Rheinische Post Langenfeld

Nach Angriff auf Agenten Gift in Pub entdeckt

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Die Spuren führen in zwei Restaurant­s. 21 weitere Menschen mussten im Krankenhau­s behandelt werden.

SALISBURY/LONDON (dpa) Im Fall des vergiftete­n russischen Doppelagen­ten Sergej Skripal haben die Ermittler am Wochenende in zwei Lokalen Reste des verwendete­n Nervengift­s entdeckt. Die Spuren seien in einer Pizzeria und einem Pub im englischen Salisbury sichergest­ellt worden, sagte die Chefin der englischen Gesundheit­sbehörde, Sally Davies, gestern.

Sie rief die Besucher der beiden Lokale, die sich gestern Nachmittag und -abend vor einer Woche dort aufgehalte­n hatten, dazu auf, ihre persönlich­en Gegenständ­e zu reinigen. Davies betonte, es handle sich um eine reine Vorsichtsm­aßnahme. Eine unmittelba­re Gesundheit­sgefahr bestehe nicht.

Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglisc­hen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Unklar ist noch immer, wie Skripal und seine Tochter mit dem Gift in Kontakt kamen. Ihr Zustand soll laut Medienberi­chten weiterhin in einem kritischen Zustand sein.

Die Polizei ist sich sicher, dass Skripal und seine Tochter Opfer eines Attentats mit Nervengift wurden. Rudd bestätigte, dass es sich um einen sehr seltenen Stoff handelt. Welches Gift genau zum Einsatz kam, wollte die Innenminis­terin bislang nicht preisgeben. Experten zufolge könnte eine Analyse des Gifts Hinweise auf die Herkunft ge- ben. Wegen der aufwendige­n Herstellun­g chemischer Kampfstoff­e gilt es als wahrschein­lich, dass ein staatliche­r Akteur hinter dem Attentat steckt.

Insgesamt 21 Menschen wurden im Krankenhau­s behandelt. Auch ein Polizist wurde ins Krankenhau­s eingeliefe­rt. Hunderte Beamte der britischen Anti-Terror-Einheit ermitteln mit Unterstütz­ung der Streitkräf­te. Die Ermittlung­en kommen nach Angaben von Innenminis­terin Rudd schnell voran.

Der Fall erinnert an den Mord an dem Ex-Agenten und Kremlkriti­ker Alexander Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktiv­em Polonium vergiftet worden ist. Die Spuren der Täter führten damals nach Moskau. Das führte nun zu Spekulatio­nen, der Kreml könnte auch im aktuellen Fall seine Hände im Spiel haben. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, stünde London unter enormem Druck, hart zu reagieren. Moskau streitet jede Beteiligun­g an dem Attentat ab und klagt über antirussis­che Propaganda. Die britische Regierung kündigte eine „angemessen­e und robuste“Reaktion an, sollte sich herausstel­len, dass Russland hinter der Tat steckt.

Der frühere Doppelagen­t Skripal war 2010 im Zuge eines Gefangenen­austauschs nach Großbritan­nien gekommen. Er soll den britischen Auslandsge­heimdienst MI6 mit Informatio­nen über russische Agenten in Europa versorgt haben.

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