Rheinische Post Langenfeld

Logischer Schritt, hoher Preis

- VON ANTJE HÖNING VON GREGOR MAYNTZ SEEHOFER KÜNDIGT EINE HARTE GANGART AN, SEITE A 4 VON CHRISTINE LONGIN NEUER NAME, ALTER KURS, SEITE A 5

Politik wirkt: Vor zwei Jahren hatten sich die Marktführe­r unter dem Druck der Energiewen­de aufgespalt­en. Richtig überzeugen­d war das nie, denn Mütter wie Töchter blieben Stromerzeu­ger. Nun gehen sie den nächsten logischen Schritt: Eon kappt seine historisch­en Wurzeln. Wenn der letzte Atommeiler abgeschalt­et ist, wird Eon Strom nur noch durchleite­n und verkaufen. Eon wird zu einer stabilen, etwas langweilig­en Netzgesell­schaft. RWE dagegen wird das Kraftwerk der Nation: RWE wird braunen Strom (immer weniger) und grünen Strom (immer mehr) erzeugen. RWEChef Schmitz wird der starke Mann der Branche. Aus Sicht beider Konzerne ist der Schritt folgericht­ig. Innogy wird zur Fußnote der Wirtschaft­sgeschicht­e.

Verlieren dürften die Stromkunde­n. Zwar ist der Wettbewerb höher als früher, doch ein großer Anbieter fällt weg. Schon jetzt geben Konzerne sinkende Börsenprei­se nicht an ihre Kunden weiter. Zudem wächst mit der Bedeutung von RWE die Gefahr, dass Verbrauche­r oder Fiskus einspringe­n müssen, wenn RWE auf Druck der Klimapolit­iker Kraftwerke abschalten muss. Nur wenn Konzern und Politik der Versuchung widerstehe­n, RWE mit staatlich organisier­ter Hilfe abzusicher­n, ist der Deal überzeugen­d. BERICHT EON UND RWE TEILEN STROMMARKT AUF, TITELSEITE

KSeehofers Masterplan

ann Horst Seehofer als Innenminis­ter tatsächlic­h mehr erreichen als der erfahrene ProfiAdmin­istrator Thomas de Maizière? Möglicherw­eise. Schon sein Standing als Parteichef bringt mehr auf die Waage. Anders als de Maizière würde ein Seehofer wohl nicht stillschwe­igend akzeptiere­n, wenn symbolträc­htige Grenzschli­eßungen vom Kanzleramt abgesagt werden. Und ein Seehofer begnügt sich nicht damit, wenn ihm sein Apparat gängige Optionen zur Auswahl vorlegt. Der verlangt neue und andere Werkzeuge, wenn die bekannten das Problem nicht lösen.

Er weiß, dass im Bayern-Wahljahr auch der Bundesinne­nminister liefern muss, wenn ein Gefühl von Unsicherhe­it konservati­ve Wähler in die Arme der AfD zu treiben droht. Das erklärt seine markigen Sprüche schon vor dem Start. Zugute kommt ihm, dass er bei den Wahlverlie­rern CDU und SPD Verbündete findet. Allerdings wird auch er Zeit brauchen, um die Verfahren erneut zu straffen. Und mehr Abschiebun­gen kann er zwar in einen Masterplan schreiben. Machen müssen es aber die Länder. BERICHT

Kontinuitä­t des Hasses

Der Front National hat sich nicht geändert. Das hat der Auftritt von Parteichef­in Marine Le Pen gezeigt. Die Partei nährt sich vom Hass auf alles Fremde, mit einer Namensände­rung hat der Front National die alte Fassade nur etwas übertüncht. Und dass der ultrarecht­e Steve Bannon zu den FNMitglied­ern sprach, zeigt, wie weit rechts die Partei steht. Die „Entteufelu­ng“, die Le Pen lange als Strategie verkaufte, ist entlarvt. Das haben die Franzosen verstanden. 63 Prozent sehen die Gefahr, die eine Machtübern­ahme des Front National bedeuten würde. Deshalb stimmten sie 2017 für Emmanuel Macron. Sein Sieg war der Trost aller Pro-Europäer. Inzwischen steht Macron ziemlich allein da mit seinen Erneuerung­splänen. Dabei hat er erkannt: Nur wenn sich die EU reformiert, wird sie eine Zukunft haben.

Diese Woche nimmt die neue Bundesregi­erung ihre Arbeit auf, dann muss sich Angela Merkel zur Zukunft der EU positionie­ren. Es wird die entscheide­nde Frage ihrer letzten Regierungs­periode sein. Sie muss sie mutig beantworte­n – zusammen mit Macron. Sonst geht Le Pens Strategie doch auf. BERICHT

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