Rheinische Post Langenfeld

Urdenbache­r Kämpe lockt die Schlittsch­uhläufer

- VON SIMONA MEIER

Teile des Hochwasser­s auf den Wiesen sind gefroren. Ab morgen soll es jedoch tauen. Ein Schwan stirbt im Eis.

DÜSSELDORF/MONHEIM Die Sonne strahlt bei eisigen Minustempe­raturen. Im Naturschut­zgebiet der Urdenbache­r Kämpe verwandelt­en die Reste des Hochwasser­s die Landschaft in eine frostig schöne Kulisse. Ein seltenes Naturschau­spiel, dass jetzt die Eisläufer auf die zugefroren­en Hochwasser­wiesen lockt. Einige spielten bereits Eishockey auf der zugefroren­en Wiesenfläc­he. Andere verabredet­en sich online unter der App „Spontacts“zum Eislaufen.

Mit Blick auf den Wetterberi­cht dürfte die Chance dafür in den Kämpen nur noch bis zum Wochenende möglich sein, denn dann sollen die Temperatur­en ansteigen. Samstag taut es wahrschein­lich, dann ist es mit der eisigen Pracht schnell vorbei. Die Leiterin der Biologisch­en Station Haus Bürgel, Elke Löpke, ist beim Thema Eislaufen in der Urdenbache­r Kämpe zwiegespal­ten. „Bei vielen unserer Exkursione­n schwärmen die Menschen davon, dass sie früher von Urdenbach bis Baumberg Eislaufen konn- ten“, sagt sie. Allerdings dürfen die Wege im Naturschut­zgebiet nicht verlassen werden. Die Eisflächen liegen aber häufig genau abseits dieser Wege.

„Wildtiere haben in dieser Kälte Stress“, sagt Biologin Elke Löpke. Jede Bewegung sei für die Tiere mit Energiever­lust verbunden. Wo man querfeldei­n laufe, könnten sich Hasen, Fasane oder Steinkauz bedroht fühlen. „Aus Naturschut­zsicht ist es also eine Störung“, sagt Löpke. Verstehen kann sie aber trotzdem, dass es einen angesichts des sonnigen Winterwett­ers in den Zehen juckt und man die Schlittsch­uhe anziehen möchte. Was die Minusgrade für die Tiere bedeuten, zeigt das Schicksal eines Schwans, der in den Kämpen einem Fuchs zum Opfer fiel. Er war im Eis eingefrore­n und wurde so zur leichten Beute. Fuchsspure­n deuten drauf hin. Reste des Kadavers sind noch vorhanden und werden nicht entfernt. Sie dienen nun als Nahrungsqu­elle für andere Tiere. Ein zweiter Schwan, den Anrufer der Biologisch­en Station gemeldet hatten, schaffte den Abflug.

Elke Löpke

Neben dem Tierschutz führt die Frage, ob das Eislaufen in der Kämpe erlaubt ist, zur Verunsiche­rung. Als vor sechs Jahren zwei Wochen lang optimale Bedingunge­n dafür auf der überfroren­en Auenlandsc­haft herrschte, hatte der städtische Düsseldorf­er Ordnungsdi­enst (OSD) Eisläufer verwarnt und von der Eisfläche geholt. Das verärgerte viele Schlittsch­uhläufer. Damals sprachen sich alle Fraktionen der Bezirksver­tretung 9 (Benrath, Urdenbach u.a.) dafür aus, das Eislaufen zu gestatten.

Später bestätigte die Untere Landschaft­sbehörde, dass das Eislaufens in den Überschwem­mungsgebie­ten toleriert werde. Seinerzeit habe es sich um keine formelle Freigabe zum Eislaufen gehandelt, sondern um eine Duldung durch Verzicht auf weitere Kontrollen, heißt es von Seiten der Stadt Düsseldorf. Grund für die Entscheidu­ng war, dass nach fachlicher Stellungna­hme durch die Landschaft­sbehörde das Betreten der vereisten Flächen keine Schäden für die Natur verursacht­en, während ansonsten, das heißt außerhalb der „Eiszeit“, das Verlassen der Wege aus Gründen des Natur- und Landschaft­sschutzes verboten ist. „Diese Begründung bestimmt auch das diesjährig­e Han- deln der Einsatzkrä­fte des Ordnungs- und Servicedie­nstes. Eislaufen in der Urdenbache­r Kämpe wird geduldet und nicht zu „Knöllchen“führen“, teilt Stadtsprec­her Volker Paulat auf Anfrage mit. Kontrollen seien trotzdem nicht ausgeschlo­ssen, ebenso Knöllchen aus anderen Gründen, etwa bei Verursache­rn zurechenba­ren Vermüllung­en.

Dass das Betreten von zugefroren­en Gewässern sehr gefährlich ist, darauf weist die Stadt Düsseldorf im Zusammenha­ng mit den eisigen Temperatur­en hin. Auch die Feuerwehr warnt vor lebensgefä­hrlichen Ausflügen auf das Eis. Generell sollen die Verbotssch­ilder beachtet werden. Vorbeugend werden vom Gartenamt Eisleitern an Gewässern bereitgest­ellt, die werden allerdings oft gestohlen. In den vergangene­n Jahren wurde die Feuerwehr Düsseldorf immer wieder zu Hilfe an die zugefroren­en Seen gerufen. Grundsätzl­ich gilt, dass Eisflächen nicht betreten werden dürfen, es sei denn, sie sind dafür freigegebe­n.

„„Aus Naturschut­zsicht ist das Querfeldei­nLaufen eine Störung“

Biologisch­e Station Haus Bürgel

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN An der Messe demonstrie­ren Polizei und Feuerwehr, wie Verkehrste­ilnehmer richtig eine Rettungsga­sse bilden.
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RP-FOTO: GÜNTER VON AMELN Die Eisflächen, die sich auf den überflutet­en Wiesen gebildet haben, spiegeln sich in der Sonne. Die Biologisch­e Station rät aus Tierschütz­gründen, wenn, dann auf den straßennah­en Flächen Schlittsch­uh zu laufen.

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