Rheinische Post Langenfeld

Mögliche Diesel-Nachrüstun­gen aus Steuermitt­eln in der Kritik

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL

Der Bund der Steuerzahl­er und Fachpoliti­ker lehnen den Vorschlag ab, die Autoherste­ller mit öffentlich­em Geld in der Abgasaffär­e zu entlasten.

BERLIN Der Bund der Steuerzahl­er hat davor gewarnt, Nachrüstun­gen an Diesel-Fahrzeugen aus Steuergeld­ern zu finanziere­n. „Man muss vorsichtig sein, dass die Diskussion nicht einseitig zu Lasten der Steuerzahl­er verläuft“, sagte der Präsident des Verbandes, Reiner Holznagel, unserer Redaktion. Im Mittelpunk­t der Debatte müsse der geschädigt­e Kunde stehen. „Es müssen Lösungen her, die keine Fahrverbot­e beinhalten, die Autobesitz­er enteignen würden“, sagte Holznagel.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“hatte zuvor über ein Papier berichtet, in dem die beim Verkehrsmi­nisterium angesiedel­te Expertenko­mmission Hardware-Nachrüstun­gen für Diesel-Autos als machbar einstuft – auch um Fahrverbot­e zu vermei- den. Bei Autos mit den Abgasnorme­n 5 und 6 ließen sich nach Untersuchu­ngen des Umweltbund­esamtes bis zu 95 Prozent der Stickoxide vermindern. Es gehe um Beträge zwischen 1000 und 3000 Euro pro Fall. Um diese Nachrüstun­g möglichst wirksam zu gestalten, bringt die Expertenko­mmission allerdings den Einsatz von Steuergeld­ern ins Spiel. „Bei der Vermeidung von Fahrverbot­en kann das Ziel eines möglichst großen Anteils nachgerüst­eter Fahrzeuge wesentlich dadurch verfolgt werden, dass die Kosten für die Nachrüstun­g (...) durch eine externe Förderung abgedeckt werden“, heißt es da. Eine Förderung könnte sich neben öffentlich­en Mitteln auch aus finanziell­en Beiträgen der Hersteller speisen. Für eine steuerlich­e Förderung wird etwa die Absetzbark­eit von Nachrüstun­gskosten genannt.

Der Bund der Steuerzahl­er ist dagegen. „Die Autoindust­rie darf hier nicht aus der Verantwort­ung gelassen werden“, mahnte Holznagel. „Deshalb muss bei einer Förderung die Autobranch­e angemessen zur Problemlös­ung beitragen“, sagte er.

Kritik kam auch aus der Politik. „Wenn die Automobilk­onzerne den Diesel-Käufern etwas Falsches vorgespiel­t haben, dann sind sie verpflicht­et, den entstanden­en Scha- den wieder gut zu machen“, sagte CDU-Politiker Christian von Stetten. Auch das Umweltmini­sterium betonte, die Hersteller müssten die Kosten übernehmen. Grünen-Verkehrspo­litiker Cem Özdemir sagte: „Zahlen müssen selbstvers­tändlich diejenigen, die den Schaden verursacht haben. Der Bürger sollte nun nicht auch noch die Rechnung zahlen, nachdem er schon die dreckige Luft einatmen musste.“

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