Bundespräsident will auch Problemviertel in NRW besuchen
Heute und morgen ist Frank-Walter Steinmeier zu Gast. Ein Schwerpunkt des Staatsoberhaupt-Termins ist Duisburg-Marxloh.
DÜSSELDORF An seiner Amtsvorgängerin Hannelore Kraft (SPD) hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stets kritisiert, sie rede die sozialen Probleme des Landes schön. Er selbst kommt gar nicht in die Versuchung, wenn er heute und morgen den Bundespräsidenten empfängt: Bei den Vorbereitungen hatte sich das in Detmold geborene Staatsoberhaupt ausdrücklich gewünscht, auch dorthin zu gehen, wo das Land Probleme hat.
Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender holen ihren Antrittsbesuch in NRW nach. Die ursprünglich schon für November geplante Visite musste verschoben werden, weil Steinmeier wegen der damals geplatzten Jamaika-Verhandlungen in Berlin gebraucht wurde.
Und so wird der Bundespräsident morgen auch eine so genannte Brennpunkt-Schule besuchen: Die Katholische Grundschule an der Henriettenstraße im Duisburger Stadtteil Marxloh, wo der Bundes- präsident mit dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) und mit Oberbürgermeister Sören Link (SPD) darüber diskutieren wird, was es bedeutet, wenn in einem Stadtteil wie Marxloh rund zwei Drittel der dort lebenden Menschen einen Migrationshintergrund haben. Bei der Bundestagswahl holte die AfD in Marxloh 32 Prozent.
An der städtisch-katholischen Grundschule, die Steinmeier besucht, liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund sogar bei 95 Prozent. Ein großer Teil der Schüler dort sprach bei der Einschulung kaum Deutsch. Auf ihrer Homepage wirbt die Schule mit sogenannten „Faustlos-Stunden“: einem Gewaltfrei-Curriculum „zur Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen für die Klassen 1-4“, wie es dort heißt. Trotz des schwierigen Umfeldes gilt die Arbeit der Pädagogen an dieser Schule als vorbildlich.
Auf seinem anschließenden Rundgang durch Marxloh wird Steinmeier auch eine der berüchtigten Schrottimmobilien besuchen: verwahrloste und dramatisch überbelegte Häuser, in denen vor allem Rumänen leben, die von Kriminellen mit einer Kombination von Tagelöhner-Jobs und Abzocker-Mieten ausgenutzt werden. Bekannt wurde Duisburg aber auch für das konsequente Vorgehen dagegen: Die damalige Ordnungsdezernentin Daniela Lesmeister (CDU), die heute als oberste NRW-Polizistin im Innenministerium arbeitet, erklärte viele Schrottimmobilien für unbewohnbar und drehte den Hintermännern so den Geldhahn zu.
Die Ankunft des Bundespräsidenten und seiner Frau Elke Büdenbender wird heute Vormittag am Flughafen Düsseldorf erwartet, wo Laschet und seine Frau Susanne das Staatsoberhaupt in Empfang nehmen. Nach einem Besuch in der Düsseldorfer Staatskanzlei und im Landtag wird Steinmeier sich im Düsseldorfer Rathaus ins Goldene Buch der Landeshauptstadt eintragen. Am Nachmittag wird Steinmeier die international renommierte RWTH Aachen sowie am Abend den Aachener Dom besuchen.
INTERVIEW ANNALENA BAERBOCK