Rheinische Post Langenfeld

Musikschül­er proben für Klinik-Musical

- VON ISABEL KLAAS

Die Musikschul­lehrer Sandor Pergel und Berthold Scheuß lassen derzeit „Die Kinder von Station 6 b“einstudier­en. Die RP hat sich die Proben in der Realschula­ula angeschaut.

LANGENFELD Die Proben für das Langenfeld­er Musical „Die Kinder von der Station 6b“gehen in den Endspurt. Am 9. März soll in der Langenfeld­er Stadthalle Premiere sein. Die beiden „Musical-Macher“Sandor Pergel und Berhold Scheuß sind bei der Probe in der Aula der Gutenberg-Realschule aufgeregt und auch ein bisschen stolz. Immerhin sind die beiden Musikschul­Lehrer dabei, ein Zweieinhal­bStunden-Werk auf die Bühne zu bringen, das komplett selbst gemacht ist.

„So konnten wir die Rollen genau auf unsere Sänger zuschneide­n“, sagen Pergel und Scheuß. Jedes Talent wird ins rechte Licht gerückt. Vor dem Gesamtdurc­hlauf des Stücks werden noch ein paar einzelne Szenen geübt. Sandor Pergel springt immer wider vom Regie-Sessel auf und bessert nach. „Nicht atmen bei der Triole“, mahnt er. Und beim Chor, der über die Werte der Freundscha­ft singt, „nicht so starr vor euch hingucken, sondern die Blicke mal übers Publikum schweifen lassen und auch euch mal gegenseiti­g anschauen“, empfiehlt er. Ein Musical ist nun mal mehr als bloßer Gesang.

Mit seinen Amateur-Stars zwischen acht und 17 Jahre (plus die ein oder andere Mama) auf der Bühne ist Pergel sehr zufrieden. Meike Schommer brilliert mit einem glockenhel­len Solo. Und bei Simon Köster, der ganz emphatisch eins der Schlüssell­ieder singt - „Bin nur ein Mensch“– bekommt das Probenpubl­ikum Gänsehaut. „Das ist der Hammer“, wird der junge dünne Mann von der Regie gelobt. Und er strahlt. Insgesamt 60 Darsteller haben Scheuß und Pergel für ihr Projekt gewonnen. Darunter alle Lehrer der Musikschul­e, die im Orchesterg­raben sitzen und die Kompositio­nen von Berthold Scheuß profession­ell umsetzen, so dass sie richtig unter die Haut gehen. Sogar ein paar kleine wunderschö­ne Instrument­en-Soli hat Scheuß in seine erste Musical-Kompositio­n eingebaut.

Die Thematik des Musicals gleicht zwar etwas der Vox-Produktion „Der Club der roten Bänder“. Das Thema wurde aber nach einer komplizier­teren Vorgeschic­hte um die Rechte der Vorlage von den beiden Langenfeld­er Musikern komplett neu geschriebe­n. „Der Club der Roten Bänder“ist eine Geschichte über den Alltag einer Gruppe teils lebensbedr­ohlich kranker Jugendlich­er auf einer Klinik-Station. „Bei uns geht es weniger um Krankheit, als um Freundscha­ft“, sagt Pergel. „Mag schon sein, dass man auch mal ins Tempo schniefen muss. Im Großen und Ganzen ist unser Musical aber lustig, manchmal sogar komisch, vom Grundtenor her positiv und zuversicht­lich. Es geht uns um Respekt und das um einander Kümmern.“

Zweieinhal­b Jahre brauchte es von der Idee bis zur Realisieru­ng. Mit gekauften Musicals haben die beiden Musikschul­lehrer in Langenfeld schon Erfolge gefeiert. Das eigene Werk samt selbst komponiert­er Musik und selbst geschriebe­nem Libretto ist für die beiden Musiker eine Premiere. Und bei der Probe hat man den Eindruck, dass das Vorhaben wunderbar gelungen ist. Vor allem auch dank des Engagement­s des gesamten Ensembles.

Thordis Holmes aus Richrath ist mit ihren beiden Töchtern Lotte und Lilly da. Die drei haben schon im Musical Robin Hood mit Scheuß und Pergel gearbeitet und sind auch diesmal wieder mit Eifer und Freude bei der Sache. „In den SamstagsPr­oben, die seit Mai vergangene­n Jahres laufen, sind wir als Gruppe richtig zusammen gewachsen“, sagt Thordis Holmes.

Erstaunlic­h, dass die Freiwillig­en des Musik-Projekts zu über 50 Pro- zent Jungen sind, die normalerwe­ise in diesem Alter eigentlich nicht gerne auf der Bühne stehen und singen. Auch ein autistisch­er Schüler spielt mit. Die zwölfjähri­ge Lilly, nach Aussagen ihrer Mutter eine richtige kleine „Rampensau“, kann es gar nicht erwarten, nach der Pause zum Schlusscho­r auf die Bühne zu eilen. Alle Darsteller singen gemeinsam sehr ergreifend von der Magie der Freundscha­ft. Die scheint sich auch ein bisschen im gesamten Ensemble breit zu machen. Vorführung­en sind am 9./10. und 11. März.

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