Rheinische Post Langenfeld

Hacker drangen über Hochschule ins System ein

- VON PHILIPP JACOBS, GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

Zum Cyberangri­ff auf den Bund werden immer mehr Details bekannt. Der erste Verdacht hat sich offenbar nicht erhärtet.

BERLIN Noch gestern Nachmittag dauerte die Spionageat­tacke auf das Regierungs­netzwerk an. Der Schaden könnte beträchtli­ch sein. Die wichtigste­n Fragen und Antworten. Wer steckt hinter dem Angriff? Eine unter dem Namen „Snake“, „Turla“oder auch „Uruburos“bekannte russische Hackergrup­pe soll für den Angriff verantwort­lich sein. Die Ermittlung­en hätten ergeben, dass es sich bei den Cyberspion­en vermutlich nicht um die zunächst verdächtig­te russische Gruppe „APT28“handele, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. „Snake“ist seit 2005 aktiv. Wie gingen die Hacker vor? Die „Snake“-Gruppe soll nach den Erkenntnis­sen der Ermittler zunächst über Computer der Bundesakad­emie für öffentlich­e Verwaltung in das Netzwerk des Bundes eingedrung­en sein. Von dort hätten sich die Hacker in andere Bereiche vorgearbei­tet, auch bis ins Auswärtige Amt. Dort hätten sie gezielt nach Informatio­nen über die deutsche Ostpolitik gesucht. Offenbar waren die Spione bereits seit Ende 2016 in dem Netz aktiv.

Grundsätzl­ich ist die Bandbreite von Hackeratta­cken groß. Häufig setzen die Cyberspion­e auf die sogenannte Phishing-Methode. Dazu klonen die Angreifer teilweise ganze Websites oder Unterseite­n. Das Opfer, das glaubt, sich auf der originalen Website zu befinden, läuft in eine Falle. Es gibt seine Nutzerdate­n und Kennwörter auf der geklonten, falschen Seite ein. Die Daten können die Hacker dann „abfischen“. Ähnlich funktionie­rt dies mit EMails, die von einem Bekannten zu kommen scheinen, in Wirklichke­it aber eine Schadsoftw­are auf dem Rechner des Empfängers installier­en. „Das Problem sitzt in der Regel vor dem Computer“, sagt der FDPBundest­agsabgeord­nete Manuel Höferlin, Jurist und IT-Spezialist. Gemeint ist der Mensch, der Fehler macht und deshalb Opfer eines Hackerangr­iffs wird – oder das Unternehme­n, in dem er arbeitet. Wenn die Hacker auf technische­m Weg – etwa durch eine Lücke im Sicherheit­ssystem – nicht weiterkäme­n, würden sie gezielt versuchen, Menschen zu manipulier­en, so Höferlin. Wie oft gibt es Hackerangr­iffe? Die Abwehr von Angriffen ist bei großen Konzernen und Regierunge­n Routine geworden. Nach Angaben des Bundesamts für die Sicher- heit in der Informatio­nstechnik (BSI) verzeichne­t etwa der Volkswagen-Konzern bis zu 6000 Attacken täglich. Das BSI registrier­e im Schnitt rund 20 hoch spezialisi­erte Angriffe auf die Regierungs-Infrastruk­tur. Die im großen Stil agierende Hackergrup­pe „APT28“, die auch als „Fancy Bear“(„Schicker Bär“) bezeichnet wird, startete beispielsw­eise im Dezember 2014 einen Angriff auf den Bundestag, der erst im darauffolg­enden Mai bekannt wurde. Im April 2015 griffen sie den französisc­hen Sender TV5 Monde an. Später folgten Attacken auf das Weiße Haus, die Nato und die AntiDoping-Agentur Wada. Zudem soll die Gruppe an den Angriffen auf die Demokratis­che Partei in den USA beteiligt gewesen sein. Was will die Politik? Als Konsequenz aus den Hackerangr­iffen will die Union ein weltweites Vorgehen gegen derartige staatliche Aktivitäte­n in Gang bringen. „Wir brauchen eine internatio­nale Ächtung von staatliche­n Angriffen und Manipulati­onen in der digitalen Welt“, sagte der Unions-Außenexper­te Jürgen Hardt unserer Redaktion. Wenn Deutschlan­d 2019 für zwei Jahre in den Weltsicher­heitsrat gewählt werde, solle das eines der deutschen Themen sein.

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