Dominanz ist gut, Tore wären besser
Geschlossen, fleißig, fokussiert – nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach verdiente sich die Leistung der Werkself viele lobende Adjektive. Allerdings machten die Spieler ein Manko aus: mangelnden Killerinstinkt.
LEVERKUSEN Für Bernd Leno war der Samstagabend in der BayArena vergleichsweise entspannt. Die Angriffsbemühungen von Borussia Mönchengladbach waren zu harmlos, um den Schlussmann ernsthaft in die Bredouille zu bringen. So war es kurz vor dem Abpfiff ein Mitspieler, der die Nummer eins der Werkself zu einer Glanzparade nötigte: Wendell köpfte eine Gladbacher Flanke ebenso präzise wie unbeabsichtigt auf das eigene Tor. Leno konnte den tückischen Aufsetzer aus kürzester Distanz mit einem katzenartigen Reflex entschärfen. Er nahm die Szene anschließend mit vielsagender Ironie: „Vielleicht wollte er, dass ich auch mal was zu tun habe. So viel hatte ich ja nicht zu halten.“
Es ist bezeichnend, dass ein Spieler von Bayer 04 die beste Chance für die Gäste aus Mönchengladbach hatte. Bis auf einen gefährlichen Kopfball des Ex-Leverkuseners Josip Drmic hatte die Elf vom Niederrhein in der Offensive nur wenig zu bieten, was vor allem an der exzellenten Abwehrarbeit der Werkself lag – und zwar von der gesamten Mannschaft. „Wir haben bis auf die letzten zehn Minuten das Spiel kontrolliert und nichts zu gelassen“, resümierte Leno, der aber eine aus seiner Sicht unnötig spannende Partie erlebte. „Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen.“
Das ist eine treffende Analyse, die weit über das Derby vom Samstagabend hinausreicht. Auch bei den 2:1-Siegen in Hamburg und Wolfsburg versäumte es die Werkself, rechtzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Insofern war es nicht nur Leno, der das Sprachbild des zugemachten Sackes bemühte. Auch Julian Brandt, der nach dem Führungstor von Lucas Alario (39.) erst in der 92. Minute die Partie entscheiden konnte, ist der fehlende Killerinstinkt seines Teams aufgefallen. Es sei wichtig, einem 1:0 möglichst schnell das 2:0 folgen zu lassen, um Sicherheit zu gewinnen, sagte er. Kapitän Lars Bender teilte diese Einschätzung: „Wir hätten es frühzeitig klarmachen können.“
Das Manko vor dem Tor ziehe sich bereits durch die gesamte Saison, monierte der 28-Jährige. „Man kann das Gefühl haben, dass man alles im Griff hat und nichts zulässt und dann reicht dem Gegner unter Umständen doch eine Szene aus. Dies- mal ist es zum Glück gutgegangen.“Sich dauerhaft darauf verlassen will sich aber niemand im Lager der Werkself – nicht nur, weil Unsicherheit im Sport kein guter Ratgeber ist. „Es wäre auch ökonomischer, wenn wir in Zukunft früher den Deckel drauf machen“, sagte Bender mit Blick auf den kräftezehrenden Endspurt der laufenden Saison, der am kommenden Sonntag mit dem nächsten Derby in Köln weitergeht – und auf einem Champions-LeaguePlatz enden soll.
Was Bayer 04 beim Lokalduell in Köln erwartet, weiß Bender genau: „Für sie geht es ums Überleben und sie werden gegen uns alles reinhauen, was sie haben. Das wird – schon wieder – eine intensive Nummer.“