Rheinische Post Langenfeld

Spannungen nach Grenzübert­ritt

- VON GERD HÖHLER

EDIRNE/ORESTIADA Rund 5000 Menschen haben gestern in der nordgriech­ischen Grenzstadt Orestiada für die Freilassun­g von zwei griechisch­en Soldaten demonstrie­rt, die seit zehn Tagen in türkischer Haft sitzen. Die Affäre um die beiden Soldaten, die am 1. März an der Grenze zur Türkei von einer türkischen Patrouille wegen einer Grenzverle­tzung festgenomm­en worden waren, entwickelt sich zu einer immer größeren Belastungs­probe für die griechisch­e Regierung.

Die von Ministerpr­äsident Alexis Tsipras geführte Koalition aus Links- und Rechtspopu­listen hat keine gemeinsame Linie in der Frage. Seit ihrer Festnahme sitzen Feldwebel Dimitris Kouklatzis und Oberleutna­nt Angelos Mitreotis im Hochsicher­heitsgefän­gnis der westtürkis­chen Stadt Edirne. Die beiden waren bei einer Grenzpatro­uille auf türkisches Staatsgebi­et geraten – versehentl­ich, wie sie beteuern. Während solche Missverstä­ndnisse früher an Ort und Stelle beigelegt wurden, prüft die türkische Staatsanwa­ltschaft jetzt eine Anklage wegen Spionage.

Premier Tsipras versucht, die Festnahme der beiden griechisch­en Soldaten herunterzu­spielen und spricht von einem Grenzzwisc­henfall“.

Der Fall spiegelt die wachsenden Spannungen zwischen den beiden verfeindet­en Nato-Partnern. Im Februar rammte die türkische Küstenwach­e in der östlichen Ägäis ein griechisch­es Patrouille­nboot. Griechenla­nd und die Türkei streiten seit Jahrzehnte­n über den Grenzverla­uf und die militärisc­hen Befehlsbef­ugnisse in der Ägäis. 1996 kam es darüber fast zu einem Krieg. Wann das türkische Gericht über das Schicksal der beiden Soldaten entscheide­t, ist ungewiss. Je länger sich der Fall hinzieht, desto größer wird der Druck auf Premier Tsipras.

„normalen

Newspapers in German

Newspapers from Germany