FC Monheim begann eine große Serie. El Halimis Team gewann mit 4:0 beim 1. FC Bocholt, 3:1 gegen den VfB Hilden, 4:1 gegen den FSV Vohwinkel Wuppertal, 2:1 gegen den SV Straelen, 6:3 beim VfB Speldorf, 3:0 bei der TuRU Düsseldorf und 2:1 gegen den VfB Homberg. In der Addition ergeben sich aus sieben Siegen in Folge 21 Zähler und 24:7 Tore. Kapitän Ivan Pusic bringt den Vorteil auf den Punkt: „Wir stehen wesentlich weniger unter Druck und wir gehen mit viel Selbstvert­rauen in die Spiele.“Das einstige Saisonziel betrachtet er dabei mit einer Prise Ironie: „Wir wollten so schnell wie möglich den Klassenerh­alt sichern. Dafür müssen wir erst noch drei Punkte holen.“Dafür bleiben den Sportfreun­den, die bei 37 Punkten stehen, bis zum Saisonfina­le am 3. Juni immerhin 16 Spiele Zeit.

Trainer El Halimi genießt den aktuellen Stand, weil er eine Bestätigun­g der gemeinsame­n Arbeit ist. Auf der anderen Seite ist der permanente Warner und Mahner stets darum bemüht, dass keiner abhebt. „Es ist schon jetzt schwierig, alle bei uns auf dem Boden zu halten“, sagt der 41 Jahre alte SFB-Coach, „früher wären wir hier froh gewesen, so wie gegen Homberg zu gewinnen. Jetzt waren kritische Stimmen zu hören. Du könntest ja schön spielen – und trotzdem verlieren.“Dass sich die Baumberger stärker als sonst auf Kampf und Konter stützten, lag unter anderem am zur Verfügung stehenden Personal. Ganz vorne waren Jannik Weber (nach Urlaub) und Miguel Lopez Torres (nach Dienst- reise) zumindest für die Startelf keine Option. Ein Stück weiter vorne stand der vor der Winterpaus­e überragend­e Roberto Guirino (operiert) nicht zur Verfügung. Hinten fiel kurzfristi­g Innenverte­idiger Lukas Fedler aus, der im Abschluss-Training einen Bänderriss erlitten hatte.

Der Spitzenrei­ter steckte die Umbau-Maßnahmen weg, weil er mit dem nötigen Willen auftrat. Im Mittelfeld ließen die Gastgeber dem VfB wenig Raum und vorne betätigten sich im Wechsel unter anderem Ali Daour und Robin Hömig als Strafraum-Stürmer. Passend: Diese beiden markierten die Baumberger Konter-Tore, die in einer sonst vom Kampf geprägten Partie höchsten fußballeri­schen Ansprüchen genügten. Das 1:0 bereitete Ivan Pusic durch seinen Pass in den Lauf von Robin Hömig vor, der später beim 2:1 eine entscheide­nde Rolle einnahm. Im Zusammensp­iel mit Ali Can Ilbay sorgte er dafür, dass der Ball im ICE-Tempo zu Ali Daour kam, der nur zu vollenden brauchte. Jenes Tor war der nächste beste Beweis dafür, wie viel spielerisc­hes Potenzial im Team steckt. Schöner geht es in der Oberliga kaum.

Wohin das alles führen soll, falls der Trend anhält? „Wir müssen sehen, was rauskommt“, meint El Halimi, der sich nach dem gesicherte­n Klassenerh­alt einen einstellig­en Tabellenpl­atz vorstellen könnte. Den ersten zweistelli­gen Rang nimmt als Zehnter der VfB Homberg ein, der mit 28 Punkten neun Zähler hinter den Sportfreun­den steht. Pusic, der die Kapitänsro­lle nicht nur in den Augen seines Trainers in dieser Saison überragend ausfüllt, wagt sich als Vertreter des Teams ein Stück weiter aus der Deckung. „Wir werden unsere Euphorie mitnehmen“, betont der 32-Jährige, „die Kugel läuft bei uns im Moment wunderbar. Das macht Spaß. Und wenn wir am Schluss Erster werden – großartig. Jeder, der gegen uns spielt, muss sich einiges einfallen lassen.“Für alles andere sind nicht Mannschaft und Trainer verantwort­lich – auch nicht für die Beantwortu­ng der Frage, ob die Regionalli­ga für den Verein in Struktur und Umfeld überhaupt jemals ein Thema werden kann oder ob der Verein gegebenenf­alls verzichten muss. Rein sportlich ist Baumberg aber auf jeden Fall reif für die Meistersch­aft.

„Im Moment läuft die Kugel wunderbar bei uns. Das macht rich

tig viel Spaß“

Kapitän SF Baumberg

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) ?? Hoch, höher. Pusic: Baumbergs Kapitän Ivan Pusic (links) traut der Mannschaft zu, sich noch einige Zeit weit vorne zu behaupten.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) Hoch, höher. Pusic: Baumbergs Kapitän Ivan Pusic (links) traut der Mannschaft zu, sich noch einige Zeit weit vorne zu behaupten.

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