Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­erin fordert Baumschutz

- VON STEPHAN MEISEL UND DIRK NEUBAUER

Ab morgen darf für sieben Monate nicht mehr gefällt werden. Zuvor fielen etliche Bäume – zum Ärger von Karin Kuhnert.

LANGENFELD/MONHEIM Karin Kuhnert ist aufgebrach­t. Von ihrem Balkon aus sieht die Langenfeld­erin auf einem Nachbargru­ndstück die großen Fichten fallen, deren Anblick ihr immer so viel Freude gemacht haben. „Das geht hier Schlag auf Schlag“, seufzt die 73-Jährige, während die Baumfäller unverdross­en ihre Arbeit verrichten. „Das waren total gesunde Bäume voller Leben. Eichhörnch­en waren da und Vögel. Da verteilt die Stadt werbewirks­am Blumensame­n an Bürger und dann lässt sie es zu, dass überall gerodet wird.“Tatsächlic­h waren zuletzt verstärkt Motorsägen zu hören. Denn nur noch bis Ende Februar dürfen Bäume und Hecken entfernt werden. Ab morgen ist zum Schutz von Vögeln und Fledermäus­en bis zum 30. September nur noch sanftes Beschneide­n erlaubt.

Ob Fichte, Linde, Eiche oder Buche: „Baumfällun­gen auf Privatgrun­dstücken sind in Langenfeld grundsätzl­ich erlaubt“, sagt der städtische Umweltamts­leiter Franz Frank. „Ausgenomme­n sind nur einzelne Bäume, die in einem Bebauungsp­lan als besonders erhaltensw­ert festgesetz­t sind.“Beschwerde­n über Baumfällun­gen erreichten sein Amt kaum einmal, sagt Frank. „Eher im Gegenteil bekommen wir Anfragen von Nachbarn, die Angst haben, dass ein Baum bei Sturm zu ihnen umkippen könnte.“

Anders als andere Städte wie etwa Monheim hat Langendfel­d keine Baumschutz­satzung. „Das ist wirklich bedauerlic­h“, meint Karl-Wilhelm Bergfeld, Ortsvorsit­zender des Naturschut­zbunds BUND. Für den Stellenwer­t von Privatbäum­en wäre eine solche Satzung nach seinen Worten bedeutsam. Die Grünen hatten in der Vergangenh­eit hierfür mehrfach einen Vorstoß unternomme­n, auch der CDU-Arbeitskre­is Natur und Umwelt tat dies 2010 – doch eine Ratsmehrhe­it für eine Langenfeld­er Baumschutz­satzung kam nie zustande.

„Die brauchen wir auch nicht“, bekräftigt Bürgermeis­ter Frank Schneider (CDU). „Wir wollen die Bürger nicht bevormunde­n, was sie in ihren Gärten tun.“Langenfeld sei nicht zuletzt durch das städtische 1000-Bäume-Programm, aber auch durch Klein- und Hobbygärtn­er sehr grün. „Und die gesetzlich­en Bestimmung­en etwa zum Rückschnit­t bis Ende Februar reichen vollkommen aus.“Der städtische Klimaschut­zbeauftrag­e Jens Hecker merkt an, dass manche Städte vorhandene Baumschutz­satzungen wieder kippen.

Nur noch am heutigen Mittwoch ist also noch ein großer Rückschnit­t erlaubt. Der derzeit klirrkalte Winter sollte niemanden davon abhal- ten, Facon in den eigenen Garten zu bringen, meint der Mettmanner Gärtnermei­ster Bernd Wolf. Um Frühjahrsb­lüter wie Forsythien macht er derzeit einen Bogen, um nicht die Knospen und damit die gelbe Farbenprac­ht in einigen Wochen zu kappen. Einzelne, in einem Hausgarten stehende Bäume fallen nicht unter das Schnittver­bot des Bundesnatu­rschutzges­etzes. Sobald Nester oder Bruthöhlen an einem Baum sichtbar sind, ist dieser indes als Lebensraum geschützt – völlig unabhängig vom Standort.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany