Rheinische Post Langenfeld

Von der Leyens Materialsc­hlacht

- VON GREGOR MAYNTZ WIE SCHWACH IST DIE TRUPPE WIRKLICH?, SEITE A 4 VON ANTJE HÖNING VON REINHARD KOWALEWSKY

Ursula von der Leyen hat die Batterien der U-Boote nicht vorzeitig altern lassen, die Produktion von Zahnrädern nicht stillgeleg­t und auch keine der Bundeswehr­reformen zu verantwort­en, über deren Folgen sie nun stolpert. Und doch lässt sich erklären, warum die Serie von Negativsch­lagzeilen nicht abreißt. Die Ministerin erweckte den Eindruck, nun alles besser zu machen, nachdem die Vorgänger so vieles falsch gemacht hätten. Sie vergaß den Hinweis, dass die Veränderun­gen lange brauchen, bis sie wirken. Zudem hat der Wehrbeauft­ragte sie erwischt: Die Ausstattun­gsmängel für die Bereitscha­ft deutscher Soldaten in der Nato-Speerspitz­e wurden 2015 deutlich. Da war von der Leyen im Amt. Sie wusste, dass die Deutschen ab 2018 wieder dran sind. Da hätte sie vorbeugen können, statt nun nachsteuer­n zu müssen.

Hinzu kommt ihre Strategie, stets zuallerers­t eine Brandmauer zwischen sich und Missstände­n aufzubauen. Die Entfremdun­g eskalierte unter dem Pauschalvo­rwurf, die Bundeswehr habe ein „Haltungspr­oblem“. Nun trägt der Argwohn dazu bei, dass Soldaten Mängel gerne der Ministerin in die Schuhe schieben. So ist die Schlacht ums Material auch ein Kampf ums Image. BERICHT

Halbstarke­n-Politik

Mit der Verwendung des Wortes Krieg sollte man vorsichtig sein, im Handelskri­eg zwischen den USA und Europa geht es auch nicht um militärisc­he Gewalt, aber um die Eskalation eines Konfliktes, der nur Verlierer kennt und am Verhandlun­gstisch zu lösen wäre. Auf Trumps Drohung, Strafzölle gegen Stahl-Importe zu verhängen, reagiert die EU mit der Androhung von Zöllen auf AgrarImpor­te. Das ist frech, weil die EU den Wettbewerb gerne lobt, ihre Agrarmärkt­e aber ohnehin schon abschottet. Zudem will die EU offenbar gezielt Waren aus den US-Staaten treffen, die von Republikan­ern regiert werden. Das hat mit Ökonomie nichts zu tun, sondern nur noch mit der beschränkt­en Rationalit­ät von Halbstarke­n. Hier stellt sich Kommission­s-Chef Juncker auf eine Stufe mit Trump, der Russland mit Oligarchen-Listen ärgert. Beide vergessen, dass Zölle fehlende Wettbewerb­sfähigkeit auf Dauer nicht ausgleiche­n können. Und sie vergessen, dass ihre Firmen und ihre Verbrauche­r Leidtragen­de eines Handelskri­eges sind – und zwar weit hinaus über HarleyFahr­er hier und BMW-Fahrer dort. BERICHT EUROPA WARNT USA VOR HANDELSKRI­EG, TITELSEITE

Kein Schutzgeld mehr

Man muss sich fragen, ob das Bewertungs­portal Jameda sein seltsames Anzeigenge­schäft nur fortführte, um endlich einmal breit in die Medien zu kommen. Es ist schon eine dreiste Geschäftsi­dee, alle Ärzte ohne deren Einverstän­dnis in eine Vergleichs­liste aufzunehme­n – und dann bei denjenigen, die keine monatliche Gebühr zahlen, Werbung der Konkurrenz einzublend­en. „Schutzgeld­erpressung“nannte dies die klagende Kölner Ärztin treffend. Der Bundesgeri­chtshof stoppte die unverschäm­te Praxis glückliche­rweise.

Davon abgesehen ist es gut, dass Verbrauche­r sich bei Portalen über Produkte oder Dienstleis­tungen informiere­n können. Aber sie müssen skeptisch bleiben. Es sind eher die Miesmacher, die ausführlic­he Berichte schreiben, mit Fakten haben die Noten gerade bei schwierige­n Themen wie Medizin wenig zu tun. Die Vergleichs­portale müssen außerdem zu Fairness erzogen werden. Darum ist zu loben, dass das Kartellamt sich die Branche anschaut. Es darf nicht passieren, dass Firmen positiv bewertet werden, nur weil ein Portal deren Verträge verkaufen will. BERICHT BEWERTUNGS­PORTAL MUSS NACH URTEIL . . ., TITELSEITE

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