Matthäus traut Bayern den Champions-League-Titel zu
DÜSSELDORF Dieses Konferenzzimmer, in dem wir Lothar Matthäus in einem Düsseldorfer Flughafen-Hotel treffen, scheint wie gemacht für diesen Termin – und auch für Lothar. In den Raum „Paris“hat sein Arbeitgeber Sky geladen. Hier soll das einstige Aushängeschild des deutschen Fußballs, das aufgrund seiner Kontakte zum katarischen PSG-Präsidenten Nasser Al-Khelaifi öffentlich mit Frankreichs Serienmeister sympathisiert, zwei Tage nach dem Duell der Champions- League-Giganten Madrid und Paris über die aktuelle Lage im Weltfußball referieren.
Seit 2012 tritt Matthäus für den Sportsender als Experte in Erscheinung. Meinungsstark, aber fachkompetent. „Rede nur, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich fragt“, hat der französische Dichter Paul Claudel mal gesagt. Als Weltmeister wird Matthäus sowieso gefragt. Erst recht Ende Februar, wenn die entscheidende Phase in der Bundesliga, aber vor allem auch in der Königsklasse eingeläutet wird. Am Dienstag greift auch Mat- thäus’ Ex-Klub Bayern München in die K.o.-Phase ein. Im AchtelfinalHinspiel (20.45 Uhr/ZDF) bekommen es die Bayern mit Besiktas Istanbul zu tun, das zuletzt zweimal hintereinander die türkische Meisterschaft dominierte. Für Matthäus trotzdem nur eine Zwischenstation. Er sieht eine andere Bestimmung für den deutschen Rekordmeister: „Ich traue Bayern den Titel zu.“
Laut Matthäus ist das in erster Linie das Verdienst von Jupp Heynckes. „Er hat eine einzigartige Atmosphäre aufgebaut. Er hat sie alle eingefangen, von der Putzfrau bis zum Busfahrer. Sogar Kalle (Rummenigge) und Uli (Hoeneß) verstehen sich wieder.“Er sieht die Bayern nicht als Topfavorit, aber auf Augenhöhe mit Barcelona, Madrid, Paris und Manchester City. „Vor allem in der Breite sind sie besser als vor ein, zwei Jahren“, glaubt Matthäus, der seine beide Finalspiele in der Königsklasse als Spieler verloren hat (1987 und 1999). „Wenn ich mir die Bank von Bayern ansehe und die Bank von Real oder anderen danebenstelle, ist das dieses Jahr das große Plus der Bayern.“Heynckes hinterlässt also wieder mal ein großes Erbe – ganz gleich, ob er im Sommer aufhört oder erst ein Jahr darauf. Matthäus hat aber zumindest eine Idee, wer es versuchen könnte, den Triple-Sieger von 2013 abzulösen: Löw. „Bayern bevorzugt einen deutschsprachigen Trainer, da wird die Liste schon klein.“Aktuell hätten nur Thomas Tuchel, Jürgen Klopp oder eben der Bundestrainer das Format für den deutschen Weltklub. Matthäus: „Jupp kann noch ein Jahr dranhängen, Jogi wird Weltmeister, macht ein Jahr Pause und übernimmt dann 2019. Das wäre doch eine schöne Träumerei.“