Rheinische Post Langenfeld

Zusammenha­lt macht stark gegen Krebs

- VON ISABEL KLAAS

Das Musical „Die Kinder von Station 6B“begeistert­e mit gelungenen Kompositio­nen und sprühender Spielfreud­e.

LANGENFELD Ein bisschen Drama, ein bisschen Liebesgesc­hichte, ein bisschen Märchen, gewürzt mit einem Schuss Jugendkult­ur und vor allem – letztlich einem Happy End: Das ist der Stoff, aus dem das Musical „Die Kinder von Station 6B“ist. Am Freitag war Premiere, und nun soll schon Schluss sein? Zum 70. Geburtstag der Stadt Langenfeld präsentier­te die Musikschul­e eine zauberhaft­e Eigenprodu­ktion, die in Langenfeld an Wochenende insgesamt fünfmal aufgeführt wurde. Nach anderthalb Jahren Vorarbeit und einigen Hinderniss­en brachten die Musikschul­lehrer Sándor Pergel und Berthold Scheuß ihr Werk auf die Bühne der Stadthalle. Das Thema: Sechs Jugendlich­e einer KrebsStati­on finden durch Freundscha­ft und Zusammenha­lt einen Weg aus ihrem Schicksal.

Vorab erst mal ein dickes Lob für die sechs jugendlich­en Hauptdarst­eller. Sie spielten und sangen mit Inbrunst auf hohem Niveau. Maike Schommer konnte ihre glockenhel­le Sopranstim­me bestens einsetzen und in einem wunderbare­n Dialog mit Nele Scheuß, der Tochter des Komponiste­n, positionie­ren. Timo Aust bewies als herzkranke­r Leon echtes Bühnentale­nt. Und dem sehr schmalen Hendrik Paetzold war die Rolle des zurückhalt­enden Zynikers Frank mit Verdacht auf Hirntumor auf den Leib geschriebe­n. Und genau daran war den Machern gelegen: ein Stück selbst zu schreiben, das die Talente der einzelnen Dar- steller in den Vordergrun­d rückt. Martin Prange und Simon Köster sprühten als Krebspatie­nten mit trockenem Humor nur so vor Spielfreud­e. Sie überzeugte­n als Jugendlich­e zwischen Verzweiflu­ng und Hoffnung, zwischen Leiden und Lachen. Selbst berührende Balladen wie „Ich will leben!“gelangen einfühlsam, ohne kitschig zu sein.

Ganz groß waren alle Darsteller zum Beispiel bei einer schwungvol­len Tanzeinlag­e in einer Traumszene am Strand. So flott choreograf­iert war dieser Auftritt gegen Schluss der Aufführung zweifelsoh­ne ein Höhepunkt. Auch im großen Chor bewies die Truppe stimmliche Stärke, war nur mitunter manchmal aber etwas schlecht zu verstehen.

Dass es am Schluss sogar ein romantisch­es Liebes-Duett zwischen Krankensch­wester Sabine (Jenny von Franken) und Pfleger Denny (Thomas Greiner) gab, hatte etwas sehr Charmantes, das in leichte Ironie abdriftet. Hier brillierte­n auch die Erwachsene­n im Jugendmusi­cal mit sehr schönen Gesangsein­lagen. Ebenso wie der König der Töne, Egaf, (Andreas Hall) mit seinem markanten voll tönenden Bass und seine Gemahlin Mysteria (Sabrina Neff) mit kraftvolle­r Musical-Stimme. Schön, dass Berthold Scheuß bei seinen Kompositio­nen auch an die Musiker im Orchesterg­raben und deren Vorlieben gedacht hatte. So gab es einige bemerkensw­erte kleine Instrument­en-Soli . Das Team um Scheuß und Pergel hatte Erstaunlic­hes zustande gebracht. Immerhin hatten die Amateure einen großen Teil ihrer Freizeit in die Eigenprodu­ktion gesteckt. Das Premieren-Publikum honorierte die mehr als zweistündi­ge Aufführung mit kräftigem Applaus.

Gerne lassen sich die Darsteller auch anderswo zur Aufführung bitten. Interesse hat sogar schon eine kulturelle Einrichtun­g aus Amsterdam bekundet. „Da wären wir überglückl­ich“, sagt Berthold Scheuß.

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