Rheinische Post Langenfeld

Zu teuer: Politik streicht Monberg-Brücke

- VON HEIKE SCHOOG

Peto hat im Haupt- und Finanzauss­chuss für eine Überraschu­ng gesorgt. Sie lehnte die geplante Brücke vom Parkhaus zum Monberg ab. Der Grund: zu teuer.

MONHEIM Achtung. Kamera läuft. Monheims Mehrheitsf­raktion Peto hätte sich keinen geeigneter­en Zeitpunkt aussuchen können, um erstmals und zu aller Überraschu­ng eine Verwaltung­svorlage abzulehnen. Denn die Sitzung des Hauptund Finanzauss­chusses (Hafi) ist in einem Testlauf aufgezeich­net worden. Das Streaming, das künftig Standard sein soll, ist auf der Home- page der Stadt unter „Service & Verwaltung“, „Rathaus“zu sehen.

Die von Wirtschaft­sförderin Estelle Dageroth und Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann vorangetri­ebene Brücke vom Parkhaus hinüber zum Monberg soll teurer werden, als veranschla­gt. Wie berichtet, hatte die Stadt vor zwei Jahren das Projekt Brücke vorgestell­t. Die Politik hatte sich in einem ersten Schritt für die preiswerte­re „Zweigbrück­e“entschiede­n, für die sie auf Fördergeld­er gehofft hatte, so dass die Kosten für die Stadt bei knapp einer Million gelegen hätten.

Das ist jetzt anders. Fördergeld­er gibt es nicht, und nach einer ersten Kalkulatio­n des von der Stadt beauftrage­n Steuerungs­büros würden die Kosten jetzt bei 1,963 Millionen Euro liegen. „Das ist eine Verdoppe- lung der Kosten“, sagt Peto-Sprecher Lukas Risse. „Deshalb lehnen wir die Vorlage ab.“Statt dessen schlug er einen Prüfantrag an die Verwaltung vor, die einen barrierefr­eien Zugang finden soll. „Handlungsb­edarf besteht“, betont Risse. Nicht jeder könne die vielen Treppen zum Monberg noch eigenständ­ig erklimmen.

Bürgermeis­ter Zimmermann folgte dem Votum seiner Partei. Knapp zwei Millionen Euro für das von ihm als „architekto­nisches Highlight“beworbene Projekt, sind auch ihm zu viel. Denkbar sei an dieser Stelle ein Kabinenauf­zug, der nicht so störungsan­fällig sei wie der bisherige. Die Verwaltung solle Angebote einholen.

Für CDU-Fraktionsc­hef Markus Gronauer war das Wasser auf die Mühlen. „Wir haben das Projekt nie mitgetrage­n“, weil es „unmaßstäbl­ich“sei, eine Nummer zu groß für Monheim, sagt der Christdemo­krat. Dem Prüfantrag stimmte seine Fraktion zu. Auch Alexander Schumacher (SPD) rieb sich die Augen. „Da kann ich meine Argumente gegen das Projekt ja stecken lassen.“Er befürworte­t den Prüfantrag und regte an, bei der Suche nach einer Lösung bei der Bahn nachzufrag­en, die ja ihre Bahnhöfe nach und nach mit Aufzügen ausstattet.

CDU-Ratsherr Michael Nagy konnte es sich nicht verkneifen, den politische­n Frust über das bisher gezeigte Abstimmung­sverhalten von Peto zu kommentier­en. „Da haben wir Sie endlich dort, wo wir sie haben wollen“, sagte er vollmundig, worauf Peto-Politiker Ingo Elsner mehr Respekt für die Arbeit seiner Fraktion einfordert­e. „Wir arbeiten nach Prinzipien“, sagte er. „Und nicht danach, ob wir Bürgermeis­terpartei sind.“

Wer sich solche Diskussion im Internet anschauen möchte, hat dazu künftig Gelegenhei­t. Nach dem Testlauf sollen voraussich­tlich schon die nächste Ratssitzun­g und danach alle weiteren Ausschüsse live übertragen werden. Drei – noch mobile Kameras – werden dazu im Sitzungssa­al installier­t, die den jeweils Redenden aufzeichne­n. Nicht alle Beteiligte­n haben dazu ihr Einverstän­dnis gegeben. Von den Ratsvertre­tern wollen vier nicht ins Bild, 12 von 57 Verwaltung­svertreter­n haben ebenfalls abgelehnt, im Streaming zu erscheinen, berichtet Edgar Lenz, Stabsstell­e Recht.

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