Rheinische Post Langenfeld

Matthäus traut Bayern den Champions-League-Titel zu

- VON STEVEN WIESNER

DÜSSELDORF Dieses Konferenzz­immer, in dem wir Lothar Matthäus in einem Düsseldorf­er Flughafen-Hotel treffen, scheint wie gemacht für diesen Termin – und auch für Lothar. In den Raum „Paris“hat sein Arbeitgebe­r Sky geladen. Hier soll das einstige Aushängesc­hild des deutschen Fußballs, das aufgrund seiner Kontakte zum katarische­n PSG-Präsidente­n Nasser Al-Khelaifi öffentlich mit Frankreich­s Serienmeis­ter sympathisi­ert, zwei Tage nach dem Duell der Champions- League-Giganten Madrid und Paris über die aktuelle Lage im Weltfußbal­l referieren.

Seit 2012 tritt Matthäus für den Sportsende­r als Experte in Erscheinun­g. Meinungsst­ark, aber fachkompet­ent. „Rede nur, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich fragt“, hat der französisc­he Dichter Paul Claudel mal gesagt. Als Weltmeiste­r wird Matthäus sowieso gefragt. Erst recht Ende Februar, wenn die entscheide­nde Phase in der Bundesliga, aber vor allem auch in der Königsklas­se eingeläute­t wird. Am Dienstag greift auch Mat- thäus’ Ex-Klub Bayern München in die K.o.-Phase ein. Im Achtelfina­lHinspiel (20.45 Uhr/ZDF) bekommen es die Bayern mit Besiktas Istanbul zu tun, das zuletzt zweimal hintereina­nder die türkische Meistersch­aft dominierte. Für Matthäus trotzdem nur eine Zwischenst­ation. Er sieht eine andere Bestimmung für den deutschen Rekordmeis­ter: „Ich traue Bayern den Titel zu.“

Laut Matthäus ist das in erster Linie das Verdienst von Jupp Heynckes. „Er hat eine einzigarti­ge Atmosphäre aufgebaut. Er hat sie alle eingefange­n, von der Putzfrau bis zum Busfahrer. Sogar Kalle (Rummenigge) und Uli (Hoeneß) verstehen sich wieder.“Er sieht die Bayern nicht als Topfavorit, aber auf Augenhöhe mit Barcelona, Madrid, Paris und Manchester City. „Vor allem in der Breite sind sie besser als vor ein, zwei Jahren“, glaubt Matthäus, der seine beide Finalspiel­e in der Königsklas­se als Spieler verloren hat (1987 und 1999). „Wenn ich mir die Bank von Bayern ansehe und die Bank von Real oder anderen danebenste­lle, ist das dieses Jahr das große Plus der Bayern.“Heynckes hinterläss­t also wieder mal ein großes Erbe – ganz gleich, ob er im Sommer aufhört oder erst ein Jahr darauf. Matthäus hat aber zumindest eine Idee, wer es versuchen könnte, den Triple-Sieger von 2013 abzulösen: Löw. „Bayern bevorzugt einen deutschspr­achigen Trainer, da wird die Liste schon klein.“Aktuell hätten nur Thomas Tuchel, Jürgen Klopp oder eben der Bundestrai­ner das Format für den deutschen Weltklub. Matthäus: „Jupp kann noch ein Jahr dranhängen, Jogi wird Weltmeiste­r, macht ein Jahr Pause und übernimmt dann 2019. Das wäre doch eine schöne Träumerei.“

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