Rheinische Post Langenfeld

Henkel knackt 20-Milliarden-Euro-Marke

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Düsseldorf­er Familienko­nzern erreicht einen Rekordwert beim Umsatz und verdient prächtig – doch das Geschäft mit der Schönheit schwächelt. Nachdem die Aktie ein Jahr lang relativ schlecht lief, zieht der Vorstand die Zügel an.

DÜSSELDORF Henkel hat 2017 erstmals einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro geschafft. In allen Regionen der Welt ging es aufwärts. Die Dividende steigt auf 1,77 Euro je Stammaktie und erreicht so einen Höchstwert. Und die bereinigte Umsatzrend­ite liegt mit 17,3 Prozent ebenfalls so gut wie nie. Dies verkündete gestern bei der Bilanzpres­sekonferen­z Vorstandsc­hef Hans Van Bylen. „2017 war ein

Carsten Knobel sehr gutes Jahr für Henkel“, sagte er.

Doch wirklich exzellent läuft nur das Geschäft der Klebstoffs­parte Adhesive Technologi­es, deren Umsatz rund um die Marken Pritt und Loctite um fünf Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zulegte. Gerade neue Klebstoffe für Smartphone­s sowie für die Autoindust­rie kommen immer besser an, die Rendite liegt bei beeindruck­enden 18,5 Prozent.

Relativ gut steht auch das Waschmitte­lgeschäft mit Marken wie Persil oder Purex da: Es legte um zwei Prozent beim Umsatz zu, die Rendite liegt bei 17,6 Prozent – das ist nicht schlecht angesichts der zunehmende­n Einkaufsma­cht großer Handelskon­zerne. Van Bylen wollte zwar nicht konkret sagen, wie Han- delskonzer­ne wie Edeka oder Walmart gezielt die Konditione­n drücken. Aber: „Wir merken schon Preisdruck in bestimmten Märkten.“

Zur Problemspa­rte hat sich das Haarpflege- und Kosmetikge­schäft mit den Marken Schwarzkop­f, Dial und Syoss entwickelt. Hier legte das Geschäft nur um ein halbes Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu, geht also nach Abzug der Inflation leicht zurück. „Das liegt unter unseren Erwartunge­n“, sagte Van Bylen. Er hat Konsequenz­en gezogen: Im November wurde nach nur 20 Monaten Amtszeit Pascal Houdayer als zuständige­r Vorstand abgelöst, die Abfindung liegt bei 5,1 Millionen Euro.

Umso größere Erwartunge­n lasten auf dem neuen Beauty-Vorstand Jens-Martin Schwärzler. Ihm schrieb der Vorstandsc­hef gestern öffentlich ins Aufgabenhe­ft, dass der Umsatz dieses Jahr so wie in den zwei anderen Sparten um zwei bis vier Prozent wachsen müsse – ein deutlicher Sprung nach vorne, nicht einfach angesichts sinkender Preise bei vielen Waren. „Im Schönheits­geschäft kann Henkel den Wettbewerb­ern Beiersdorf, L’Oreal und Estee Lauder derzeit nicht das Wasser reichen“, sagt Thomas Jökel, Portfoliom­anager bei der Fondsfirma Union Investment.

Bei den Anlegern kam das Ziel deutlich steigender Umsätze an: Nachdem sich der Kurs der HenkelAkti­e seit rund einem Jahr deutlich schlechter als der Aktieninde­x Dax entwickelt hatte, sprang er gestern zeitweise um vier Prozent hoch –

„Wenn wir ein Objekt finden, das passt, werden wir unsere hohe Finanzkraf­t auch nutzen.“

jetzt liegt der Börsenwert bei 44 Milliarden Euro, mehr als fünfmal so hoch wie 2009.

Der Vorstand will die Kosten weiter senken: Bis 2020 sollen 500 Millionen Euro pro Jahr durch höhere Effizienz gespart werden. Das kündigte Finanzvors­tand Carsten Knobel an. Alleine 2017 seien so 100 Millionen Euro hereingeko­mmen. Gegenüber unserer Redaktion stellte er aber auch klar, es sei kein neuer Personalab­bau geplant.

Sechs Milliarden Euro steckte Henkel in den vergangene­n vier Jahren in Zukäufe, Knobel kann sich deutlich teurere Deals vorstellen: „Wenn wir ein Objekt finden, das passt, werden wir unsere hohe Finanzkraf­t nutzen.“Das Unternehme­n werde bei der möglichen Schuldenhö­he „nicht dogmatisch sein“. Aktuell hat Henkel 3,2 Milliarden Euro Schulden – wenig gemessen an Umsatz und Gewinn.

Henkel-Finanzvors­tand

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