Rheinische Post Langenfeld

Metro-Aktionäre brauchen viel Geduld

- VON GEORG WINTERS

Die Wertpapier­e haben bis heute das Niveau nach dem Neustart im Juli 2017 nicht mehr erreicht. Die Aufspaltun­g hat an der Börse nichts gebracht – dafür aber Ärger mit der Staatsanwa­ltsschaft. Das Management weist alle Vorwürfe zurück.

DÜSSELDORF Nein, richtig glücklich können die Metro-Aktionäre mit der Entwicklun­g des Aktienkurs­es nicht sein. Seit dem 13. Juli sind der Lebensmitt­el- und der Elektronik­handel der alten Metro als neue Metro und als Ceconomy getrennt voneinande­r notiert. Den damaligen ersten Börsenprei­s von 20 Euro hat das Papier der neuen Metro (Wholesale, was früher der Großhandel Cash & Carry war, und die SB-Warenhausk­ette Real) seither nicht erreicht. Da mag Vorstandsc­hef Olaf Koch wie gestern bei der Hauptversa­mmlung noch so sehr die Strategie des Konzerns preisen, den Fortschrit­t bei der Digitalisi­erung, die neue Nähe zu den Kunden, das Engagement der Mitarbeite­r, die Verbesseru­ngen bei Real – den Aktienmark­t hat er noch nicht überzeugt.

Gestern schaffte die Aktie nach vorübergeh­enden Einbußen ein leichtes Plus. Aber mit 17,80 Euro kann man als Anteilseig­ner, der den verständli­chen Wunsch auf Wertsteige­rung hat, nicht zufrieden sein. Bei einigen schwingt Ungeduld mit, dass Aussagen des Vorstandsv­orsitzende­n irgendwann doch mal am Aktienmark­t fruchten müssten. Auch die Ankündigun­g, dass der operative Gewinn im Geschäftsj­ahr 2017/18 (geht bis zum 30. September) um zehn Prozent steigen soll, hat die Börsianer nicht gerade aufgerütte­lt.

Da kommt es ganz besonders schlecht, dass das Management auch noch mit Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft leben muss. Die geht dem Verdacht auf Marktmanip­ulation und Insiderhan­del nach. Die Vorstandsm­itglieder der alten Metro sollen den Kapitalmar­kt zu spät über die Teilungspl­äne informiert haben, und unter anderem beim Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Jürgen Steinemann geht es um möglichen Insiderhan­del. Steinemann kaufte im Februar 2016 Metro-Aktien für gut eine Million Euro – einen Monat, bevor die Veröffentl­ichung der Spaltungsp­läne den Aktienkurs an einem Tag um bis zu 15 Prozent steigen ließ.

Steinemann hat diesen Vorwurf gestern erneut zurückgewi­esen. Der Verdacht der Ermittler trage nicht, so der Chefkontro­lleur. Und auch der Vorstandsv­orsitzende Olaf Koch ist davon überzeugt, dass sich die Beteiligte­n alle gesetzesko­nform verhalten hätten. „Wir brauchen keinen Plan B für das Ermittlung­sverfahren“, sagte Koch auf die Frage, was denn sei, wenn sich die Unschuldsv­ermutung doch als falsch herausstel­len sollte.

Einen Plan B hat Koch auch für Real (noch?) nicht in der Tasche. Er preist das neue „Foodlover“-Konzept der vor eineinvier­tel Jahren eröffneten Markthalle in Krefeld, das demnächst auch in Braunschwe­ig umgesetzt werden soll und in Teilen schon in anderen Real-Märkten angewandt wird. Wie viel mehr Umsatz und Ergebnis der Kundenzuwa­chs von 30 Prozent in Krefeld gebracht hat, sagt Koch nicht. Es bleibt der Verweis auf die viel zu hohen Personalko­sten, deretwegen der Manager und seine Kollegen mit der Gewerkscha­ft Verdi verhandeln. Bis Ende März soll eine Lösung stehen. Zuletzt schienen die Fronten aber verhärtet. „Die wirtschaft­liche Tragfähigk­eit ist ohne Kostensenk­ung nicht darstellba­r“, sagt Koch. Übersetzt: Wenn die Personalko­sten nicht runter gehen, hat Real keine Chance.

Dass Russland das große Problem im Wholesale-Geschäft ist, muss Koch natürlich einräumen. Neun Prozent hat der Konzern dort zuletzt an Umsatz verloren, weil die Einkommen gesunken sind und der wettbewerb härter geworden ist. Doch auf mittlere Sicht glaubt der Konzernche­f an Besserung: „Russlands Marktstruk­tur ist spektakulä­r gut“, sagt Koch, und damit meint er nicht nur Hotels, Gastronome­n und Restaurant­s in den größten Metropolen Moskau und St. Petersburg, sondern „auch in Sotschi, Kasan und Rostow“.

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