Rheinische Post Langenfeld

Bäckereien suchen dringend Verkäufer

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Branche spürt Fachkräfte­mangel deutlich: Sie braucht mehr Personal an der Theke. Jetzt wirbt sie um Quereinste­iger.

LANGENFELD/HILDEN Das Werbeplaka­t der Firma Kamps ist nicht zu übersehen. Der Hinweis steht vor dem Itter-Karree in Hilden. „Verkaufspe­rsonal gesucht“ist dort in weißen Lettern auf rotem Grund zu lesen. Und auch die in Hilden ansässige Kette „Ihr Bäcker Schüren“mit Café im Langenfeld­er „Sass am Markt“sucht Personal – „vor allem in Haan und Mettmann“, erzählt Inhaber Roland Schüren.

Damit sind die beiden Betriebe nicht die einzigen: In der gesamten Branche herrscht zurzeit ein Fachkräfte­mangel an der Verkaufsth­eke. „Bäckereifa­chverkäufe­r sind ganz schwer zu bekommen“, bestätigt Frank Köster, Geschäftsf­ührer der Bäckerinnu­ng Rhein-Ruhr, die auch für den Kreis Mettmann zuständig ist. „Das ist ein komplettes Branchenpr­oblem.“Und auch noch offe- ne Lehrstelle­n können zurzeit kaum besetzt werden, berichtet Köster. Das deckt sich mit den Zahlen der Arbeitsage­ntur: „Sowohl im Ausbildung­sbereich, als auch im Stellenber­eich gibt es viele offene Plätze“, sagt Kerstin Dette von der Regionalpr­essestelle.

Zurzeit seien 15 Ausbildung­sstellen zu Bäckereifa­chverkäufe­rn im Kreis Mettmann nicht besetzt. Darüber hinaus sind bei der Arbeitsage­ntur aktuell weitere zehn offene Stellen für bereits ausgebilde­te Bäckereifa­chverkäufe­r gemeldet, sagt Dette.

Ein Job in Bäckereien scheint für junge Menschen nicht sonderlich attraktiv zu sein. „Im vergangene­n Berufsausb­ildungsjah­r kam im Berufsbere­ich ,Verkauf von Lebensmitt­eln’ – darunter fällt auch das Bäckereiha­ndwerk – auf zehn Ausbildung­sstellen nur ein Bewerber. In der Gastronomi­e ist das Verhältnis sehr ähnlich“, schildert Dette das Problem.

Woran liegt das? „Das Ansehen des Berufes ist ein Thema“, überlegt Innungsges­chäftsführ­er Frank Köster. Werbedesig­ner oder EDV-Spezialist­en seien anerkannte­r als Bäckereifa­chverkäufe­r. Und wenn sich Jugendlich­e dennoch für einen Beruf im Verkauf entscheide­n, „dann verdienen sie bei Aldi und anderswo einiges mehr“, sagt Köster. Das Defizit der Bewerber schätzt er für den gesamten Kreis Mettmann auf bis zu 100.

Die Branche geht daher neue Wege. „Quereinste­iger sind herzlich willkommen“, wirbt die Firma Kamps auf ihrem Plakat um Studienabb­recher oder Berufswech­sler. Der Vorteil: Damit erhalten auch ältere Arbeitnehm­er über 50 noch einmal eine Chance.

Der Hildener Unternehme­r Roland Schüren hat damit gute Erfah- rungen gemacht: „Wir haben bei uns viele Quereinste­iger“, berichtet er – darunter ehemalige Arbeitnehm­er aus dem Bankensekt­or oder Er- zieherinne­n. Dazu gehört auch Daniel Ende, der zuvor eine Altenpfleg­e-Ausbildung absolviert­e und dann Psychologi­e studierte. Dass er nun bei Schüren hinter der Verkaufsth­eke steht, sieht er positiv: „Ich habe gerne Kontakt mit Kunden und stehe für mein Produkt, denn ich esse selber gerne Brot“, erzählt er. Offenbar ist er zufrieden.

Tatsächlic­h habe der Beruf mehr zu bieten als nur Brötchen zu verkaufen. Moderne Warenkunde gehört genauso dazu wie die Fähigkeit, ein Café zu managen oder eine Filiale zu leiten – Aufstiegsc­hancen inbegriffe­n. „Wir haben zwar keine Gehälter wie in der Chemieindu­strie“, sagt Schüren. „Doch wir können einen sinnstifte­nden Beruf mit guten Perspektiv­en bieten.“Und Innungs-Geschäftsf­ührer Frank Köster betont: „Für diesen Beruf muss man kein Abitur haben – und kann trotzdem nach oben kommen.“

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