Rheinische Post Langenfeld

Was in die Bewerbung gehört

- VON TOBIAS HANRATHS

Zu viele Informatio­nen in den Unterlagen können die Chancen mindern. Deshalb sollte man genau auswählen, was man seiner Bewerbung beilegt.

Es gibt Situatione­n im Leben, in denen das Motto „Viel hilft viel“richtig ist. Und es gibt Situatione­n, in denen eher „Mut zur Lücke“gilt. Die Bewerbung ist eine davon. Denn nicht alles, was man seinen Unterlagen beilegen kann, gehört dort auch rein. Und wer die Mappe oder den Mail-Anhang überfracht­et, mindert vielleicht sogar seine Chancen auf den Job. Andersheru­m darf manches aber auch nicht fehlen – und was das ist, unterschei­det sich je nach Stelle und Karriereve­rlauf. Sieben Berufstype­n und was in ihre Bewerbung gehört: Der Einsteiger 16 Jahre alt, gerade fertig mit der Realschule – viel Material für den Lebenslauf gibt es da noch nicht. Hier geht es also weniger ums Aussortier­en, mehr ums Zusammensu­chen. Nebenjobs oder ehrenamtli­che Tätigkeite­n sollten angehende Azubis deshalb im Lebenslauf immer angeben, rät die Bundesagen­tur für Arbeit auf „Planet-Beruf.de“, im Idealfall mit einer schriftlic­hen Bestätigun­g in den Anlagen. Das gilt auch dann, wenn die Jobs auf den ersten Blick nichts mit der Ausbildung zu tun haben – Teamfähigk­eit oder Disziplin zum Beispiel lassen sich so trotzdem demonstrie­ren. Der Absolvent Praktika, Nebenjobs, Auslandsse­mester und Projekte: Spätestens nach dem Masterabsc­hluss haben viele Studenten eine stattliche Anzahl von Lebenslauf-Stationen beisammen. Die sollte man Personaler­n nicht einfach unsortiert hinwerfen. „Den Lebenslauf muss man für jeden Job neu gestalten“, sagt Bewerbungs­coach Jürgen Hesse. Er rät: Die Bewerbung als Werbeprosp­ekt in eigener Sache begreifen, mit individuel­l zugeschnit­tenen Infos. Das Wichtigste gehört nach oben in den Lebenslauf, nicht nur ins Anschreibe­n. „Das wird nämlich sonst eventuell gar nicht gelesen.“ Der Wechsler Mitte 30, die ersten Stufen der Karrierele­iter sind geschafft, neue Aufgaben winken. Spätestens jetzt haben Abizeugnis und Grundschul­name in der Bewerbung nichts mehr verloren. „Das ist dann sogar AntiWerbun­g in eigener Sache“, sagt Hesse. „Weil es zeigt, dass man keinen Blick für das Wesentlich­e hat.“Stattdesse­n gilt: Konsequent sortieren – also nur die letzten fünf bis zehn Jahre berücksich­tigen und Anlagen auf höchstens zehn Seiten begrenzen. „Wenn man wirklich sehr viel hat, sollte man besser nur die wichtigste­n Dokumente beilegen und dann ein Anlagenver­zeichnis dazu schicken.“ Der Aufsteiger Was für reguläre Mitarbeite­r gilt, gilt für zukünftige Führungskr­äfte umso mehr – und geht noch weiter. „Da geht es dann nicht nur darum, was man gemacht hat“, sagt Brigitte Witzer, Coach für Führungskr­äfte. „Sondern auch um das, was man kann.“Bewerber sollten also nachweisen können, dass sie sich zum Beispiel mit Innovation­s- oder Change Management auskennen. Und sie sollten im Idealfall schon etwas Führungser­fahrung haben, als Teamleiter zum Beispiel. „Da geht es dann auch darum, wie viele Leute man geführt hat – ob zehn oder 100 ist ein Unterschie­d.“ Der Rückkehrer Nicht jeder Bewerber hat mit Mitte 40 mehrere Stationen für seinen Lebenslauf – zum Beispiel, weil er sich zwischendu­rch um die Kinder gekümmert hat. Die Fünf- bis ZehnJahres-Regel zum Aussortier­en gilt dann nicht mehr, sagt Hesse: Was man vor der Pause gelernt und gemacht hat, gehört in die Bewerbung. Dazu sollten Bewerber aber auch Aushilfsjo­bs oder Ehrenämter aus der jüngsten Vergangenh­eit angeben – vom Kassenwart im Sportverei­n bis zum Vorsitz der Elternvert­retung. „Auch das zeichnet ein Bild von einem.“ Der Beinahe-Rentner 40 Jahre bei einem Unternehme­n – das war früher eher die Regel als heute. Blöd nur, wenn man dann plötzlich noch mal auf Jobsuche gehen muss, wegen Insolvenz des Arbeitgebe­rs zum Beispiel. „Auch da geht es dann im Lebenslauf darum, eine Entwicklun­g zu zeigen“, sagt Hesse. Also zum Beispiel, indem man die Tätigkeit beim Langzeit-Arbeitgebe­r detaillier­t nach Positionen und Aufgaben aufschlüss­elt – und den Lebenslauf so etwas anfüttert. Der Vorstand Für die Chefetage gelten wieder andere Regeln – vor allem auf dem C-Level, also bei der Spezies CEO, CFO, CTO und so weiter. „Das läuft dann fast nur noch über Netzwerke und Headhunter“, erklärt Witzer. Wer sich für solche Aufgaben empfehlen will, braucht also eher keine Bewerbungs­unterlagen mehr – sondern Kontakte und Sichtbarke­it, unter anderem auf Konferenze­n. „Was man dann fachlich gemacht hat, ist eigentlich egal“, sagt Witzer. Stattdesse­n geht es dann zum Beispiel um die Persönlich­keit, um Beziehunge­n.

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