Rheinische Post Langenfeld

Trump wird den Handelskri­eg verlieren

- VON ANTJE HÖNING VON HENNING RASCHE LÄNDER WOLLEN GAFFER HÄRTER BESTRAFEN, SEITE A 4 VON MATTHIAS BEERMANN KREML: RUSSLAND WILL KEIN WETTRÜSTEN, SEITE A 6

Handelskri­ege sind gut und einfach zu gewinnen, twitterte der US-Präsident. Offenbar liegen ihm wieder alternativ­e Fakten vor, denn die Wahrheit sieht anders aus. Der Tweet macht deutlich, warum der Republikan­er ein solcher Ausfall ist: Trump dient nicht seinem Land, sondern den Partikular­interessen einer Branche, die nicht wettbewerb­sfähig ist. Trump schadet seinem Volk: US-Autobauer und US-Verbrauche­r werden am meisten unter den folgenden Stahlpreis­Erhöhungen leiden. Trump hat keine Ahnung von Wirtschaft: Seit Napoleons Kontinenta­lsperre weiß man, dass Handelskri­ege nur Verlierer kennen. Trump lernt nichts aus der Geschichte: Schon der letzte Versuch eines Präsidente­n, Stahlmagna­ten regelwidri­g zu helfen, schlug fehl. Nachdem die EU 2002 mit Gegenmaßna­hmen gedroht hatte, kassierte George W. Bush seine Strafzölle wieder ein.

Für Argumente ist Trump nicht zugänglich, für die Logik der Abschrecku­ng vielleicht doch. Schon im Kalten Krieg haben überzeugen­d angedrohte Gegenschlä­ge funktionie­rt. Neben Europa ist auch China zu Zoll-Gegenschlä­gen bereit. Ein Handelskri­eg mag herrlich von Skandalen im Weißen Haus ablenken – aber Trump hat keine Chance, ihn zu gewinnen. BERICHT ANGST VOR JOBVERLUST DURCH US-ZÖLLE, TITELSEITE

Keine Gnade für Gaffer

Gaffer ergötzen sich am Leid ihrer Mitmensche­n. Das ist widerwärti­g. Sie als Schaulusti­ge zu bezeichnen, trifft nicht den Kern ihres Handelns. Schaulusti­ge kommen bei Brückenspr­engungen oder Tanzeinlag­en in der Einkaufstr­aße zusammen. Gaffer hingegen verharren an einem Ort, der für andere zum Unglücksor­t geworden ist. Sie haben keine Lust zu schauen, sie haben Lust am Unglück. Auch wenn die strafrecht­liche Lücke, die der Bundesrat nun schließen will, klein sein mag, ist das Vorgehen notwendig. Es braucht Zeichen, dass die Zivilgesel­lschaft keine Gnade für Gaffer kennt.

Das Problem hinter den Gaffern liegt tief. Wer in den Netzwerken des Internets nach Aufmerksam­keit sucht, benötigt Emotionen. Videos von Unfalltote­n sind in der perfiden Währung des Netzes wie 200Euro-Scheine. Sie sind heiß begehrt und klicken sich daher viel zu gut. Auch das gehört zur Wahrheit, dass die Zuschauer solcher Videos eine Mitschuld tragen. Gaffern und ihren Fans fehlt eine elementare Portion Empathie. Das Strafrecht allein kann das nicht reparieren. Da muss die gesamte Gesellscha­ft helfen. BERICHT

Putins Atom-Irrtum

Man könnte achselzuck­end über Wladimir Putins jüngsten Auftritt hinweggehe­n, den der Kreml-Chef dazu nutzte, mit Russlands neuen atomaren Wunderwaff­en zu prahlen. Das sollte – zwei Wochen vor der russischen Präsidente­nwahl – wohl vor allem die Russen beeindruck­en. Putin wird ja wohl nicht ernsthaft vergessen haben, dass der letzte Rüstungswe­ttlauf mit dem Westen im Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n mündete. Diese Drohung mit neuen Waffen entspricht jedoch einer alten Politik, und Russlands massive Aufrüstung folgt der überwunden geglaubten Logik des Kalten Kriegs. Putin will sich Respekt verschaffe­n und schürt doch nur die Sorge vor russischen Aggression­en.

Inzwischen wird auch von der Nato wieder aufgerüste­t, die USA denken sogar laut über die Entwicklun­g taktischer Atomwaffen nach. Trotzdem glaubt man im Kreml immer noch, sich den Westen durch Einschücht­erung gefügig machen zu können – welch ein gefährlich­er Irrtum. Was in fast fünf Jahrzehnte­n Ost-West-Konfrontat­ion vermieden werden konnte, könnte nun wahr werden: ein Atom-Krieg in Europa. BERICHT

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