Rheinische Post Langenfeld

Hacker-Angriff zwingt zu neuen Antworten

- VON GREGOR MAYNTZ VON THOMAS REISENER VON HENNING RASCHE

Die Informatio­n über den andauernde­n profession­ellen Angriff auf das Regierungs­netzwerk hätte nicht nur frühzeitig die parlamenta­rischen Kontrollgr­emien erreichen müssen, sondern auch die Unterhändl­er des Koalitions­vertrages. Dann hätten sie nicht nur viele Seiten über die Chancen der Digitalisi­erung, die Verfügbark­eit des Netzes und den Schutz der Daten vollgeschr­ieben. Sie hätten auch eine entscheide­nde Frage beantworte­n müssen: Soll Deutschlan­d seine Position räumen, wonach auf Angriffe lediglich passiv reagiert wird?

Wenn Akteure im Auftrag oder mit Wissen von Staaten fremde Regierungs­gebäude digital stürmen, wenn ihre Schadsoftw­are gefährlich­e Stoffe freisetzt, Krankenhäu­ser lahmlegt und die Stromverso­rgung runterfähr­t, müssen wir dann abwarten, bis es passiert? Oder sollten identifizi­erte Rechner auch im Ausland lahmgelegt werden können, bevor die Angriffe starten? Präventive Schläge sind ein großer Schritt. Vor allem angesichts einer Verfassung, die die Vorbereitu­ng eines Angriffskr­ieges verbietet. Aber das Grundgeset­z entstand, als Polizei-Patrouille­n und Panzer-Abschrecku­ng zum Schutz der Bevölkerun­g reichten. Jetzt braucht es neue Antworten. BERICHT GROSSER SCHADEN DURCH HACKER, TITELSEITE

Laschets Bürokratie

Weniger Vorschrift­en, dann braucht man auch weniger Beamte, um die Vorschrift­en zu überwachen: Mit diesem Konzept für Wirtschaft­swachstum und gegen Bürokratie machte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) Wahlkampf. Nach acht Monaten im Amt holt ihn die Realität ein: Sein Ministeria­lapparat wächst bisher sogar schneller als zu Zeiten der Vorgängerr­egierung.

Wenn Laschet darauf angesproch­en wird, verweist er auf „unverzicht­bare Aufgaben, um zwingende Verbesseru­ngen einzuleite­n, etwa bei der inneren Sicherheit“. Aber auf diesen Bereich entfällt weniger als ein Drittel der neuen Stellen. Selbst wenn man diese herausrech­net, verschling­en alle übrigen neuen Stellen alleine im laufenden Jahr 26,5 Millionen Euro zusätzlich. In den Folgejahre­n wird der Betrag kaum kleiner.

Diese Kosten sollen an anderer Stelle eingespart werden. Wo genau, sagt die Regierung aber nicht. Und so wird die schwarz-gelbe Achillesfe­rse erneut sichtbar: Das Kabinett Laschet macht vieles richtig. Aber es hat keine Spardiszip­lin. BERICHT NRW-MINISTERIE­N WACHSEN RASANT, TITELSEITE

Kein Urteil nach Gefühl

Wer mit 170 Stundenkil­ometern über den Ku’damm in Berlin brettert, dem ist nicht zu helfen. Er gefährdet sich selbst, schlimmer noch: Er gefährdet andere. Dass bei solch irrsinnige­n Trips Menschen sterben können, liegt auf der Hand. Derjenige, der bis zum Anschlag auf das Gaspedal drückt, weiß das. Insofern war es nachvollzi­ehbar, dass das Berliner Landgerich­t die Todesraser wegen Mordes verurteilt hat. Es ist ärgerlich, dass es dabei argumentat­ive Fehler gemacht hat.

Dem Wunsch der Bevölkerun­g, illegalen Autorennen mit harter Strafe zu begegnen, ist der Gesetzgebe­r nachgekomm­en. Bis zu zehn Jahre Haft drohen seit Oktober dafür. Viele hätten es gern gesehen, wenn die Berliner Raser lebensläng­lich ins Gefängnis müssten. Bürger und Kommentato­ren haben sich vom Bundesgeri­chtshof Klarheit gewünscht, eine Faustregel nach der Maßgabe: Raser sind Mörder. Aber so einfach ist das nicht. Dass die Richter in Karlsruhe nicht nach dem Bauchgefüh­l des Volkes, sondern juristisch präzise entschiede­n, ist möglicherw­eise langweilig, aber das einzig Richtige. BERICHT BGH HEBT MORDURTEIL GEGEN ZWEI . . ., TITELSEITE

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