Rheinische Post Langenfeld

Dominanz ist gut, Tore wären besser

- VON DORIAN AUDERSCH

Geschlosse­n, fleißig, fokussiert – nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengla­dbach verdiente sich die Leistung der Werkself viele lobende Adjektive. Allerdings machten die Spieler ein Manko aus: mangelnden Killerinst­inkt.

LEVERKUSEN Für Bernd Leno war der Samstagabe­nd in der BayArena vergleichs­weise entspannt. Die Angriffsbe­mühungen von Borussia Mönchengla­dbach waren zu harmlos, um den Schlussman­n ernsthaft in die Bredouille zu bringen. So war es kurz vor dem Abpfiff ein Mitspieler, der die Nummer eins der Werkself zu einer Glanzparad­e nötigte: Wendell köpfte eine Gladbacher Flanke ebenso präzise wie unbeabsich­tigt auf das eigene Tor. Leno konnte den tückischen Aufsetzer aus kürzester Distanz mit einem katzenarti­gen Reflex entschärfe­n. Er nahm die Szene anschließe­nd mit vielsagend­er Ironie: „Vielleicht wollte er, dass ich auch mal was zu tun habe. So viel hatte ich ja nicht zu halten.“

Es ist bezeichnen­d, dass ein Spieler von Bayer 04 die beste Chance für die Gäste aus Mönchengla­dbach hatte. Bis auf einen gefährlich­en Kopfball des Ex-Leverkusen­ers Josip Drmic hatte die Elf vom Niederrhei­n in der Offensive nur wenig zu bieten, was vor allem an der exzellente­n Abwehrarbe­it der Werkself lag – und zwar von der gesamten Mannschaft. „Wir haben bis auf die letzten zehn Minuten das Spiel kontrollie­rt und nichts zu gelassen“, resümierte Leno, der aber eine aus seiner Sicht unnötig spannende Partie erlebte. „Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen.“

Das ist eine treffende Analyse, die weit über das Derby vom Samstagabe­nd hinausreic­ht. Auch bei den 2:1-Siegen in Hamburg und Wolfsburg versäumte es die Werkself, rechtzeiti­g für klare Verhältnis­se zu sorgen. Insofern war es nicht nur Leno, der das Sprachbild des zugemachte­n Sackes bemühte. Auch Julian Brandt, der nach dem Führungsto­r von Lucas Alario (39.) erst in der 92. Minute die Partie entscheide­n konnte, ist der fehlende Killerinst­inkt seines Teams aufgefalle­n. Es sei wichtig, einem 1:0 möglichst schnell das 2:0 folgen zu lassen, um Sicherheit zu gewinnen, sagte er. Kapitän Lars Bender teilte diese Einschätzu­ng: „Wir hätten es frühzeitig klarmachen können.“

Das Manko vor dem Tor ziehe sich bereits durch die gesamte Saison, monierte der 28-Jährige. „Man kann das Gefühl haben, dass man alles im Griff hat und nichts zulässt und dann reicht dem Gegner unter Umständen doch eine Szene aus. Dies- mal ist es zum Glück gutgegange­n.“Sich dauerhaft darauf verlassen will sich aber niemand im Lager der Werkself – nicht nur, weil Unsicherhe­it im Sport kein guter Ratgeber ist. „Es wäre auch ökonomisch­er, wenn wir in Zukunft früher den Deckel drauf machen“, sagte Bender mit Blick auf den kräftezehr­enden Endspurt der laufenden Saison, der am kommenden Sonntag mit dem nächsten Derby in Köln weitergeht – und auf einem Champions-LeaguePlat­z enden soll.

Was Bayer 04 beim Lokalduell in Köln erwartet, weiß Bender genau: „Für sie geht es ums Überleben und sie werden gegen uns alles reinhauen, was sie haben. Das wird – schon wieder – eine intensive Nummer.“

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FOTO: IMAGO Chance vertan: Kevin Volland (Mitte) setzt sich gegen Gladbachs Tony Jantschke durch, doch sein Kopfball verfehlt das von Yann Sommer gehütete Tor.

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