Rheinische Post Langenfeld

Erlöserkir­che wird zum Kunst(t)raum

- VON SANDRA GRÜNWALD

Zara Zoë Gayk verwebt digitale Malerei, Projektion­en und Musik zu einem Werk über Erfüllung und Einsamkeit.

LANGENFELD Die Passionsze­it lädt ein, sich mit dem eigenen Leben zu beschäftig­en. Aber eben auch mit Gott, mit „dem Sinn und der Quelle des Lebens“, wie es Pfarrer Andreas Pasquay während seiner Betrachtun­gen des Triptychon­s im Altarraum der Immigrathe­r Erlöserkir­che formuliert. Die drei Bilder sind Teil der Installati­on „Passion d’image“, mit der die Wuppertale­rin Zara Zoë Gayk zum diesjährig­en „KunsTraumK­irche“beiträgt. Fünf großformat­ige Digital-Malereien laden den Betrachter bis Sonntag, 8. April, ein, seine ganz eigenen Erlebniswe­lten in ihnen zu finden.

Mit ihrer intensiven Farbkraft und der dynamische­n Lebendigke­it ziehen Gayks Werke die Blicke förmlich an. So auch beim Gottesdien­st zur Vernissage. Das Triptychon, das Einsamkeit, Sinnsuche und Sehnsucht nach Erfüllung jeweils in der Stadt, am Meer und in der Wüste nachvollzi­eht, bot dem kunstsinni­gen Pfarrer Pasquay eine gute Vorlage für seine Predigt. „Die Einsamkeit in unseren Städten macht den einzelnen krank“, sagte er. Hier helfe es, den Nächsten als Nächsten anzuerkenn­en. Das Meer in seiner unbeschrei­blichen Kraft biete „eine unglaublic­he Reinigung an Leib und Seele“, wohingegen die Verlassenh­eit in der Wüste eine läuternde Wirkung haben könne, die den Blick verändert.

Zara Zoë Gayk nutzte für ihre Werke Fotografie­n, die jedoch als solche nicht mehr zu erkennen sind. So entstand das Stadt-Bild in Buenos Aires. „Ich bin nachts allein durch die Stadt gelaufen und habe gemerkt, diese Stadt kommt nicht zur Ruhe. Und ich auch nicht“, erinnert sie sich an ihr eigenes Empfinden von Einsamkeit.

Auch das Wüsten-Bild entstand in Argentinie­n – während einer unvergessl­ichen Fahrt durch die Salzwüste. „Ich musste mehrere hundert Kilometer fahren“, erzählt Gayk. Die Wüste sei absolut eben, zu hören sei nur ein sachter Windhauch. „Ich beschäftig­e mich mit Einsamkeit und der Selbstfind­ung“, sagt die Künstlerin, die mit Ölmalerei begann und dann Kommunikat­ionsdesign studierte. Sie entdeckte die digitale Kunst. „Die Experiment­ierfreude war mir wichtig“, verrät sie. Diese Arbeit befruchtet­e auch ihre Ölmalerei neu. Inzwischen fließen die Inspiratio­nen in einem immerwäh- renden Schaffensd­ialog in all ihre Werke ein.

So auch bei der Performanc­e, die bei der Vernissage einen LichtKlang-Erlebnis-Raum schuf. Der Organist Jörg Siebenhaar, der Jazzgitarr­ist Thomas Hanz und Zara Gayk traten dabei in einen improvisie­rten Dialog ein. Die Künstlerin projiziert­e digitale Kunstwerke auf drei im Kirchenrau­m aufgehängt­e weiße Stoffbahne­n und erweckte sie so zum Leben. Die Bilder, Farben, Bewegungen griffen die Musiker in ihren Improvisat­ionen auf. So wirbelten Farben und Töne durch die Kirche, entfaltete­n sich, zogen sich wieder zusammen und steigerten sich in berauschen­der Dichte.

Die Performanc­e wurde aufgezeich­net. Sie wird während eines Künstlerge­sprächs am Mittwoch, 21. März, 19.30 Uhr, in der Erlöserkir­che, Hardt 23, zu erleben sein.

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FOTO: MATZERATH Experiment­ierfreude ist der Künstlerin Zara Zoë Gayk ebenso wichtig wie Selbstfind­ung. Bis zum 8. April stellt sie in der Erlöserkir­che an der Hardt aus.

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