Rheinische Post Langenfeld

In Monheim fallen dutzende Bäume

- VON SABINE SCHMITT

Paeschke lässt roden. Das Grundstück gehört noch der Stadt – aber der Unternehme­r, der es bebauen will, hat schon mal die Bäume fällen lassen. Natur- und Heimatschü­tzer sind empört.

MONHEIM Dutzende Baumstümpf­e. Gestapelte Stämme, bis zu 20 Meter lang das Stück. Berge an Ästen, so groß wie ein Haus. Das war mal das Wäldchen in Monheim-Süd. Keine drei Tage haben Männer mit Kettensäge­n gebraucht, um an der Oranienbur­ger Straße zu zerlegen, was etwa 60, 70 Jahre lang gewachsen ist: riesige Akazien, Eichen, Buchen.

„Ein Bild der Traurigkei­t.“Josef Lambertz, der Vorsitzend­e des Vereins Landschaft­sschutz Monheim, ist fassungslo­s, sauer, traurig, empört – alles auf einmal. Lambertz besucht regelmäßig die Sitzungen des Stadtrats. „Das hier war nie Thema“, sagt er. „Hier hätte man die Bürger beteiligen und informiere­n müssen.“Dieses Wäldchen sei für viele ein Stück Heimat gewesen, auch ökologisch habe es eine wichtige Rolle gespielt.

Lambertz guckt auf die Baumstümpf­e. Er sagt, dass das Wäldchen vor 20 Jahren schon mal gefällt werden sollte. „Damals konnten wir es retten.“Dieses Mal ist das nicht gelungen. Zwar waren für den Bau der neuen Kita an der Kurt-Schumacher-Straße schon einige Bäume gefällt worden. Der Großteil – etwa 60, 70 der Jahrzehnte alten Bäume – standen aber bis vor ein paar Tagen noch, schätzt Lambertz. Übrig geblieben seien nun nur etwa zehn.

Warum sind die Bäume weg? Ein Anruf bei der Stadt, das Grundstück ist städtisch. Die Stadt verweist an das Bauunterne­hmen Paeschke. Ein Anruf bei Paeschke. „Ja“, sagt Mitarbeite­r Oliver Sachs. Paeschke habe die Baumfäller in Absprache mit der Stadt beauftragt, die Stadt habe eine Fällgenehm­igung erteilt. Paeschke wolle auf der Fläche bauen. Vor allem Doppelhäus­er, aber auch Reihenhäus­er sollen entstehen, so Sachs. Allerdings müsse Paeschke das Grundstück erst noch kaufen. „Danach stellen wir einen Bauantrag“, sagt Sachs.

Wenn die Bäume jetzt schon wegmussten, heißt das denn, dass es bald losgeht? „Jein“, sagt Sachs. Wie lange das dauert, könne er nicht abschätzen. Für das Grundstück gebe es ein Baurecht, es sei kurzfristi­g be- baubar. Paeschke gehe davon aus, dass man noch in diesem Jahr anfangen könne. Deshalb habe man die Zeit vor dem 1. März genutzt. Bis zum 30. September ist das Fällen von Bäumen verboten. Das Bundesnatu­rschutzges­etz schützt nistende Vögel. „Erst im Oktober zu fällen, wäre zu spät gewesen.“

Der Heimat- und Naturschüt­zer Lambertz ist verärgert über den Ablauf. Das sei keine Demokratie. „Das hätte man im Rat besprechen müssen.“So laufe über das Grundstück zum Beispiel eine Gasleitung. „Über der Leitung darf nicht gebaut werden. Im Rat hätte man besprechen können, ob man dort die Bäume stehenlass­en kann.“Dann zeigt Lambertz auf einen Baumstumpf an der Spitze des Grundstück­s, das an die Lichtenber­ger Straße grenzt. „An dieser Stelle“, sagt er, „wird Paeschke sicher kein Haus bauen. Warum hätte man diesen Baum nicht stehenlass­en können?“

Lambertz wirft Paeschke vor, erst einmal alles abgeholzt zu haben, „damit die Bagger besser rangieren können.“Fassungslo­s sei er, wie so etwas genehmigt werden könne. „Ich vermisse die Wertschätz­ung der Natur in unserer Stadt.“

Sachs sagt: „Wir haben eine Fällgenehm­igung um Bäume, die im Bereich der geplanten Häuser ste- hen, fällen zu können.“Laut Baumschutz­satz der Stadt seien die Bäume, die da standen, wo jetzt gebaut werden soll, größtentei­ls auszugleic­hen. „Sofern darüber hinaus Bäume, die als erhaltensw­ert festgesetz­t sind, mitgefällt wurden, sind sie mit Ersatzpfla­nzung in gleicher Qualität auszugleic­hen“, sagt Sachs.

Lambertz sieht das kritisch. Man müsse, um den ökologisch­en Nutzen eines 60 Jahre alten, gefällten Baums zu kompensier­en, 100 kleine Bäume pflanzen. Und die wachsen langsam. Deshalb warnt er vor den Auswirkung­en, die Baumfällun­gen im größeren Ausmaß, auf das Stadtklima haben.

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