Rheinische Post Langenfeld

Lufthansa-Konzern hat 87 Prozent Marktantei­l

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Laut einer Übersicht des Zentrums für Luft- und Raumfahrtf­orschung gibt es auf Routen innerhalb der Republik nahezu keine Alternativ­e.

DÜSSELDORF/KÖLN Obwohl Air Berlin im August vergangene­n Jahres in Konkurs gegangen ist, werden in diesem Sommer ab Deutschlan­d nicht weniger Flüge angeboten. Gleichzeit­ig nimmt der Marktantei­l der Lufthansa-Gruppe am innerdeuts­chen Flugverkeh­r aber dramatisch zu. Dies sind zwei Ergebnisse einer bisher unveröffen­tlichten Studie zum deutschen Flugmarkt, den das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtf­orschung (DLR) erstellt hat. „Das Angebot an Flugreisen nimmt insgesamt weiter zu“, sagt Studienaut­or Peter Berster, „und die Lufthansa-Gruppe dominiert nun bei Flügen ab Deutschlan­d noch stärker das Geschäft.“

Zu den Ergebnisse­n im Detail: Das Angebot an Flügen im Juli dieses Jahres lag am 15. Februar mit 87.736 um 0,4 Prozent höher als noch im Vorjahr. Allerdings geht das Angebot innerhalb Deutschlan­ds um 1,5 Prozent herunter, während es zwei Prozent mehr Verbindung­en von Deutschlan­d aus hin zu europäisch­en Zielen gibt.

Innerhalb von Deutschlan­d legte der Marktantei­l von Lufthansa von 50,3 Prozent auf jetzt 55,6 Prozent zu. Eurowings erhöhte inklusive Germanwing­s den Marktantei­l von 20,1 Prozent auf 31,5 Prozent. Damit kontrollie­ren Mutterkonz­ern und Billigable­ger gemeinsam 87,1 Prozent des Marktes, im Sommer 2017 waren es nur 70,4 Prozent.

Aus Sicht der Passagiere am dramatisch­sten ist die starke Kontrolle über einzelne Strecken innerhalb Deutschlan­ds. Von den 122 Routen innerhalb des Landes werden nach DLR-Rechnung in diesem Sommer 94 nur von Lufthansa/Eurowings bedient, wobei Hin- und Rückstreck­e jeweils einzeln zählen. 18 weitere werden ausschließ­lich von anderen Gesellscha­ften angeboten.

Nur noch zehn werden im Wettbewerb beflogen. Das sind die Hinund Rückrouten von Berlin nach Düsseldorf, Köln, Frankfurt, München und Stuttgart, weil in Berlin der britische Billigflie­ger Easyjet einen Teil des Geschäftes von Air Berlin übernahm.

Außerdem kündigte gestern die Condor an, künftig im Sommer freitags und sonntags von Düsseldorf nach Sylt zu jetten – damit werden also zwölf Strecken in Deutschlan­d im Wettbewerb bedient.

Die mangelnde Konkurrenz gerade auf vielen stark beflogenen „Rennstreck­en“in Deutschlan­d hat Folgen: Die Preise auf vielen Flügen von Düsseldorf und Köln-Bonn beispielsw­eise zu den neuen Monopolzie­len von Lufthansa/Eurowings nach München und Hamburg sind meistens relativ hoch, wogegen es nach Berlin insbesonde­re mittags eine Reihe an günstigen Angeboten gibt. „Easyjet als neuer Wettbewerb­er setzt Lufthansa und Eurowings auf den Berlin-Routen schon stark unter Druck“, sagt dazu der Hamburger Luftfahrte­xperte Gerald Wissel, „dies ist auch möglich, weil Easyjet niedrige Kosten und ein gutes Image hat.“

Dabei führt die Pleite von Air Berlin nicht nur innerhalb Deutschlan­ds zu einer Stärkung von Lufthansa und Eurowings: Vor einem Jahr wickelten sie 44,4 Prozent der Flüge inklusive der Strecken ins Ausland ab, jetzt sind es deutlich mehr als 50 Prozent.

Und während Air Berlin massenhaft nach Spanien flog, steigt aktuell eher das Angebot in andere Regionen: Nach Griechenla­nd wird diesen Juli das Flugangebo­t ab Deutschlan­d um 326 Maschinen oder umgerechne­t rund zehn Prozent steigen. Nach England werden 242 Flüge mehr angeboten. Auch nach Bulgarien, Kroatien und Marokko legt das Angebot deutlich zu.

Gerade Ferienflüg­e liegen im Trend. So kündigte Condor-Chef Ralf Teckentrup gestern an, im Sommer in Düsseldorf neun eigene Jets zu stationier­en und zwei Maschinen des Partners Laudamotio­n zu nutzen. 2017 standen in Düsseldorf nur vier Maschinen.

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