Rheinische Post Langenfeld

Eine Niederlage, mehrere Sichtweise­n

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Während sich Bayers Abwehrchef Sven Bender nach dem 0:2 gegen Berlin mit Kritik zurückhiel­t, legte Teamkolleg­e Julian Brandt den Finger in die Wunde – und äußerte sich auch zu einem möglichen Verbleib in Leverkusen.

LEVERKUSEN Während eine Heimnieder­lage in der vergangene­n Saison wohl dazu geführt hätte, gleich den Trainer, die Spieler und die Klubführun­g zu hinterfrag­en, nahmen die Fans der Werkself das 0:2 am Samstag gegen Berlin vergleichs­weise nüchtern zur Kenntnis. Der Tenor: „Kann passieren, weiter geht’s.“Diesen Kredit beim eigenen Anhang hat sich die Werkself in den vergangene­n Monaten durch kontinuier­lich starke Leistungen erspielt. Innerhalb der Mannschaft zogen die Profis von Bayer 04 jedoch unterschie­dliche Schlüsse aus der zweiten Niederlage im neuen Jahr.

„ Uns hat die letzte Überzeugun­g gefehlt. Aber solche Tage hast

du mal dabei“

Sven Bender

Bayer 04

Julian Brandt etwa sprach von einem „katastroph­alen Spiel“, das die Werkself gezeigt habe. Schlampig hätte das Team agiert, sich versteckt und dem Gegner die Tore geschenkt. „Wenn wir eine Stunde weitergesp­ielt hätten, dann hätten wir wahrschein­lich noch das dritte, vierte und fünfte Tor gefressen. Wir haben verdient verloren“, konstatier­te der 21-Jährige beim Fan-Talk im Anschluss an die Partie in der BayArena.

Teamkolleg­e Sven Bender hielt sich im Vergleich zu Brandt mit Kritik am Auftritt der Leverkusen­er zurück. „Ich finde nicht, dass es eine superschle­chte Leistung war“, sagte der ehemalige Dortmunder. Gleichwohl habe der Mannschaft „die letzte Überzeugun­g gefehlt“. Bender: „Aber solche Tage hast du mal dabei, das werden wir auch richtig ein- schätzen können.“Die 120 Minuten aus dem erfolgreic­hen Pokalspiel gegen Bremen vier Tage zuvor wollte der 28-Jährige nicht als Ausrede gelten lassen: „Wir sind Profis und müssen das wegstecken.“

Er richtet den Blick schon auf die bevorstehe­nde Aufgabe beim HSV. „Hamburg wird ganz wichtig. Wir schätzen unsere Situation realistisc­h ein und wissen, wie viel Arbeit es gekostet hat, überhaupt in diese Spitzengru­ppe hinter Bayern reinzukomm­en – und wir wissen auch, wie viel Arbeit noch vor uns liegt.“

Ein Rückschlag war die Niederlage gegen Berlin gewiss. Vom unter Trainer Heiko Herrlich eingeschla­genen Weg abrücken will die Werkself aber nicht. Julian Brandt betonte noch einmal die Wichtigkei­t der Verpflicht­ung des 46-Jährigen. „Man muss den Hut vor dem Trainer ziehen“, erklärte Brandt. Die Mannschaft, die Herrlich vergangene­n Sommer vorgefunde­n habe, sei „ein kleiner Schrotthau­fen“gewesen. Brandt lobte zudem die wiederentd­eckte taktische Flexibilit­ät, die das Team in dieser Saison auszeich- ne. Zudem sei die Herangehen­sweise von Herrlich einzigarti­g. „Alles, wofür er lebt, bringt er in die Mannschaft. Er ist bodenständ­ig und nimmt sich selbst nicht zu wichtig. Das überträgt er auf das Team.“

Auch zu einem nach wie vor möglichen Verbleib unter dem BayerKreuz äußerte sich Brandt, dessen Vertrag bis 2019 läuft. „Ich habe Leverkusen nie gesagt, dass ich im Sommer weg bin. Es ist alles offen.“Sein Vater Jürgen Brandt befinde sich derzeit in Gesprächen mit Bayer-Manager Jonas Boldt.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die Leverkusen­er Profis Jonathan Tah und und Sven Bender (r.) im Gespräch. Hinten links: Julian Baumgartli­nger.
FOTO: IMAGO Die Leverkusen­er Profis Jonathan Tah und und Sven Bender (r.) im Gespräch. Hinten links: Julian Baumgartli­nger.

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