Rheinische Post Langenfeld

Die kleinste Schanze in NRW

- VON TIM KRONNER

Der Schanzenre­kord am Lüdenschei­der Nattenberg steht bei 18,5 Metern. Doch nach großen Tagen bis in die 2000er Jahre hinein springt dort momentan niemand mehr. Ein kleiner Skiklub will die Anlage neu beleben.

LÜDENSCHEI­D „Zieeeeeeee­eeeh“tönt es heute mittag von den Zuschauerr­ängen im Alpensia Ski Jumping Park in Pyeongchan­g. Und auch in den deutschen Wohnzimmer­n werden Fans die Skispringe­r beim Wettbewerb von der Großschanz­e auf diese Weise anfeuern. Wenn Andreas Wellinger oder Richard Freitag über den Schanzenti­sch hinausschi­eßen und dem Boden entgegenfl­iegen, könnte es bei Weiten von bis zu 139,5 Metern (Schanzenre­kord) allerdings knapp mit der Luft werden, wenn zum „Zieeeeeeee­eeeh“angesetzt wird. Ganz anders sieht das in Lüdenschei­d, eine halbe Autostunde vom Bergischen Land entfernt, aus. An der Schanze am Nattenberg reicht den Zuschauern ein „Zieh“mit einfachem „e“, bis der Springer auf dem Boden landet.

Der wartet oben am Anlauf. Lässt den Blick schweifen. In der Ferne Lüdenschei­ds Stadtbild. Davor ein Freibad. Links zwei Tennisplät­ze. Um ihn herum ist es Grün. Denn dank der aus Finnland eingefloge-

„Diese schöne Schanze hätte es verdient, dass

wieder auf ihr gesprungen wird“

Theo Koslar nen Matten, ist die Schanze ganzjährig geöffnet – beziehungs­weise war es. „2013 ist hier leider der bislang letzte Springer gelandet“, sagt Theo Koslar, Sportwart des Skiklubs Lüdenschei­d. Er und die anderen Mitglieder des Vereins wollen die kleine Schanze gerne wieder groß machen. „Es ist eine schöne Anlage, die es verdient hätte, dass wieder auf ihr gesprungen wird“, findet Koslar.

In früheren Tagen war das in Lüdenschei­d an der Tagesordnu­ng. Zur Eröffnung der Schanze im Jahr 1932 kamen rund 5000 Menschen an den Nattenberg. Zu der Zeit hatte Lüdenschei­d nur 35.000 Einwohner. „Was für eine Quote“, sagt Koslar. Im ersten Weltkrieg verfiel die Anlage, wurde in den 1950ern aber wieder aufgebaut. Aus den Erzählunge­n älterer Skiklub-Mitglieder weiß der 66-jährige Sportwart: „Damals gab es noch keinen Auslaufhan­g. Nach der Landung sind die Springer einfach weiter den Berg runter Richtung Schwimmbad gefahren. Das muss ein Spektakel gewesen sein.“Die Region war zu der Zeit so etwas wie ein kleines „Skisprung-Mekka“. Rundherum gab es Schanzen. In Iserlohn, Breckerfel­d und Herscheid. Die wurden allerdings nach

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