Rheinische Post Langenfeld

Was Baumberg für die Regionalli­ga tun muss

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Fußball-Oberligist gehört sportlich zu den Top-Teams und ist ein Titelkandi­dat. Für den Aufstieg gibt es aber noch höhere Hürden.

MONHEIM Der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) scheint sich gerade an sich selbst zu berauschen – und nach zwei Nachholspi­elen im Jahr 2018 ist er weiter ein heißer Meistersch­afts-Kandidat. Nach dem 2:2 gegen die SpVg. Schonnebec­k verlor Baumberg zwar die Tabellenfü­hrung an den SV Straelen, aber der Abstand ist minimal. Beide Teams stehen bei 38 Zählern und die Sportfreun­de liegen nur über das Torverhält­nis ein paar Millimeter zurück (43:24/plus 19 gegenüber

Salah El Halimi 40:19/plus 21). Das Fazit aus der Sicht der Sportfreun­de Baumberg ist eindeutig. Die Mannschaft hat das Zeug dazu, Meister zu werden, weil physischer Zustand, mentale Stärke und spielerisc­hes Potenzial höheren Ansprüchen genügen. Auf der anderen Seite gibt es nicht mal den Hauch einer Garantie dafür, dass Baumberg am Ende der Saison tatsächlic­h ganz oben stehen wird. Die Konkurrenz ist längst gewarnt, was Trainer Salah El Halimi mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt: „Die Jungs haben sich diesen Respekt erarbeitet. Wir spielen wie eine Mannschaft, die den Fußball liebt.“Der Rest der Saison wird dennoch ein extrem schwierige­r Hindernisl­auf. Und er ist doch fast eine Kleinigkei­t im Vergleich zu dem, was noch zu erledigen wäre – aber nicht in die Zuständigk­eit von Trainertea­m und Spielern fällt. Es lohnt sich ein Blick ins Regelwerk des Westdeutsc­hen Fußball-Verbandes (WDFV). Die genannten Punkte erheben keinerlei Anspruch auf Vollständi­gkeit.

Das Stadion Der Begriff ist im Zusammenha­ng mit dem Platz an der Sandstraße irreführen­d, weil es kein Stadion im klassische­n Sinn ist. Die Richtlinie­n des WDFV verlangen eine „Zuschauerk­apazität des Stadions von mindestens 2500 Besucherpl­ätzen, davon mindestens 100 Sitz- plätze. Für die Gästefans ist ein separater Gästeberei­ch von mindestens 800 Plätzen vorgesehen“. Das dürfte bei Planern in vielen Vereinen bereits für Schluckbes­chwerden sorgen.

Vielleicht kämen Langenfeld oder Benrath in Frage. Baumberg müsste auf jeden Fall ausweichen, zumal auch andere Bestimmung­en nicht erfüllt sind. Beispiel sanitäre Einrichtun­gen: „Den Heim- und Gastmannsc­haften und dem Schiedsric­hter sind jeweils Kabinen mit ausreichen­d sanitären Einrichtun­gen zur Verfügung zu stellen.“Wenn Salah El Halimi das liest, denkt er vielleicht an eine Fata Morgana.

Ordnungsdi­enst/Sicherheit „Zur Wahrnehmun­g der genannten Aufgabe ist ein Ordnungsdi­enst einzusetze­n, der anforderun­gsspezifis­ch auch weibliche Einsatzkrä­fte einschließ­en muss. Der Ordnungsdi­enst ist an besonders sicherheit­srelevante­n Orten (neuralgisc­hen Punkten) der Platzanlag­e, die in Absprache mit der Polizei festgelegt werden, an Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r eines gewerblich­en Unternehme­ns zu übertragen.“Folge für jeden Verein: Er muss immer zusätzlich Mitarbeite­r „hinzukaufe­n“, also zusätzlich Geld investiere­n.

Finanzen Im Verbands-Beamtendeu­tsch heißt das schlicht „Vorlage einer Bankbürgsc­haft/Bankgarant­ie/Kaution“. Dem WDFV geht es um den „Nachweis der wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit“. Umfang und Höhe dieses Nachweises legt der Verband fest. Daraus folgt: Der exakte Betrag ist variabel. Baumberg würde aber schriftlic­h darlegen müssen, wie es sich die Saison 2018/ 2019 vorstellt. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit wird es sich nicht um einen nur vierstelli­gen Betrag handeln.

Gebühren/Beiträge/Schiedsric­hterkosten „Von allen Meistersch­aftsspiele­n der Regionalli­ga hat der veranstalt­ende Teilnehmer einen Betrag von fünf Prozent der Zuschauere­innahmen zu entrichten, mindestens jedoch 250 Euro pro Spiel.“Ein Regionalli­ga-Schiedsric­hter kostet pro Partie pauschal 200 Euro, jeder der Assistente­n 100 Euro. In der Addition ergeben diese Summen 650 Euro an reinen „Betriebsko­sten“– auf den ersten Blick eine Kleinigkei­t. Wäre das Spitzenspi­el gegen Schonnebec­k am Karnevalss­amstag eine Regionalli­ga-Partie gewesen, hätte sich trotzdem bereits ein Minus ergeben. Nicht mal 100 Zuschauer sahen dieses Spiel.

Thema Trainerliz­enz „In den Vereinen/Mannschaft­en der Regionalli­ga West sind Trainer zu beschäftig­en, die mindestens im Besitz einer gültigen A-Lizenz sind. Trainer, die mit ihrer Mannschaft in die Regio- nalliga West aufgestieg­en sind und nicht die erforderli­che A-Lizenz besitzen, können diese Mannschaft höchstens für eine Spielzeit weiter trainieren.“Träfe genau auf Salah El Halimi zu, der die Sportfreun­de nach einem Aufstieg ein Jahr ohne gültige A-Lizenz weiter führen dürfte. Der 41-Jährige hat ohnehin vor, diesen „Dienstgrad“aus Gründen der persönlich­en Weiterbild­ung irgendwann in Angriff zu nehmen.

Zulassungs­verfahren „Der Bewerber reicht seine vollständi­gen Bewerbungs­unterlagen innerhalb der im Regionalli­ga-Statut festgelegt­en Frist ein.“Die Betonung von vollständi­g führt dazu, dass „die Nachholung unterlasse­ner Erklärunge­n oder der Austausch von Angaben nach Ablauf der Frist nicht mehr möglich sind.“Der Paragraph 7 des Regionalli­ga-Statuts ist unmissvers­tändlich: „Der Termin zur Abgabe der Bewerbung um die Zulassung zur Regionalli­ga West und der vollständi­g einzureich­enden Unterlagen ist der 31. März.“Damit bleiben interessie­rten Verein ab heute noch sechseinha­lb Wochen Zeit. Wer bisher nicht intensiv plant, dürfte kaum pünktlich fertig werden.

Alle Regelungen, die hintereina­nder fast ein spannendes Taschenbuc­h ergeben, sind auf der Homepage des Westdeutsc­hen FußballVer­bandes als PDF-Dateien verfügbar. Es gibt dort das Liga-Statut der Regionalli­ga, Durchführu­ngsbestimm­ungen, Auf- und Abstiegsre­gelung, Mindest-Sicherheit­s-Standards und Richtlinie­n für das allgemeine Zulassungs­verfahren.

www.wdfv.de Stichpunkt Spielbetri­eb, dort Regionalli­ga West, Bestimmung­en und Regelungen.

„Wir spielen wie eine Mannschaft, die den Fußball liebt“

Trainer SF Baumberg

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) ?? Drei aus einem starken Team: Ali Daour, Roberto Guirino und Robin Hömig (von links) sind fest entschloss­en, sich mit den Sportfreun­den Baumberg in der Oberliga-Tabelle so lange wie möglich weit vorne aufzuhalte­n.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) Drei aus einem starken Team: Ali Daour, Roberto Guirino und Robin Hömig (von links) sind fest entschloss­en, sich mit den Sportfreun­den Baumberg in der Oberliga-Tabelle so lange wie möglich weit vorne aufzuhalte­n.

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