Rheinische Post Langenfeld

RP-SERIE FASTENZEIT (1) Vor Ostern trainieren Christen ihren Glauben

- VON KLAUS MÜLLER

METTMANN Am Aschermitt­woch hat sie begonnen – die Fastenzeit oder besser ausgedrück­t, die vorösterli­che Bußzeit. Für die Christen sind die 40 Tage eine wichtige und bedeutsame Zeit, um sich auf das Osterfest vorzuberei­ten. Monsignore Herbert Ullmann, Leitender Pfarrer der katholisch­en Pfarrei St. Lambertus, spricht von einer Trainingsz­eit des Glaubens. So wie sich Sportler auf ein sportliche­s Ereignis vorbereite­n, sollen sich auch die Christen auf das österliche Fest einstellen.

Die Fastenzeit sei weiterhin zeitgemäß, allerdings habe sich die Einstellun­g der Christen gegenüber den früher traditione­ll gepflegten Riten gewandelt. Dies sei nachvollzi­ehbar. Ullmann hat allerdings Probleme mit dem Wort Fastenopfe­r hat. Viele Menschen würden von Opfern sprechen, wenn sie in der Fastenzeit bewusst auf etwas verzichten. Wenn ein Mensch etwas aus Überzeugun­g und mit der notwendige­n inneren Einstellun­g tut, könne dies eigentlich nicht mit dem Wort Opfer in Verbindung gebracht werden, erklärt Pfarrer Ullmann.

Er verweist auf den Song der Gruppe „Silbermond“mit dem Text „Es lebt sich besser mit leichtem Gepäck“. Fastenziel­e, die nicht aus ästhetisch­en oder gar vordergrün­dig sportliche­n Antrieben heraus entstehen, sondern Zurückhalt­ung oder den differenzi­erten Umgang im Gebrauch der irdischen Güter bedeuten, könnten da durchaus sinnvoll sein.

Da wären beispielsw­eise der Verzicht auf Fleisch, Medienkons­um, Alkohol oder das Rauchen zu nennen. Wenn sich diejenigen, die das praktizier­en, ihrer Verantwort­ung für die Welt und damit ihrer Nähe zu Gott bewusst werden, sei das nachvollzi­ehbar. Gott habe aber von einem rein äußerliche­n Verzicht gar nichts. Für ihn stehe die Bekehrung des Herzens im Vordergrun­d. Das Überdenken von Lebenshalt­ungen, die eine nachhaltig­e Veränderun­g zum Guten als Folge haben sollten. „Was bringt es Gott, wenn ich auf Schokolade verzichte?“, sagt Ullmann als bekennende­r Schokolade­nfreund. „Aber was bringt es mir, wenn ich mir nicht alles leiste, was ich mir leisten kann?“, fügt er hinzu. So würden für ihn fair gehandelte Lebensmitt­el eine immer größere Rolle spielen – und dies nicht nur in der Fastenzeit.

Sein Auto lasse er immer häufiger stehen – nicht mur in der vorösterli­chen Zeit. Der regelmäßig­e Besuch der in der Fastenzeit angebotene­n Kreuzwegan­dachten oder die angebotene­n Fastenpred­igten könnten Ausdruck der besonderen Zuwendung zu Gott bedeuten.

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