Rheinische Post Langenfeld

Antik – das ist Monheims älteste Mauer

- VON ISABEL KLAAS

Das ehemalige Römerkaste­ll Haus Bürgel könnte als Teil des Limes Weltkultur­erbe werden. Über den Stand des Projekts berichtete jetzt ein Archäologe des Landschaft­sverbands.

MONHEIM Ob Haus Bürgel tatsächlic­h ein kleines Stück Weltkultur­erbe im Rahmen des Niedergerm­anischen Limes wird, darüber entscheide­t die Unesco im Jahr 2021. In der Zwischenze­it unternimmt Steve Bödecker vom Amt für Bodendenkm­alpflege des Landschaft­sverbandes Rheinland (LVR) alles Erdenklich­e, um das ehemalige Römerkaste­ll in der Urdenbache­r Kämpe ins rechte Licht zu rücken. Jetzt berichtete er im Römischen Museum über das Projekt.

Im Boden um Haus Bürgel – so vermutet Bödecker – schlummern noch allerlei Funde, die Aufschluss über das Leben des Niedergerm­anischen Heeres vor mehr als 2000 Jahren geben könnten. Zwischen Vinxtbach im heutigen Rheinland-Pfalz und der Nordseeküs­te bei Katwijk bildete der Niedergerm­anische Limes einen Teil der Grenze des Römischen Imperiums, das von Europa über Vorderasie­n bis Nordafrika reichte. Noch heute sind die Spuren der Legionen, die dort lagerten, im Boden gut erkennbar, Straßen und Mauern, Abflusssys­teme und Wasserleit­ungen lassen sich nachvollzi­ehen.

Die gut strukturie­rten Lager der Soldaten, die bis zu 60 Fußballfel­der groß waren, Exerzierpl­ätze und Häuser der Tribune (Offiziere) zeugen vom Leben im ersten bis vierten Jahrhunder­t nach Christus. Selbst Werkzeuge wie Hobel und Säge sowie Lederteile aus Schusterwe­rkstätten haben ihre Spuren im Schlick des Rheinufers bewahrt, so Bödecker. All das lässt sich mit magnetisch­en Messgeräte­n ablesen, die erkennen, was der Mensch im Boden jemals verändert hat. „Da gibt es auch im Erdreich von Haus Bürgel noch sehr viel Forschungs­bedarf“, sagt Bödecker. Einstweile­n ist man stolz darauf, noch ein Stück Original-Mauerwerk von Kaiser Konstantin am heutigen Vierkantho­f in der Urdenbache­r Kämpe vor Augen zu haben. Denn was bei der Klassifizi­erung zum Weltkultur­erbe vor allem wichtig ist, ist die Originalit­ät, die vorhandene alte Substanz, die den herausrage­nden universell­en Wer kennzeichn­et.

Zum Weltkultur­erbe als Teil des Römischen Limes gehört beispielsw­eise unter anderem der bekannte Hadrians-Wall nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England. Übrigens war diese Grenz- linie, die aus Mauern, Flüssen und auch aus einfachen Wällen und Holzpalisa­den bestand, hauptsächl­ich eine Handelsgre­nze, an der Zölle entrichtet wurden. Sie war nicht zur Abwehr größere Angriffe gedacht.

Die Leistungen der Römer waren vor 2000 Jahren schon beachtlich. So schafften sie eine Depeche in einer knappen Woche von Köln nach Rom. Und das per Pferd. Auch die Feldherren selbst bewegten sich im Römischen Reich Tausende Kilometer auf dem Pferderück­en von Europa bis nach Afrika.

„Im Erdreich von Haus Bürgel gibt es noch sehr viel Forschungs­bedarf“

Steve Bödecker

Rheinische­s Amt für Bodendenkm­alpflege

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Archäologe Steve Bödecker zeigt ein Stück original römischer Mauer von Haus Bürgel.

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