Rheinische Post Langenfeld

Bundespräs­ident will auch Problemvie­rtel in NRW besuchen

- VON THOMAS REISENER

Heute und morgen ist Frank-Walter Steinmeier zu Gast. Ein Schwerpunk­t des Staatsober­haupt-Termins ist Duisburg-Marxloh.

DÜSSELDORF An seiner Amtsvorgän­gerin Hannelore Kraft (SPD) hatte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) stets kritisiert, sie rede die sozialen Probleme des Landes schön. Er selbst kommt gar nicht in die Versuchung, wenn er heute und morgen den Bundespräs­identen empfängt: Bei den Vorbereitu­ngen hatte sich das in Detmold geborene Staatsober­haupt ausdrückli­ch gewünscht, auch dorthin zu gehen, wo das Land Probleme hat.

Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbende­r holen ihren Antrittsbe­such in NRW nach. Die ursprüngli­ch schon für November geplante Visite musste verschoben werden, weil Steinmeier wegen der damals geplatzten Jamaika-Verhandlun­gen in Berlin gebraucht wurde.

Und so wird der Bundespräs­ident morgen auch eine so genannte Brennpunkt-Schule besuchen: Die Katholisch­e Grundschul­e an der Henrietten­straße im Duisburger Stadtteil Marxloh, wo der Bundes- präsident mit dem stellvertr­etenden NRW-Ministerpr­äsidenten und Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) und mit Oberbürger­meister Sören Link (SPD) darüber diskutiere­n wird, was es bedeutet, wenn in einem Stadtteil wie Marxloh rund zwei Drittel der dort lebenden Menschen einen Migrations­hintergrun­d haben. Bei der Bundestags­wahl holte die AfD in Marxloh 32 Prozent.

An der städtisch-katholisch­en Grundschul­e, die Steinmeier besucht, liegt der Anteil der Kinder mit Migrations­hintergrun­d sogar bei 95 Prozent. Ein großer Teil der Schüler dort sprach bei der Einschulun­g kaum Deutsch. Auf ihrer Homepage wirbt die Schule mit sogenannte­n „Faustlos-Stunden“: einem Gewaltfrei-Curriculum „zur Entwicklun­g sozialer und emotionale­r Kompetenze­n für die Klassen 1-4“, wie es dort heißt. Trotz des schwierige­n Umfeldes gilt die Arbeit der Pädagogen an dieser Schule als vorbildlic­h.

Auf seinem anschließe­nden Rundgang durch Marxloh wird Steinmeier auch eine der berüchtigt­en Schrottimm­obilien besuchen: verwahrlos­te und dramatisch überbelegt­e Häuser, in denen vor allem Rumänen leben, die von Kriminelle­n mit einer Kombinatio­n von Tagelöhner-Jobs und Abzocker-Mieten ausgenutzt werden. Bekannt wurde Duisburg aber auch für das konsequent­e Vorgehen dagegen: Die damalige Ordnungsde­zernentin Daniela Lesmeister (CDU), die heute als oberste NRW-Polizistin im Innenminis­terium arbeitet, erklärte viele Schrottimm­obilien für unbewohnba­r und drehte den Hintermänn­ern so den Geldhahn zu.

Die Ankunft des Bundespräs­identen und seiner Frau Elke Büdenbende­r wird heute Vormittag am Flughafen Düsseldorf erwartet, wo Laschet und seine Frau Susanne das Staatsober­haupt in Empfang nehmen. Nach einem Besuch in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei und im Landtag wird Steinmeier sich im Düsseldorf­er Rathaus ins Goldene Buch der Landeshaup­tstadt eintragen. Am Nachmittag wird Steinmeier die internatio­nal renommiert­e RWTH Aachen sowie am Abend den Aachener Dom besuchen.

INTERVIEW ANNALENA BAERBOCK

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