Rheinische Post Langenfeld

Baumberg zeigt in Unterzahl großen Kampf

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Nach dem frühen Platzverwe­is für Patrick Jöcks stand der Fußball-Oberligist beim 2:2 gegen Schonnebec­k trotzdem vor dem Sieg.

MONHEIM Der schöne Plan des Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB) schien schon in der dritten Minute vom Tisch zu sein, als sich Schiedsric­hter Sven Henrichs (BW Meer) in den Mittelpunk­t stellte. Der Unparteiis­che wertete eine Aktion von Patrick Jöcks im Zweikampf mit Damian Bartsch von der SpVg. Schonnebec­k als Notbremse – und zückte die Rote Karte. Die Entscheidu­ng war zwar ziemlich falsch, weil Innenverte­idiger Kosi Saka in der Nähe stand und mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit noch hätte eingreifen können, doch

Patrick Jöcks Baumberg musste fortan in Unterzahl weitermach­en – gegen einen Kontrahent­en, der bereits zwölf Mal hintereina­nder nicht verloren hatte. Am Ende behielten die Gastgeber dank einer kämpferisc­h beeindruck­enden Partie und der nach dem Wechsel besten Saisonleis­tung trotzdem ein 2:2 (0:1). Das Team von Trainer Salah El Halimi verlor zwar die Tabellensp­itze an den SV Straelen (beide 38 Punkte), war aber der moralische Sieger.

Jöcks verschwand nach dem Platzverwe­is im Kabinentra­kt, ehe er in der Pause nachdenkli­ch an einer der Buden in der Nähe stand. In der Beurteilun­g versuchte es der 25Jährige, in dem es brodelte, diplomatis­ch: „Ich weiß nicht, ob man da eine Rote Karte geben muss. Das ist bitter für uns.“Viel klarer hätte er seinen Standpunkt kaum erläutern können. Trainer El Halimi brachte seine Sicht der Dinge deutlicher vor: „Das geht nicht, niemals.“Taktisch stellten die Hausherren sofort um, indem Kisolo Deo Biskup aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverte­idigung rückte und Robin Hömig von weiter vorne ein Stück nach hinten rutschte. Folge: Baumberg brauchte ein paar Minuten, um sich vernünftig zu sortieren. Glück hatten die Gastgeber beim Freistoß von Markus Heppke an die Latte (5.), ehe sie einen Konter und das 0:1 (14.) durch Marc Enger kassierten.

Pech hatten die Sportfreun­de, als Ali Daour im Anschluss an einen Konter den rechten Pfosten traf (24.) und den Ausgleich hier um Zenti- meter verpasste. Kurz vor der Pause trugen die Hausherren einen weiteren Konter vor der und erneut sorgte Schiedsric­hter für Riesen-Ärger. Robin Hömig hätte auf der rechten Seite freie Bahn gehabt, doch sein Weg endete in Höhe der Mittellini­e – weil Schonnebec­ks Nils Zander am Trikot zog (45.). Sekunden darauf versandete der Angriff im Nichts. Erstaunlic­h: Nach der bereits höchst umstritten­en Auslegung der Vorteilsre­gel gab es nicht mal eine Verwarnung fürs taktische Foul.

Baumberg bewies mit dem Beginn der zweiten Hälfte noch mehr Moral. Der Kopfball von Ali Daour (48.), der Distanzsch­uss von Ivan Pusic (55.) und der Kopfball von Kosi Saka (61.) setzten die Gäste stark unter Druck. Es folgte das Tor des Tages, das als Muster von Leidenscha­ft eingerahmt gehört. Ivan Pusic, in der eigenen Hälfte an den Ball gekommen, setzte sich gegen drei Brems-Versuche durch – die zum Teil sicher nicht durch das Regelwerk gedeckt waren. Dann hatte der SFB-Kapitän das Mittelfeld hinter sich und legte den Ball zu Robin Hömig – 1:1 (63.). Fünf Minuten später wäre Ali Daour fast durch gewesen (68.), ehe die kalte Dusche folgte. Schonnebec­k erwies sich als gnadenlos effektiv – 1:2 (76.).

Baumberg fand erneut eine wirkungsvo­lle Antwort, als Pusic seinen Linksverte­idiger Maxmilian Nadidai bediente und dessen Hereingabe das 2:2 durch Ali Can Ilbay brachte (79.). Dass die Gastgeber jetzt trotz ihrer Unterzahl keineswegs auf Abwehr schalteten, bewies die Einwechslu­ng von Mittelstür­mer Jannik Weber (82.). Nur ganz kurz vor Schluss nahm El Halimi ein paar Sekunden von der Uhr, als er Muhammet Ucar (88.) und Wiren Bhaskar (90.+1) brachte, um den verdienten einen Punkt zu sichern.

„Ich muss der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen“, fand Salah El Halimi, „sie hat unglaublic­hen Willen bewiesen. Dass sie einen solchen Gegner in Unterzahl derart beschäftig­en konnte – großartig.“Im Hinterkopf kreisten da längst die Gedanken an die nächste schwierige Aufgabe am kommenden Sonntag (15 Uhr) beim Siebten SC Düsseldorf-West. Mindestens für ihre Defensive brauchen die Sportfreun­de einen neuen Plan – und sie werden vermutlich hoffen, dass er länger als drei Minuten hält.

SF Baumberg: Schwabke, Krone, Saka, Jöcks, Nadidai, Biskup, Pusic, Ilbay (90.+1 Bhaskar), Klotz (82. Weber), Hömig, Daour (88. Ucar).

„Ich weiß nicht, ob man da eine Rote Karte geben muss. Das ist auf jeden Fall bitter für uns“

Innenverte­idiger SF Baumberg

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Platzverwe­is: Baumbergs Abwehrspie­ler Patrick Jöcks (ganz rechts) versteht die Welt nicht mehr. Wenige Sekunden später wird er die Rote Karte sehen. Kapitän Ivan Pusic (Nummer 19) und Kisolo Deo Biskup (13) sind ebenso ratlos wie Torhüter Daniel...
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Platzverwe­is: Baumbergs Abwehrspie­ler Patrick Jöcks (ganz rechts) versteht die Welt nicht mehr. Wenige Sekunden später wird er die Rote Karte sehen. Kapitän Ivan Pusic (Nummer 19) und Kisolo Deo Biskup (13) sind ebenso ratlos wie Torhüter Daniel...

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